Forscher uneins über Elektrosmog-Risiken

Über mögliche Gesundheitsrisiken des Mobilfunks gingen bei einer Anhörung im hessischen Landtag die Meinungen der Wissenschaftler weit auseinander.

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  • dpa

Über mögliche Gesundheitsrisiken des Mobilfunks gehen die Meinungen der Wissenschaft weit auseinander. Dies wurde am Donnerstag bei einer Anhörung im Wiesbadener Landtag deutlich. Peter Neitzke vom ECOLOG-Institut etwa sah deutliche Verdachtsmomente für Wirkungen auf das Nerven- und Hormonsystem und forderte niedrigere Grenzwerte für Mobilfunkantennen. Andere Forscher bestritten dies: Aus den vorliegenden Studien lasse sich kein wissenschaftlicher Verdacht ableiten, sagte Anne Dehos vom Bundesamt für Strahlenschutz. Ein Vertreter der Landesärztekammer verlangte weitere Untersuchungen.

Hintergrund der von Grünen und SPD beantragten Anhörung sind die zahlreichen Proteste von Bürgern gegen die Aufstellung von Mobilfunkmasten. T-Mobile hat es nach eigenen Angaben allein in Hessen mit rund 300 Bürgerinitiativen zu tun. Bundesweit gibt es laut Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post etwa 171.000 Antennen an über 40.000 Standorten. Für den Aufbau des UMTS-Netzes würden allein in Hessen bis 2010 rund 6.000 neue Sender benötigt, sagte ein T-Mobile-Vertreter im Landtag.

Die jeweiligen Standorte genehmigt die Regulierungsbehörde. Sie zieht dazu die elektromagnetischen Grenzwerte der Immissionsschutzverordnung heran. Diese Grenzwerte berücksichtigten jedoch längst nicht alle Auswirkungen von Funkfeldern auf Organismen, monierten manche Wissenschaftler in der Anhörung. In Tierversuchen hätten schon schwächste Felder beispielsweise Auswirkungen auf Hirnfunktionen und das Immunsystem gezeigt, sagte Neitzke. Dies sei zwar kein strenger wissenschaftlicher Beweis, aber "ein deutlicher Hinweis, dass da etwas passiert" und folglich ein Argument für strengere Grenzwerte. Länder wie die Schweiz und Italien zeigten, dass man auch mit niedrigeren Werten gut telefonieren könne.

Es fehle an nachgewiesenen Befunden, erwiderte Jürgen Bernhardt von der Strahlenschutzkommission der Bundesregierung. Der Staat dürfe nicht auf den Nachweis warten, sondern müsse seinen Vorsorgeauftrag schon wahrnehmen, wenn nur Hinweise vorlägen, widersprach Hans Kroth vom Landesverband "Mobilfunksenderfreie Wohngebiete". Niemand könne derzeit gesundheitliche Risiken ausschließen.

Ein Biologe der "Forschungsgemeinschaft Funk" -- ihr gehören Behörden, Universitäten und Mobilfunkunternehmen an -- attestierte den vorliegenden Studien unterschiedliche wissenschaftliche Qualität. Manche fußten auf umstrittenen Grundlagen. Es gebe nicht einmal eine einheitliche Ausdrucksweise. (dpa) / (jk)