Flugpassagiere können über Europa künftig "OnAir" gehen

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit hat grünes Licht für eine Technik von OnAir/Airbus gegeben, die Handytelefonate und Internetsurfen im Flugzeug erlaubt. Ein ähnlicher Dienst von Boeing hatte sich trotz Milliardeninvestitionen nie durchgesetzt.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hat grünes Licht für den Einsatz einer Technik der Firma OnAir gegeben, mit der Passagiere künftig auch während des Fluges mit dem eigenen Handy telefonieren und per Laptop im Internet surfen können. OnAir, ein Joint Venture des Flugzeugbauers Airbus und der IT- und Logistikkooperative SITA, entwickelte dafür ein so genanntes Mini-GSM-Netzwerk, dessen GSM/GPRS-Basisstationen hinter der Kabinenverkleidung installiert werden und über die sämtliche Sprach- und Datenverbindungen der Passagiere abgewickelt werden. Mittels des emulierten GSM-Netzwerkes wird verhindert, dass an Bord eingeschaltete Handys versuchen, sich mit terrestrischen Netzen zu verbinden und dabei die empfindliche Avionik der Flugzeuge stören. Die Verbindung zur Erde erfolgt über den Satellitenkommunikationsdienst SwiftBroadband (SBB) von Inmarsat. Soll Ruhe an Bord herrschen, hat das Flugpersonal die Möglichkeit, über ein zentrales Steuergerät den so genannten "Text-only"-Modus zu aktivieren. Dann ist lediglich das Versenden von SMS oder E-Mail gestattet, Sprachtelefonate sind nicht möglich.

Eingesetzt wird die OnAir-Technik zunächst im Kurzstreckenflugzeug A318, dem kleinsten Modell von Airbus. Die ersten europäischen Fluggesellschaften, die das Telefonieren und Surfen über den Wolken ermöglichen wollen, sind Air France, British Midland (bmi) und die portugiesische TAP. Der Billigflieger Ryanair will zunächst 50 Maschinen entsprechend ausrüsten lassen, später sollen dann alle Flugzeuge der insgesamt rund 140 Maschinen umfassenden Boeing-737-Flotte von Ryanair mit Sende- und Empfangsanlagen ausgestattet werden. Über (Light-)DSL-Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung werden sich die Nutzer des OnAir-Systems allerdings nicht freuen können: Der Mobilfunkstandard UMTS wird derzeit nicht unterstützt. Zudem müssen sich bis zu 80 Passagiere einen 864-kBit/s-Link teilen. Die Kosten für das Versenden und Empfangen von Textnachrichten sollen rund 50 Cent betragen, bei Handy-Gesprächen will OnAir sich an den Preisen für internationale Mobilfunktelefonate orientieren.

Ob OnAir und Airbus mehr Erfolg mit ihrem Dienst haben werden als der US-Flugzeugbauer Boeing, bleibt abzuwarten. Dieser hatte im vergangenen Jahr das endgültige Aus für seinen satellitengestützten Internet-Dienst für Flugzeuge und Schiffe, Connexion, verkündet. Trotz Milliardeninvestitionen konnte der Konzern in den sechs Jahren der Vermarktung von Connexion by Boeing nie Gewinne einfahren. Nachdem eine umfassende Marktanalyse ergeben hatte, dass die mit Connexion verknüpften wirtschaftlichen Ziele auch in Zukunft nicht verwirklicht werden können, warf der Airbus-Konkurrent schließlich das Handtuch. Die Pleite schlug sich im zweiten Geschäftshalbjahr 2006 mit außergewöhnlichen Ausgaben in Höhe von rund 320 Millionen US-Dollar nieder. Ein Dutzend Fluggesellschaften, darunter Lufthansa, Japan Airlines und Singapore Airlines, hatten den Connexion-Service auf ihren Langstreckenflügen genutzt. Die Lufthansa stellte ihren FlyNet-Dienst zum 30. Dezember ein. (pmz)