FOSDEM: KDE demonstriert Plasma Mobile für Smartphones

Alternative Oberfläche für Smartphones: Das KDE-Team präsentiert auf der FOSDEM 22 das zusehends gereifte Plasma Mobile.

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(Bild: KDE e.V / FOSDEM)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • David Wolski

Auf dem eigenen virtuellen Stand gab es von KDE zum Start der diesjährigen FOSDEM eine Live-Präsentation zu KDE Plasma Mobile. Diese Oberfläche für Geräte mit Touchscreen, ausgewählten Tablets und Smartphones ist seit fast sieben Jahren in der Entwicklung und entstammt der Desktopumgebung des KDE-Projektes. Mit dem regulären Plasma-Desktop teilt sich die Bedienoberfläche für Touchscreens die grundlegenden KDE-Bibliotheken, und das Qt-Framework und einige darauf aufbauende Programme.

Nächste Woche soll KDE Plasma Mobile in Version 5.24 erscheinen. Die Versionsnummer tickt im gleichen Rhythmus wie KDE Plasma auf dem Linux-Desktop und 5.24 wird wieder eine Ausgabe mit Langzeitsupport, die bis Oktober 2023 Fehlerbehebungen erhalten soll. Speziell Neuerungen und die sichtlich gereiften, wenn auch in ihrer Zahl überschaubaren, vorinstallierten KDE-Programme für Smartphones haben die KDE-Entwickler in ihrer Präsentation gezeigt. Auch um zu beweisen, dass KDE Plasma Mobile als Oberfläche für eine experimentierfreudige Anwendergruppe bereits eine realistische Alternative zu Android sein kann.

Keine Überraschung: nur wenige Smartphone-Modelle kommen überhaupt für Plasma Mobile ohne größere Abstriche in Sachen Hardwareunterstützung in Frage. Aktuell nimmt sich das Plasma-Mobile-Team aus dem KDE-Projekt hauptsächlich das vergleichsweise unproblematische Pinephones und Pinephone Pro als Entwicklungs- und Demo-Geräte vor. Aktuell gibt es drei Linux-Images für diese Hardware, um Plasma Mobile zu nutzen: PostmarketOS, openSUSE und Manjaro. Der Einrichtung ist weiterhin aufwendiger als jene von ausgereiften Custom-ROMs für Android-Geräte und erfordert noch einige manuelle Workarounds, um Modem und Bluetooth zu aktivieren. Zum Testen auf x86-Hardware und in virtuelle Maschinen gibt es auch eine ältere KDE-Neon-Edition, die aber seit einem Jahr nicht gepflegt wird.

In der Live-Demo kam Manjaro auf dem Pinephone zum Einsatz, auf welchem Plasma Mobile dank unterstützter Hardware gegenüber der übermächtigen Konkurrenz laut den Präsentatoren des Talks derzeit die beste Figur macht: Die Oberfläche nutzt Kwin unter Wayland, reagiert nach den Fortschritten im letzten Jahre flüssig auf Eingaben und Sprachanrufe. SMS sowie Datenübertragung funktionieren seit dem Umbau von Ofono zum besser gepflegten ModemManager problemlos.

Unter den installierten KDE-Anwendungen gibt es die von KDE vertrauten Applikationen wie den Dokumentenbetrachter Okular oder den Musikplayer Elisa und den Matrix-Chatclient Neochat. Neu hinzugekommen ist ein Musikplayer für YouTube, der im Hintergrund YouTube-DL nutzt und Musik zunächst als Audiodatei herunterlädt. Von Pipewire, das für diesen Einsatzzweck noch nicht ausgereift genug schien, wechselte Plasma Mobile vorerst wieder zurück auf PulseAudio. Eine neue Kalender-App setzt wie KDE Plasma 5.x auf den Dienst Akonadi mit verschiedenen Backends zum Synchronisieren von Terminen.

Diese vorinstallierten Qt-Programmen zeigen sich in einer für Touchscreens optimierten Oberfläche. Das Kunststück gelingt dank des UI Frameworks Kirigami, das nun eine für Smartphones besser geeignete Bedienleiste am unteren Rand einer App anzeigt und keine Seitenleiste mehr.

Für die Entwickler hinter Plasma Mobile ist das Thema Konvergenz weiterhin wichtig: Verbindet man das Pinephone über ein Multiport-Dock am USB-C-Anschluss mit einem HDMI-Monitor sowie mit Maus und Tastatur, dann schaltet das Smartphone die Bildausgabe in einen Desktop-Modus um. Die Bedienoberfläche von Plasma Mobile wechselt dann vom Portraitmodus ins Querformat Landscape-Modus und zeigt einen beinahe regulären Linux-Desktop als besonders mobiles Arbeitsgerät. Die Entwickler weisen aber darauf hin, dass die derzeit noch schwächliche Grafikleisten auf dem Pinephone mit Plasma Mobile keine hohen Auflösungen jenseits von 1080p stemmt.

Den aufgezeichneten FOSDEM-Talk und die Live-Demo zu Plasma Mobile lassen sich auch nachträglich ansehen.

(tiw)