Elektroautohersteller Nio nutzt humanoide Roboter in der Automobilproduktion

Bei dem chinesischen Elektroautohersteller Nio laufen bereits erste humanoide Walker S Roboter durch die Produktion. Sie montieren und prüfen.

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Humanoider Roboter  Walker S überprüft einen Sicherheitsgurt.

Der humanoide Roboter Walker S überprüft bei Nio einen Sicherheitsgurt.

(Bild: UBTech Robotics (Screenshot))

Lesezeit: 3 Min.

Der Elektroautohersteller Nio setzt humanoide Roboter des Typs Walker S von UBTech Robotics bereits seit 2023 in seinen Produktionslinien ein. Im Gegensatz zu BMW und Mercedes-Benz, die den Einsatz von humanoiden Robotern in ihren Herstellungsfabriken derzeit noch weitgehend theoretisch evaluieren, ist Nio schon einen Schritt weiter. Yi Peng, Leiter der Abteilung für humanoide Roboter und Intellectual Engineering bei Nio, verriet im Rahmen der China Humanoid Robot Ecology Conference in Shanghai Anfang April 2024, wie die humanoiden Roboter bereits jetzt verwendet werden.

Demnach hat sich Nio auf zwei Einsatzbereiche konzentriert: Zum einen nutzen sie fixierte humanoide Roboterarme. Sie werden in engen Räumen eingesetzt, arbeiten mit visuellen Erkennungsalgorithmen und nutzen 5G-Technik. Zum anderen verwendet Nio den humanoiden Roboter Walker S. Er besitzt Echtzeit-Bilderfassungs- und Übertragungsfähigkeiten, die Nio dazu nutzt, um an Türschlössern, Sicherheitsgurten und Scheinwerferabdeckungen Qualitätsprüfungen vorzunehmen. Zusätzlich bringt der Roboter Fahrzeugkennzeichnungen an.

Bei der Qualitätsprüfung greift der Autohersteller auf die internen visuellen Sensoren des Roboters zurück. Speziell entwickelte Algorithmen erfassen die Bilder der zu prüfenden Automobilteile und beurteilen danach die Qualität der Teile.

Der Einsatz von humanoiden Robotern in der Fahrzeugfertigung lässt sich nach Ansicht von Yi noch deutlich steigern, denn die traditionelle industrielle Automatisierung hat Schwierigkeiten, die angestiegene Nachfrage nach intelligenter Fertigung von Automobilen zu befriedigen. Humanoide Roboter haben durch ihre eingebaute Künstliche Intelligenz (KI) sowie ihre menschliche Form und damit flexible Einsatzmöglichkeit das Potenzial, für Menschen gefährliche Arbeitsvorgänge zu automatisieren, sagt Yi.

Zugleich sieht Yi in dem Einsatz humanoider Roboter eine Möglichkeit, die ansteigenden Arbeitskosten in der Automobilproduktion zu senken, um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu sein. Langfristig ist das Ziel, ganze Montagelinien vollständig zu automatisieren. Ganz so schnell wird das jedoch nicht der Fall sein, schätzt Yi ein. Es werde noch lange dauern, bis sich humanoide Roboter auf breiter Front durchsetzen.

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Entsprechend erwartet Yi drei Phasen in der Kommerzialisierung humanoider Roboter für die Produktion: Szenario-, Effizienz- und Kosten-basierte Phasen. In der Szenario-basierten Phase erfolge zunächst die Evaluation typischer Einsatzmöglichkeiten von humanoiden Robotern in der Autoproduktion. In der zweiten, der Effizienz-basierten Phase, gehe es darum, die Systembetriebsfähigkeit der humanoiden Roboter zu überprüfen und einen realen Wert für die Produktion und das Unternehmen zu schaffen. In der kostenorientierten Phase werde der Umfang der Einführung von humanoiden Robotern bestimmt. Dabei spiele auch das Niveau der verkörperten KI eine entscheidende Rolle.

Yi hat auch bereits eine Vorstellung davon, in welchen Bereichen humanoide Roboter in der Automobilproduktion am ehesten eingesetzt werden können. Das sind die Logistik – insbesondere der Transport schwerer Teile – sowie die Montage und die Qualitätskontrolle.

(olb)