Fehlerhafte Daten von Voyager 1: Zähe Suche nach technischer Dokumentation
Seit zwei Monaten sendet Voyager 1 falsche Daten. Die Suche nach der Ursache wird dadurch erschwert, dass technische Dokumente zu der Sonde verschollen sind.
Auch zwei Monate nachdem die NASA-Sonde Voyager 1 begonnen hat, rätselhafte Daten aus dem interstellaren Raum zu schicken, sind die Verantwortlichen auf der Erde der Ursache noch nicht auf die Spur gekommen. Erschwert wird die Fehlersuche dadurch, dass die technische Dokumentation zu der NASA-Sonde nur schwer zu finden ist, berichtet Business Insider.
Als die ursprünglichen Ingenieure und Ingenieurinnen in Rente gegangen seien, hätten viele ihre Kartons mit Dokumenten einfach mit nach Hause genommen. Dort stünden sie teilweise noch in Garagen. Aktuell würden solche von jenen Personen gesucht, die das Bahnregelungssystem entwickelt haben, das jetzt Fehler produziert. Die zu finden, "ist zeitaufwendig", erklärt Suzanne Dodd von der NASA dem US-Magazin. Es sei nicht auszuschließen, dass die Dokumente verloren sind.
Signale werden nicht schwächer
Voyager 1 ist inzwischen das am weitesten von der Erde entfernte menschengemachte Objekt, Signale dorthin brauchen inzwischen fast 22 Stunden. Dass sie seit einer Weile Daten zur Erde sendet, die nicht zu dem passen, was an Bord passiert, hatte die NASA im Mai öffentlich gemacht. Die Sonde arbeite zwar normal und führe Befehle korrekt aus, aber die Daten des für die Ausrichtung sowie die Bahnregelung verantwortlichen Bordcomputers ("Attitude Articulation and Control System") stimmten nicht.
Die Ursache wurde bislang nicht gefunden, berichtet Business Insider, vor allem, weil das System nicht zurückgesetzt werden könne. Deshalb wüssten die Verantwortlichen nicht, ob das System selbst richtig funktioniert und lediglich falsche Telemetriedaten sendet, oder ob das Problem tiefer liegt. Zumindest stimmt die Ausrichtung der Sonde aber weiterhin, die Signale würden nicht schwächer. Am wahrscheinlichsten sei, dass es sich um ein altersbedingtes Problem handelt. Es könnten aber auch hochenergetische Teilchen eine Beschädigung verursacht haben, die Wahrscheinlichkeit dafür sei hingegen sehr gering.
Voyager 1 und ihre Schwestersonde Voyager 2 waren 1977 im Abstand von 16 Tagen gestartet worden und konnten eine seltene Konstellation ausnutzen, in der die vier größten Planeten des Sonnensystems einander besonders nahekamen. Beide besuchten zuerst den Jupiter und holten an ihm Schwung zum Saturn, wo sich ihre Wege trennten: Voyager 1 katapultierte sich dort raus aus der Ebene des Sonnensystems, Voyager 2 zum Uranus und Neptun. Vorgesehen war ursprünglich lediglich eine vierjährige Mission, inzwischen sind sie fast 45 Jahre unterwegs und noch immer aktiv. Das Voyager-Programm gehört längst zu den größten Erfolgen der NASA. Zuletzt hatten die Voyager-Zwillinge – weil es bei Weltraumsonden damals so viele Fehlschläge gab, gab es von allen wichtigen zwei – den interstellaren Raum erreicht. Die NASA will noch in diesem Jahr weitere Systeme auf ihnen deaktivieren, damit dem Rest bis etwa 2030 genügend Strom bleibt.
(mho)