Energie sparen mit dem Stromzähler

Ein vernetzter Stromzähler soll den Energieverbrauch eines Haushalts sekunden- und wattgenau aufdecken.

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Ab dem Sommer will die EnBW in Baden-Württemberg ihren Stromkunden einen intelligenten Stromzähler ins Heimnetz hängen, der eine sekundengenaue Abfrage der aktuell gezogenen Leistung, umgangssprachlich Stromverbrauch, per PC ermöglicht. Mit dem Gerät soll man nicht nur Standby-Energiefressern auf die Schliche kommen, sondern gar potenzielle Gefahrenquellen entdecken können. Als Beispiel für Ersteres führt die EnBW eine Espressomaschine an, die im Standby das Wasser warm hält, damit der Kaffee möglichst schnell bereit steht. Allein diese Komfortfunktion verursacht über 30 Euro Stromkosten pro Jahr. Demgegenüber macht das Aufbrühen von fünf Tassen Espresso täglich ohne Standby nur zwei Euro aus, auch wenn man etwas länger warten muss. Auch deutlich weniger auffällige Standby-Stromschleudern wie Hifi-Anlagen soll man aufdecken können, denn das Gerät zeigt die durchgehende Leistung aufs Watt genau an, heißt es. Mit Gefahrenvermeidung meint die EnBW, dass man beispielsweise beim Verlassen der Wohnung automatisch informiert wird, wenn bestimmte Verbraucher wie etwa der Elektroherd noch eingeschaltet sind.

Der Zähler meldet den aktuellen Verbrauch über einen bestehenden Breitband-Internetanschluss an den Stromlieferanten. Dafür besitzt er ein integriertes Powerline-Modul, das von Devolo stammt. Ein mitgeliefertes Gegenstück im üblichen Steckernetzteilformat schließt man per LAN-Kabel an seinen Heimrouter an. Da der Zähler alle Viertelstunde ein Update schickt, ist eine DSL-Flatrate sinnvoll. Er puffert die Messwerte aber auch bis zu drei Monate lang, falls jemand seinen Internetzugang selten nutzt und dann manuell aktiviert. Im Pilotversuch, der mit zweimal 1000 Kunden seit Sommer 2007 läuft, geschieht die XML-Datenübermittlung noch im Klartext per http über Port 8080, sodass man mit recht geringem Aufwand verfolgen kann, welche Daten das Heim verlassen. Der Regelbetrieb wird dagegen verschlüsselt per https geschehen. Das wird Datenschützern nicht schmecken, aber wohl kaum zu vermeiden sein, damit Bastler nicht mittels angepasster Firewall-Regeln im Eigenbaurouter ihre Stromkosten drücken.

Das auf der Hannover Messe in Halle 13, Stand C10 zu sehende System ist indes nicht aus reiner Nächstenliebe entstanden. Vielmehr hat die EU den Stromlieferanten ins Stammbuch geschrieben, dass sie ihren Kunden bis 2012 die Energiekosten monatlich transparent machen müssen. Das dürfte auf eine monatliche Abrechnung wie beim Telefonanschluss oder Handy hinauslaufen, wenn die EU-Vorgabe einst in nationales Recht umgesetzt ist. Da aber kaum ein Kunde alle vier Wochen eine Postkarte mit dem aktuellen Zählerstand ausfüllen will und auch die Versorger ihre Ableser gewiss nicht zwölfmal so oft wie bisher herumschicken wollen, ist der Einsatz intelligenter Zähler mittelfristig unausweichlich.

Für die fernere Zukunft strebt die EnBW an, mit Haustechnikherstellern wie Miele oder Bauknecht zu kooperieren, damit sich energieintensive Hausgeräte fernsteuern lassen. So soll der Kunde beispielsweise sein Brot nachts zu einem günstigeren Niedrigtarif backen. Den Stromlieferanten beschert die Fernsteuerbarkeit den Vorteil, ihre Netzauslastung besser steuern zu können. Zur Höhe der Tarife mochte EnBW noch keine Details nennen. heise online konnte lediglich erfahren, dass geringe Installationskosten, eine monatliche Grundgebühr sowie eine zwölfmonatige Mindestbindung anfallen. (ea)