Erstmals bestätigt: Supererde hat eine höllische Tag- und eine kühle Nachtseite

Weil wir vor allem Gesteinsplaneten kennen, die nah um ihre Sterne kreisen, gehen wir davon aus, dass die gezeitengebunden sind. Bislang fehlte aber ein Beweis.

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Dunkle Seite eines Exoplaneten

Die Nachtseite von LHS 3844 b könnte vergleichsweise kühl sein.

(Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (IPAC))

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Einer internationalen Forschungsgruppe ist der erste Nachweis gelungen, dass eine sogenannte Supererde ihrem Stern immer dieselbe Seite zuwendet, auf der anderen herrscht entsprechend eine immerwährende Nacht. Das hat das Team um Xintong Lyu von der Universität Peking jetzt publik gemacht. Bei dem Exoplaneten handelt es sich um den 2019 entdeckten LHS 3844 b. Direkt von dessen Oberfläche stammende Strahlung deutet demnach darauf hin, dass der über eine vergleichsweise kühle Seite verfügt, die periodisch der Erde zugewandt ist. Sollte sich der Befund bestätigen, könnte das die Hypothese bestätigen, dass die meisten der bislang bekannten erdähnlichen Exoplaneten über zwei so extrem gegensätzliche Seiten verfügen.

LHS 3844 b kommt bei 1,3 Erdradien auf etwa zwei Erdmassen. Der Exoplanet umkreist seinen Stern so eng, dass er nur 11 Stunden für einen Umlauf benötigt. Gefunden wurde er vom NASA-Weltraumteleskop Spitzer mit der sogenannten Transitmethode. Das heißt, regelmäßige Verdunkelungen haben verraten, dass der Exoplanet vor seinem Stern vorüberzieht. Jetzt könnte der Himmelskörper dabei helfen, eine der großen Fragen der Astronomie zu beantworten, erklärt das Fachmagazin Nature. Dabei geht es darum, dass wir aufgrund der eingesetzten Methoden derzeit vor allem Exoplaneten finden, die ihren Sternen ähnlich nah sind und deshalb liegt es nahe, dass die meisten davon eine solche gebundene Rotation aufweisen. Dafür gab es bislang aber keinen Beleg.

Die jetzt in The Astrophysical Journal veröffentlichte Arbeit sei der überzeugendste Beweis, den man mit den gegenwärtig vorhandenen Informationen oder Instrumenten erbringen könnte, ordnet die Astrophysikerin Emily Rauscher ein. Ihre Kollegin Emily Whittaker weist aber darauf hin, dass noch nicht ganz ausgeschlossen werden könne, dass LHS 3844 b zumindest über eine dünne Atmosphäre verfügt. Das würde den Befund infrage stellen. Klarheit könnten geplante Folgebeobachtungen mit dem Weltraumteleskop James Webb bringen. Völlig unklar ist, was es für die Entwicklung von möglichem Leben bedeuten würde, wenn fast alle bekannten Gesteinsplaneten sich in diesem Aspekt so drastisch von der Erde unterscheiden, meint Co-Autor Nicolas Cowan von der McGill University.

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(mho)