Erpressung durch Kredit-Apps: Angeblich dutzende Todesopfer in Indien

In dutzenden Fällen sind Menschen in Indien Kreditgebern zum Opfer gefallen, die bei fehlender Rückzahlung dank abgegriffener Handydaten skrupellos erpressen.

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Frau in traditioneller Kleidung aus Indien am Smartphone

(Bild: Rawpixel.com/Shutterstock.com)

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Allein in Indien haben sich bereits mindestens 60 Menschen selbst getötet, nachdem sie über Smartphone-Apps Kredite aufgenommen haben und sie beziehungsweise ihre Kontakte in der Folge massiv belästigt wurden. Das hat die BBC ermittelt, die jetzt einen Dokumentarfilm über die Praxis der App-Anbieter veröffentlicht hat. Solche Anwendungen werden demnach in Indien und anderen Staaten in Asien, Afrika und Lateinamerika angeboten, dort versprechen sie leicht zu erhaltende Kredite. Im Gegenzug fordern die Apps demnach Zugriff auf Kontakte und andere Inhalte auf den Smartphones. Wird der Kredit nicht zurückgezahlt – aber manchmal auch trotzdem – folgen demnach Belästigungen, mit teilweise schlimmen Folgen für die Betroffenen. Die Verantwortlichen sitzen demnach oft in China.

Das Geschäftsmodell sei "brutal, aber simpel", schreibt die BBC. Mit den Informationen, die die Apps abgreifen, werden die Kreditnehmer- und -nehmerinnen später regelrecht erpresst. Den dafür Verantwortlichen sei alles erlaubt, "solange sie die Rückzahlung bekommen", zitiert der Nachrichtensender einen davon, der mit versteckter Kamera gefilmt wurde. Worum es genau geht, zeigt der geschilderte Fall einer respektierten Anwältin in Mumbai, an deren Kontakte ein gefälschtes Nacktbild von ihr geschickt worden sei. In anderen Fällen seien Betroffene und ihre Kontakte massiv bedrängt und beleidigt worden, für Dutzende war die "Folter" nicht auszuhalten. Der Betreiber eines verantwortlichen Call-Centers habe erklärt, in jeder Kontaktliste gibt es einen, der ein Leben zerstören kann.

In den geschilderten Fällen geht es zumeist um kleine Kredite über umgerechnet wenige hundert Euro, weil die Rückzahlung aber schnell fällig ist und die Gebühren hoch sind, wachsen die Schulden rasch auf tausende Euro. Zumeist würden sich die Betroffenen zu sehr schämen, um sich Hilfe zu suchen, sobald die Rückzahlung nicht klappt. Das macht sie demnach anfälliger für die folgenden Erpressungen. Für die gebe es ein regelrechtes Drehbuch, zitiert die BBC einen Verantwortlichen, der wegen Beschwerden schon einmal festgenommen war und inzwischen nach China geflüchtet sei. Den Betroffenen bleibt demnach meist nichts außer einem Wechsel der SIM-Karten und Bitten an die Kontakte, die Nachrichten zu ignorieren. Der BBC-Dokumentarfilm "The Trap" ist auf YouTube einsehbar.

Hinweis: In Deutschland finden Sie Hilfe und Unterstützung bei Problemen aller Art bei der telefonseelsorge.de und telefonisch unter 0800 1110111. Auch in Österreich gibt es kostenfreie Hilfsangebote und in der Schweiz hilft unter anderem die Dargebotene Hand per E-Mail, Chat sowie telefonisch unter Tel. 143.

(mho)