Endlich geschafft: Oracle bekommt 60 Prozent der Peoplesoft-Anteile

Der amerikanische Unternehmenssoftware-Konzern Oracle hat 228,7 Millionen PeopleSoft-Aktien oder mehr als 60 Prozent der Anteile des US-Konkurrenten bei seinem Übernahmeangebot von 9,2 Milliarden Dollar (7,1 Mrd Euro) angeboten bekommen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Renate Grimming
  • dpa

Mit rund anderthalb Jahren Dauer dürfte Oracles feindlicher Übernahmeversuch von PeopleSoft als eine der längsten Unternehmens-Schlachten in die Geschichte des Silicon Valley eingehen. Mit der lange erwarteten Entscheidung soll aber auch eine Schlammschlacht zu Ende gehen, die vermutlich ebenfalls ihres Gleichen sucht. Einen sehr wichtigen Etappensieg konnte Oracle-Chef Larry Ellison am Samstag erringen: Die PeopleSoft-Aktionäre haben ihm über 60 Prozent der Anteilsscheine angeboten.

Das unerbittliche Festhalten von Oracle-Chef Larry Ellison an seinem Ziel und das vehemente Abweisen der Offerten durch den ehemaligen PeopleSoft-CEO Craig Conway hatte immer wieder für Spekulationen gesorgt, ob die Firmen-Chefs damit nicht auch eine rein persönliche Schlacht ausfechten. Immerhin reagierte Conway auf die immer wieder erneuerten Angebote, als hätte man ihn ganz persönlich beleidigt.

Ellison ist bekannt dafür, dass er abtrünnige Mitarbeiter nicht nur mit markigen Worten attackiert. Ähnlich wie der ebenfalls ehemalige Oracle-Mitarbeiter und spätere Konkurrent Tom Siebel stand auch Conway im Fadenkreuz des Milliardärs, der im Silicon Valley nicht gerade als zimperlich gilt, wenn es um Ansehen und Marktanteile geht. Auch Siebel soll Ellison einmal öffentlich als möglichen Übernahmekandidaten genannt haben. Doch die «Little Larrys», wie sie in Branchenkreisen heißen, schießen oft mit gleichem Pulver zurück.

Vor allem Conway glänzte in seinen Verbalattacken mit wortgewaltigem Temperament und stand darin Ellison in nichts nach. Zuletzt bezeichnete er seinen ehemaligen Chef vor Gericht als Dschingis Khan, bestritt allerdings, ihn als Soziopathen tituliert zu haben. Das feindliche Übernahmeangebot tat er als «scheußlich schlechtes Benehmen» ab. Vehement versuchte er die Aktionäre zu überzeugen, dass Ellison nur an PeopleSoft interessiert sei, um den mächtigen Konkurrenten zu vernichten.

«Wenn Larry Ellison sagt, Oracle wolle Peoplesoft übernehmen, dann klingt das wie der Vorschlag, sich einen Hund zu kaufen - um ihn im Hinterhof zu erschießen», erklärte Conway. Ellison nahm das natürlich als Steilvorlage. Öffentlich erklärte er: «Hätte ich eine Kugel, sie wäre sicherlich nicht für den Hund.» Als Höhepunkt des Streits trat Conway kurz darauf bei einer Kundenmesse mit seinem eigenen Hund auf die Bühne - beide mit kugelsicheren Westen.

Larry Ellison lieferte in der Vergangenheit immer wieder Stoff auch für die Boulevard-Presse. Im Jahr 2000 gründete Ellison das Oracle-Racing-Team, das seit 2002 unter dem Namen Oracle BMW Team firmiert. Das Team gehört inzwischen zu den ständigen Favoriten im America's Cup. Und auch auf hoher See lässt Ellison zuweilen den Rüpel heraushängen: So soll sein Team einmal vor der Küste Hawaiis den SAP-Mitbegründer Hasso Plattner nach einem Mastbruch ohne Hilfe links liegen gelassen haben. Aus seiner Schadenfreude machte Ellison auch keinen Hehl, als er einmal Microsoft-Mitgründer Paul Allen mit Absicht fast touchierte und ihn mitsamt seinen Gästen ordentlich nass machte.

Der 1944 in New York geborene Larry Ellison stammt aus relativ armen Verhältnissen. Nachdem er sein Studium der Physik in Chicago abgebrochen hatte, arbeitete er als Programmierer bei verschiedenen Firmen im Silicon Valley, bis er schließlich 1977 gemeinsam mit einem Kollegen seine eigene Firma gründete - angeblich mit einem Startkapital von nur wenigen tausend Dollar. Heute erzielt das Unternehmen mit Datenbanksystemen jährlich mehr als zehn Milliarden Dollar Umsatz und beschäftigt mehr als 41 000 Mitarbeiter. Nach eigenen Angaben ist Oracle das weltweit zweitgrößte unabhängige Softwareunternehmen.

Trotz allen Ehrgeizes ist Ellison damit also nicht an seinem Feindbild Microsoft vorbeigekommen. Mit einem seiner wohl liebsten Erzfeinde, mit Bill Gates, lieferte sich Ellison in den Neunzigern einen Wettlauf um das erfolgreichste Unternehmen und um den Titel als reichster Mann der Welt - Ellison rangiert derzeit auf Platz 12 der «Forbes»-Liste.

Vor einigen Jahren warf er dem weltgrößten Softwarekonzern aus Redmond vermutlich zu Recht vor, das Internet verschlafen zu haben. Mit seinem Net-PC versuchte er, eine vielleicht geniale Idee umzusetzen. Statt jeden einzelnen Personal Computer mit Microsoft- Betriebssystem und Software hochzurüsten, sollten die Programme und Anwendungen über ein Netzwerk oder über das Internet bereitgestellt werden. Doch statt Microsoft damit auszubremsen, ging die Entwicklung in eine ganz andere Richtung: Der Net-PC floppte, dramatisch fallende Preise für PCs machten Ellison einen Strich durch die Rechnung.

(Renate Grimming, dpa) ()