GPS-Jamming: Flightradar24 zeigt weltweite Störungen von Satellitennavigation an

Der Flug-Tracker Flightradar24 hat eine interaktive Karte vorgestellt, die einen visuellen Überblick über weltweite GPS-Störungsgebiete bietet.

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GPS-Jamming Map

Die GPS-Jamming-Karte von Flightradar24.

(Bild: Flightradar24/Bearbeitung: heise online)

Lesezeit: 3 Min.

Seit einigen Tagen betreibt der Flug-Tracker Flightradar24 eine interaktive Karte, die einen visuellen Überblick über die weltweiten GPS-Störungsgebiete gibt. Die farblich kodierte Karte zeigt Interferenzen bei den globalen Navigationssatellitensystemen (GNSS) GPS, GLONASS, Galileo und BeiDou. Als GPS-Jamming bezeichnet man den Vorgang, bei dem die Frequenzen der Satellitensignale durch Signale vom Erdboden überlagert werden. Da die in Höhen zwischen 19.100 und 23.260 Kilometern kreisenden Navigationssatelliten vergleichsweise schwache Signale aussenden, kommen diese mit nur um die -160 dBW bis -130 dBW an der Erdoberfläche an. Darum reichen dazu kleine Sender aus, die im Internet billig erhältlich sind. Diese Störsender können die Funktion von GPS-basierten Zeitstempel- und Synchronisationssystemen beeinträchtigen. Derzeit sind vor allem Regionen rund um das Schwarze Meer und der Levante von GPS-Jamming betroffen. Bereits seit Monaten gibt es auch immer wieder im Ostseeraum Störungen von Signalen der Navigationssatelliten.

Die GPS Jamming Map von Flightradar24 zeigt besonders viele GNSS-Störungen rund um das Schwarze Meer, aber auch in Küstenregionen von Syrien, dem Libanon und Israel. Dass über der Ukraine eine Lücke in der Karte klafft, liegt daran, dass seit Beginn des Ukraine-Kriegs praktisch keine Maschinen mehr über das Kriegsgebiet fliegen.

(Bild: Flightradar24 )

Flightradar24 erstellt die Karte aus speziellen digitalen Funkmeldungen von Flugzeugen namens Automatic Dependent Surveillance – Broadcast (ADS-B). Die gesendeten ADS-B-Meldungen kodieren unter anderem die Qualität und Konsistenz der vom Flugzeug empfangenen Navigationsdaten. Daraus errechnet die Karte Störungen und Interferenzen des GPS-Empfangs. Der Nutzer kann zwischen einer Auflösung von sechs oder 24 Stunden wählen, um entweder die aktuellsten Aktivitäten oder einen breiteren Überblick über den vergangenen Tag zu erhalten.

Die Karte befindet sich noch in der Entwicklung: Derzeit verwendet sie nur Daten aus Gebieten mit ausreichendem Flugverkehr und genügend terrestrischen ADS-B-Empfängern von Flightradar24. Der Dienst plant jedoch, bald weitere Datenquellen zu integrieren, um die Karte weiter zu verbessern.

Die GPS Jamming Map von Flightradar24 ähnelt der GPS/GNSS Interference Map des OSINT-Projekts GPSJam.org, das John Wiseman im Juli 2022 gestartet hat. GPSJam.org verwendet ADS-B-Daten aus der API der ADS-B Exchange – einem Netzwerk von tausenden Enthusiasten, die diese Signale empfangen. Bisher sind die GPS-Interferenzdaten von GPSJam.org detaillierter als diejenigen von Flightradar24.

GPSJam liefert mit den Daten des Netzwerks "ADS-B Exchange" ein detaillierteres Bild über GNSS-Störungen als Flightradar24.

(Bild: GPSJam.org)

Um die Auswirkungen von GPS-Störern zu minimieren, können für bestimmte Anwendungen, etwa in der Luftfahrt, GPS-Antennen mit einer ausgeprägten Richtcharakteristik eingesetzt werden. Diese empfangen nur Signale aus der gewünschten Richtung und somit keine Störsignale von GPS-Störern am Boden. Eine weitere Möglichkeit, die Auswirkungen von GPS-Störern zu reduzieren, ist die Kombination mit anderen Navigationssystemen, wie einem Inertial Navigation System (INS).

(vza)