Energiewende: Betreiber warnen vor Strom-Teuerung im Süden ohne neue Trassen

Betreiber 50Hertz und der BDI-Chef auf der einen Seite, der bayerische Ministerpräsident auf der anderen: Der Stromnetzausbau im Süden bleibt umstritten.

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Betreiber: Strom im Süden ohne neue Trassen deutlich teurer

Umspannwerk Bad Lauchstädt

(Bild: 50Hertz)

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Von
  • dpa
Zum Thema Energiewende

Ausstieg aus der Kernenergie, ein Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien, intelligente Stromnetze (Smart Grids), usw.: Die Energiewende, nach der Atomkatatrophe in Fukushima auch von der Union auf den Weg gebracht, hat viele Elemente. Mittlerweile werden nicht alle mit Begeisterung gesehen: Bürger protestieren gegen Windparks und Stromtrassen, wenn sie in ihrer Umgebung gebaut werden sollen. Und selbst in der Politik gibt es Zwist.

Ohne die heftig umstrittenen Nord-Süd-Stromtrassen würde Energie in Süddeutschland nach Betreiberangaben deutlich teurer. Verbraucher müssten dann in einigen Jahren im Süden drei bis fünf Prozent mehr für Strom bezahlen als im Norden, Industriebetriebe fünf bis zehn Prozent, warnte der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz am Montag in Berlin. "Jetzt kann niemand mehr sagen, er wisse nicht, was er tut", sagte 50Hertz-Chef Boris Schucht.

Die vier Netzbetreiber – 50Hertz sowie Amprion, Tennet und TransnetBW – wollen durch drei neue Höchstspannungsleitungen Windstrom von der Küste nach Süden bringen. Widerstand gegen die Pläne gibt es besonders in Bayern. "So schwer das zu vermitteln ist: Der Netzausbau bleibt der Schlüssel für die Energiewende", sagte Schucht. 50Hertz habe im vergangenen Jahr die Rekordsumme von 572 Millionen Euro investiert und werde in den nächsten zehn Jahren jeweils auf diesem Niveau weitermachen.

Unterdessen hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die scharfe Kritik des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) an der Energiepolitik der CSU zurückgewiesen. Die Mahnungen von BDI-Präsident Ulrich Grillo entbehrten "jeder sachlichen Grundlage", sagte der CSU-Chef am Montag vor einer Parteivorstandssitzung in München. "Der Herr Grillo ist ganz offenkundig unzureichend informiert über die Energiewende." Er werde Grillo nun per Brief zu einem Gespräch über die Beweggründe für die bayerische Energiepolitik einladen.

Die Bayerische Staatsregierung sperrt sich gegen den Ausbau der Netze, da es in den vom Leitungsbau betroffenen Regionen Widerstand gibt. Der BDI-Präsident hatte der CSU in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verantwortungsloses Handeln in der Energiepolitik vorgeworfen. Die Versorgungssicherheit sei eines der höchsten Güter, und dafür brauche man Stromnetze, argumentierte er. (anw)