Eurathlon: Wettbewerb für Rettungsroboter eröffnet

Beim Roboterwettbewerb Eurathlon messen sich Rettungsroboter in realistischen Einsatzszenarien. Von Erkundungen in einem rauchgefüllten Tunnel bis hin zum Schließen von Ventilen warten viele Herausforderungen.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

In Berchtesgaden hat heute der Roboterwettbewerb Eurathlon begonnen. Es geht darum Rettungsroboter in realistischen Einsatzszenarien zu erproben. Dazu zählen Erkundungen in einem rauchgefüllten Tunnel, das Schließen von Ventilen und autonome Navigation. Begleitet wird die Veranstaltung von einem wissenschaftlichen Workshop, in dem unter anderem auch die Erfahrungen mit der nuklearen Katastrophe in Fukushima erörtert werden.

Roboterwettbewerb vor grandiosem Bergpanorama: Der Roboter des Teams "Space Applications" versucht, beim Szenario "Mobile Manipulation" ein Ventil zu schließen

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Eurathlon ist die direkte Fortsetzung der bisherigen Roboterleistungsschau Elrob, die seit 2006 jährlich abwechselnd mit militärischer und ziviler Ausrichtung ausgetragen wurde. Allerdings ist der Wettbewerb jetzt mit Forschungsgeldern der EU in Höhe von 1,65 Millionen Euro für drei Jahre ausgestattet und findet daher unter anderem Namen und ausschließlich mit zivilem Vorzeichen statt. Alan Winfield von der University of West England, Bristol, sagte bei der Eröffnung, es ginge darum, die Roboter intelligenter zu machen und den Grad der Autonomie zu erhöhen. Im Lauf der drei Jahre soll sich die Veranstaltung von einem Wettbewerb für Bodenroboter zu einem integrierten Wettkampf entwickeln, bei dem sowohl fahrende als auch schwimmende und fliegende Roboter zusammenwirken.

Am ersten Wettbewerbstag stand heute die mobile Manipulation im Mittelpunkt. Ausgangssituation war ein Unfall mit Gefahrengütern, bei dem Ventile geschlossen und Kanister mit Flüssigkeiten entfernt werden mussten. Fürs Schließen der Ventile musste sowohl ein Hebel umgelegt sowie Räder verschiedener Größen gedreht werden. Den Anfang machte das Team Space Applications aus Belgien, kam aber nicht sehr weit. Der Roboterarm wackelte stark bei jeder Bewegung des Vehikels. Wenn es trotzdem gelang, das Ventilrad zu greifen, rutschte der Greifer oft wieder ab.

Der Roboter Telemax des Teams Telerob beeindruckte mit der Fähigkeit, auch entlegenere Ventile ordnungsgemäß schließen zu können

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Umso beeindruckender war die Leistung des Teams Telerob. Innerhalb der vorgegebenen Zeit gelang es, alle Ventile zu schließen und alle Kanister, die teilweise schwer zu greifen waren, in einer Tonne zu deponieren. Ausschlaggebend für den Erfolg war dabei neben der Erfahrung in der Bedienung des Roboters auch die richtige Strategie und die Wahl des richtigen Werkzeugs. So konnte das große Ventilrad am effektivsten gedreht werden, indem der Robotergreifer die zentrale Schraube drehte, die eigentlich der Befestigung des Rades dient. Das kleinere Ventilrad war schwieriger zu handhaben: Es war zu groß, um es mit dem Greifer ganz zu umfassen, die Schraube in der Mitte war wiederum zu klein. Dennoch gelang die geforderte volle Umdrehung, indem der Greifer eine Speiche erfasste.

Ein weiteres Anliegen der Veranstaltung ist es, Anwender und Entwickler von Rettungsrobotern zusammenzubringen. Beim morgigen Workshop werden zudem Vertreter der RoboCup Rescue League ihren Ansatz erläutern, der nicht mit realistischen Einsatzszenarien arbeitet, sondern auf die Entwicklung standardisierter Testmethoden abzielt. Bislang laufen die beiden Ansätze von Elrob/Eurathlon und RoboCup Rescue eher nebeneinander her. Ein stärkeres Zusammenwirken kann der Entwicklung der Technologie und ihrer Anwendung eigentlich nur gut tun. (axk)