Freiluft-Roboterturnier

Die verrückte Maismaschine gewinnt das sechste internationale Field Robot Event.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Beim 6. internationalen Field Robot Event kämpften vom 12. bis 14 Juni in Osnabrück zwölf Mannschaften mit ihren Feldrobotern um Ehre und Preise in fünf Einzel-Disziplinen. Als Überlegener Sieger in allen Wettbewerben wurde die Mean Maize Mace Machine (4M) des Teams von der TU Helsinki Gesamtsieger des Freiluft-Roboterturniers.

Freiluft-Roboter in Aktion (10 Bilder)

Die finnische Mean Maize Maze Machine bekämpt "Unkraut"

Bei den Stichworten Künstliche Intelligenz und autonome Roboterwettbewerbe denkt man sofort an den Roboterfußball, wie er parallel zur richtigen Fußball-EM mit der Vorrunde der Euroby 2008 in Zürich ausgetragen wird. Die Vorstellung, dass teuerste IT-Technik bei Wind und Wetter zwischen Reihen von Maispflanzen hin- und herwuselt, dabei Golfbälle ("Unkraut") erkennt oder Mais in Aussählücken pflanzt, ist eher unbekannt. Die Landwirtschaft ist im Umbruch, Hightech wie das GPS-gestützte "Precision Farming" wird bereits in Traktoren eingesetzt, autonom arbeitende Kontrollfahrzeuge sollen die nächste Stufe bilden. Entsprechend kicken beim Field Robot Event die Geräte keine Bälle und kämpfen auch nicht gegeneinander. Sie navigieren vielmehr durch speziell vorbereitetes Maisfeld-Terrain und müssen bestimmte Aufgaben lösen. Eine Jury bewertet den Erfolg, dazu wird die Zeit gestoppt und der zurückgelegte Weg vermessen. Schließlich werden noch die Kosten berücksichtigt, die ein Team in den Bau seines Roboters investierte.

Zum Field Robot Event konnten die Teams in fünf Einzelwettbewerben starten. Zunächst musste fehlerfrei und schnell durch ein wellenförmig angelegtes Maisfeld gefahren werden, dann galt es, einem definierten Zickzack-Pfad zu folgen, dessen Verlauf die Teams eine Stunde vor dem Start kennenlernen. Im dritten Wettbewerb repräsentierten grüne Golfbälle Unkraut, das während der Fahrt durch die Maisreihen lokalisiert und besprüht werden musste. Schließlich galt es, einen besonders schwierigen bergigen Parcours zu bewältigen, in dem streckenweise der Orientierung gebende Mais fehlte oder von Unkraut überwuchert war. Den Schluss bildete eine Freestyle-Übung, in der jedes Team eine besonders lustige Idee zeigen konnte, die jedoch einen landwirtschaftlichen Bezug haben musste. So hängte das finnische Team einen Anhänger an seine Mean Maize Maze Machine, die anhielt und mit einem Greifarm vom Hänger dort Maiskörner pflanzte, wo Lücken in der Reihe waren.

Das finnische Team gewann mit seiner nur 1400 Euro kostenden Maschine souverän alle Einzelwettbewerbe. Über wechselnde Zweit- und Drittplatzierungen konnten sich der Agronaut der Fachhochschule Osnabrück, der Wurking und der EyeSonic Eyesonic von der agrartechnischen Fakultät der Universität Wageningen freuen, die "Erfinderin" des Robot Event ist. Ebenfalls auf das Sieger-"Treppchen" aus Strohballen schafften es Helios von der TU Braunschweig und Robin aus Dresden.

Zwischen den einzelnen Wettbewerben zeigten die Profis, was aus Bastelideen werden kann. Gleich zwei Maschinen des dänischen Casmobot-Teams traten in der Disziplin des "Computer Assisted Slope Mowing" an: Dabei wird ein definiertes Rasenstück von Maschinen geschnitten, die scheinbar chaotische Kreise ziehen. Mit Weedy zeigte die Fachhochschule Osnabrück ein autonomes Messgerät für das Pflanzenwachstum. Neben den Wettkämpfen des Field Robot Event wurden wissenschaftliche Arbeiten über autonome Feldroboter präsentiert sowie ein Junior-Wettbewerb für die Schulen des Umlandes. Auch wenn es an beiden Wettkampftagen gelegentlich kräftig regnete, blieb die Stimmung bestens. Die Zuschauer flüchteten sich in die Zelte der Sponsoren, die großes Gerät bauen und Mitarbeiter suchen: computerunterstützte Agrartechnik ist ein expandierender Wachstumsmarkt. (Detlef Borchers) (ps)