Ex-NSA-Chef Alexander: Obama unterscheidet sich fast nicht von Bush

Keith Alexander, der ehemalige NSA-Chef, hat die Kritik an Edward Snowden erneuert und ihm vorgeworfen, Menschenleben auf dem Gewissen zu haben. In Bezug auf US-Präsident Obama hatte er einen interessanten Vergleich auf Lager.

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Aus dem "Change" wurde wohl nichts.

(Bild: Shepard Fairey)

Wenn es um Fragen der nationalen Sicherheit geht, entscheidet US-Präsident Obama "fast genauso" wie sein Vorgänger George W. Bush. Das zumindest erklärte der inzwischen aus dem Amt geschiedene ehemalige NSA-Chef Keith Alexander in einem umfangreichen Interview der Australian Financial Review. Auch deshalb habe Obama das umstrittene Programm zur Überwachung aller US-Telefonate weiterlaufen lassen, gibt sich Alexander überzeugt. Der US-Präsident habe dessen Wert für die nationale Sicherheit erkannt, sagte Alexander über das Programm, das US-Politiker gegenwärtig deutlich einschränken wollen.

In dem langen Gespräch, in dem sich Alexander keine kritischen Fragen gefallen lassen musste, greift der ehemalige NSA-Chef auch Edward Snowden noch einmal scharf an. Der sei kein Whistleblower und auch nicht daran interessiert, das Bewusstsein für US-Bürgerrechte zu schärfen. Stattdessen habe er illegal geheime Informationen gestohlen und sei damit geflüchtet. Dann habe er geheime Werkzeuge, Stützpunkte, Kooperationspartner und verwendete Technik öffentlich gemacht. Wenn er solch große Bedenken gehabt habe, hätte er sich an mehrere Stellen wenden können, erneuert Alexander einen bekannten Vorwurf. Dabei war der bereits mehrmals zurückgewiesen worden, weil Snowden als Angestellter des privaten Auftragnehmers Booz Allen Hamilton nicht unter den staatlichen Whistleblowerschutz fällt.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Alexander erinnert sich unter anderem auch daran, dass er zu dem Zeitpunkt, als er von der ersten Enthüllung erfahren hat, in Deutschland war. Hier habe er sich "mit einigen unserer Alliierten getroffen". Bereits vor der Weltöffentlichkeit habe man gewusst, wer hinter den Leaks steckt, aber es habe Wochen gedauert, bis man das ganze Ausmaß der Enthüllungen verstanden habe. Er jedenfalls sei überzeugt, Menschen werden aufgrund der Enthüllungen ihr Leben verlieren. Diesem Vorwurf hatte sich bereits Wikileaks ausgesetzt gesehen, auch wenn es dafür wohl keine Beweise gab.

In dem Interview äußerte sich Alexander aber auch zu anderen Themen und warnte etwa vor den Gefahren eines Cyber-Angriffs. So sei der Hackerangriff auf südkoreanische Internetseiten von Nordkorea aus gesteuert worden. Niemand wisse, wie Südkorea reagiert hätte, wenn die Angriffe schwerwiegender gewesen wären. Auch Individuen könnten sich verkalkulieren, weil sie nicht wüssten, woe die "roten Linien" sind und die Konsequenzen könnten verheerend sein. den Computervirus Stuxnet nahm er davon aber aus und wies stattdessen auf die Gefahren hin, die die Attacke auf Saudi Aramco beschworen hätten.

Keith Alexander

(Bild: NSA)

Während Alexander in dem Gespräch immer wieder die Perspektive der US-Geheimdienste referiert und Kritiker zurechtweist, gibt er zwischendurch Anekdoten zum Besten. So geht er etwa noch einmal auf die Enterprise-Brücke ein, die ihm in einem Kontrollzentrum zur Verfügung stand. Die sei da bereits von einem seiner Vorgänger eingerichtet worden und solle wohl darstellen, dass man sich in einer neuen Zeit befinde. Er selbst habe jedoch dafür gesorgt, dass er vor dem NSA-Hauptquartier den Parkplatz mit der Nummer "007" erhält. (mho)