Erste Vorabversion von Fedora 12 veröffentlicht

Die erste von zwei Testversionen enthält bereits alle größeren Neuerungen der im November erwarteten Linux-Distribution. Zahlreiche Verbesserungen gab es etwa im Virtualisierungsbereich.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

(Bild: fedoraproject.org)

Das Fedora-Projekt hat die erste und einzige Alpha-Version des Constantine genannten Fedora 12 zum Download freigegeben – wie so häufig ein klein wenig später als ursprünglich geplant. Da die nächste Fedora-Version den "Feature Freeze" bereits hinter sich hat, bringt die Alpha schon jetzt alle größeren Neuheiten der am 10.  November erwarteten Linux-Distribution mit.

Dazu gehört unter anderem der Umstieg auf die Kompression der RPM-Pakete mit dem von neueren LZMA-Versionen bekannten XZ-Format. Die Fedora-Entwickler führten zudem einige Anpassungen durch, damit Kernel und Software auf modernen x86-32-Systemen bessere Performance erzielen – auf i586-CPUs wie VIAs C3-Prozessoren mit Ezra- und Samuel-Kern oder AMDs Geode GX arbeitet die nächste Fedora-Version daher nicht.

Als Desktops sollen bei Fedora 12 GNOME 2.28 und KDE 4.3 dienen – letzteres ist aber keine rechte Neuerungen, denn das mit KDE 4.2 ausgelieferte Fedora 11 bekommt die neue KDE-Version seit heute als reguläres Update nachgeliefert. Teile von Moblin haben die Entwickler ebenfalls integriert. Statt dem auf Mono aufsetzenden Notiz-Software Tomboy installiert Fedora in Zukunft dessen C++-Portierung Gnote.

GNOME-Desktop bei Fedora 12 Alpha / Rawhide

Den bei Fedora 11 neu eingeführten Audio-Mixer für GNOME überarbeiten die Entwickler, um das reichlich kritisierte Programm attraktiver zu machen. Auch das von der Mixer-Software genutzte und ebenfalls viel gescholtene PulseAudio erweiterten die Fedora-/Red-Hat-Entwickler um zahlreiche Neuerungen – darunter UPnP MediaServer Support und Unterstützung für Event-Sounds mit Surround-Audio.

Als X-Server dient der Alpha eine Entwicklerversion von X.org 7.5 inklusive X-Server 1.7 und der Unterstützung für die X Input Extension 2.0 (XI2). Die neue X.org-Version hatte eigentlich dieser Tage erscheinen sollen, bislang haben die X-Entwickler aber noch nicht einmal eine Vorabversion veröffentlicht, sodass noch einige Wochen bis zur Fertigstellung vergehen dürften. Die aktuellen Versionen der proprietären Grafiktreiber von AMD und Nvidia arbeiten nicht unter der Alpha von Fedora, eine Beta-Version der neusten Nvidia-Treiber soll allerdings funktionieren.

Als Kernel dient der Alpha eine Vorabversion von Linux 2.6.31. Statt einer systemspezifischen, bei der Kenrel-Installation mit mkinitrd erzeugten Initial-Ramdisk (Initrd) wird Fedora 12 auf das generische und modulare Dracut setzen. Kernel-based Mode-Setting (KMS) kommt nun auch bei Nvidia-Karten standardmäßig zum Einsatz. Der Installer beherrscht mit Hilfe einer aktueller Version von Mdamd nun auch die Installation auf die Host/Fake-RAIDs der Level 5 bei modernen Mainboard-Chipsätze von Intel. Die Grub-Version von Fedora bietet nun Unterstützung für Ext4, sodass man beim Einsatz von Ext4 als Root-Partition nicht mehr unbedingt eine separate Boot-Partition benötigt.

Zahlreiche Verbesserungen gab es im Virtualisierungsbereich. Der Einsatz des Image-Formats qcow2 in KVM etwa soll die I/O-Performance steigern. Das in den Proceedings vom Linux Symposiums 2009 ausführlich erklärte KSM ("Kernel Shared Memory" oder "Kernel Samepage Merging") verspricht verspricht den Speicherverbrauch reduzieren. Neu ist auch die Unterstützung für SR-IOV (Single Root I/O Virtualization), mit dem sich PCI-Geräte mit Unterstützung für SR-IOV in mehrere virtuelle Geräte aufteilen lassen, die man unterschiedlichen virtualisierten Gastsystemen zuweisen kann.

Einige weitere Neuerungen von Fedora 12:

Die Alpha-Version entspricht ungefähr dem Entwicklungsstand von Vorabversionen, die bei früheren Fedora-Versionen Test 2 oder Beta hießen. Dies ist Folge einer vor einigen Wochen getroffenen Entscheidung, nur mehr zwei Testversionen pro Entwicklungszyklus zu veröffentlichen und für diese eine leicht andere Namensgebung zu nutzen – die in fünf Wochen erwartete Beta-Version wird daher ungefähr dem Stand entsprechen, den in der Vergangenheit die Test 3 oder "Preview Release" genannten Vorabversionen hatten. Wie bei Fedora üblich lässt sich der aktuelle Entwicklungsstand der nächsten Fedora-Version durch Installation des praktisch täglich aktualisierten Entwicklerzweigs Rawhide jederzeit testen. Ein Fedora-Mitstreiter stellt seit kurzem täglich aktualisierte Live-Spins von Rawhide online, mit denen man Rawhide ohne Installation ausprobieren kann. (thl)