Experte kritisiert Ökodesign

Für den Hamburger Design-Professor Jesko Fezer befindet sich moderne Produktgestaltung auf einem Irrweg. Sie ist mit verantwortlich für immer kürzere und wenig nachhaltige Produkzyklen.

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Von
  • Jens Lubbadeh

Seit dem Start des iPod 2001 hat Apple fast jährlich eine neue Generation des MP3-Spielers auf den Markt gebracht. Kaum zehn Jahre alt, wirken die iPods der frühen Generationen heute optisch altmodisch. Eine Praxis, die der Hamburger Design-Professor Jesko Fezer im Interview mit Technology Review kritisiert: "Es ist eine offene Wahrheit, dass zumindest ein Teil der Produktindustrie sich neue Absatzmärkte eröffnet, in dem sie ästhetische Erscheinungsbilder künstlich altern lässt, also die Form von Modell zu Modell so verändert, dass die Vorgängerversion weniger attraktiv wirkt." Der Grund: Würden die Sachen von vor zehn Jahren immer noch gut aussehen, "wäre es schwierig, allein aufgrund technischer Verbesserung neue Produkte zu verkaufen".

Wie Fezer in der neuen Ausgabe von Technology Review 06/2013 (hier online bestellbar) weiterhin sagt, ist das der Grund für den aktuellen Design-Boom. Design sei ein hilfreiches Mittel, um in gesättigten Märkten weiterhin Konsum anzuheizen. "Die Zyklen werden kürzer, die Intensität der Bewerbung und Gestaltung wird höher." Nach Fezers Meinung übersehen Designer zu oft den Kontext eines Gegenstands: "Wo wird er hergestellt? Welche Folgen hat sein Gebrauch? Wie kann er repariert werden? Welche ökologischen Effekte hat seine Produktion? Unter welchen Arbeitsbedingungen wurde er geschaffen?"

An diesem Grundproblem könne auch Ökodesign nichts ändern: "Ökodesign ist oft ein Taschenspielertrick", meint Fezer. "Solange die Vermarktung von Dingen darauf abzielt, jedes Jahr mehr zu produzieren und zu verkaufen, solange sind nachhaltige, leicht abbaubare oder Cradle-to-Cradle-artige Produkte nur eine Abmilderung des Elends. Nichts zu produzieren ist umweltfreundlicher, als etwas zu produzieren."

Mehr zum Thema in Technology Review 06/2013

(jlu)