Gehobene Ansprüche

Anlässlich der Exmatrikulation befragt das Berliner Institut für Personalmarketing Trendence alljährlich 16 000 ins Berufsleben startende Akademiker nach ihren Präferenzen hinsichtlich des zukünftigen Arbeitgebers. Darunter sind auch knapp 4000 IT-ler.

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Von
  • Frank Möcke

Kaum dass sie den Examensstress überwunden und die akademische Weihen empfangen haben, steht den frischgebackenen IT-Absolventen die nächste entscheidende Anstrengung ins Haus: Sie müssen die Weichen für ihr Berufsleben stellen. Zwei Drittel bewegen sich dabei schon auf eingefahrenen Gleisen: Sie haben bereits während des Studiums nebenbei bei Firmen gearbeitet, ihre IT-Kenntnisse in der Praxis erproben können und Arbeitsbedingungen kennen gelernt.

Aus den Erfahrungen und Vorstellungen hat sich ein Wunschprofil des künftigen Arbeitgebers herausgebildet: Welcher Branche soll er zugehörig sein? Unter welchen Bedingungen sollte die Arbeit verrichtet werden? Über allem schwebt natürlich auch ein Gehaltswunsch.

Derlei Fragen stellt alljährlich das Berliner Trendence-Institut für Personalmarketing. Es hat auch in diesem Jahr wieder bundesweit 3815 IT-Absolventen befragt. Von ihnen hat knapp die Hälfte ein „allgemeines“ Informatikstudium und ein Fünftel ein Wirtschaftsinformatikstudium bewältigt. Die anderen hatten sich für spezifische Fachrichtungen entschieden. Alle erhielten eine Liste von 120 Firmen, aus denen sie höchstens drei Wunschfirmen oder -institutionen auswählen durften: Wo würden sie am liebsten einen Arbeitsvertrag unterschreiben und warum? Wer mochte, konnte eigene Vorschläge anfügen.

Aus den Ergebnissen entstand ein „Absolventenbarometer“, das ein regelrechtes Arbeitgeberranking liefert. Es erlaubt auch den genannten Firmen, ihre Schlüsse zu ziehen - vor allem, an welche Stelle der studentischen Image-Skala sie sich emporgeschwungen haben oder wie weit sie auf dieser zurückgefallen sind [1].

Oft bleibt allerdings bei den Studenten der Wunsch Vater des Gedankens. Im Bereich der Firmengruppe Siemens (Deutschland) haben sich zum Beispiel in diesem Jahr 8000 IT-Absolventen beworben, 150 Vakanzen konnte Siemens aber nur zur Besetzung ausschreiben. Bei SAP Deutschland (derzeit 13 700 Mitarbeiter) fragten 6000 Stellensuchende mit IT-Studium nach. Bei den Fraunhofer-Gesellschaften, hier firmieren die Hochschulabsolventen als „Wissenschaftler“, fanden in diesem Jahr bislang 478 Bewerber Unterschlupf. Beim Einstiegs-Jahresgehalt könnte es zufriedene Gesichter geben: Der Umfrage nach erwarten die meisten Absolventen 30- bis 40 000 Euro, wobei der Durchschnitt aller Befragten bei 43 000 Euro liegt - ein Wert, der anhand der letzten c't-Gehaltsumfrage [2] nicht unrealistisch ist.

[1] Angela Meyer, Traumwelten, Hohe Ansprüche begleiten die IT-Karriere, c't 21/04, S. 92

[2] Claus Becher, Daniel Apfelbaum, Wer verdient wie viel?, Ergebnisse der c't-Gehaltsumfrage 2004

Softwareentwicklung und Beratung markieren die Bereiche, in denen die meisten der befragten Absolventen tätig sein möchten.

Von Erfolg und Image eines Unternehmens möchten auch die Absolventen profitieren. Dies zeigt die Aufstellung der Eigenschaften, welche die Befragten an ihrem Wunscharbeitgeber am meisten schätzen.

Darunter ist aufgelistet, womit sie sich lieber nicht herumschlagen möchten.

Zwei Drittel der IT-Studenten haben ihr Studium bereits durch entsprechende betriebliche Erfahrungen bereichert. Viele können beim Bewerbungsgespräch weitere Asse aus dem Ärmel ziehen.

Aufsteiger und Platzhalter
Rang Unternehmen Nennung
15 Deutsche Telekom +19
25 Accenture +16
14 Robert Bosch +13
12 EADS +9
15 Apple Computer +9
22 sd&m, software design & management +9
12 Porsche +4
8 Bundesamt für Sicherheit inder Informationstechnik +3
8 Bundesnachrichtendienst +2
10 AUDI +2
3 SAP +1
6 Microsoft Deutschland +1
1 Siemens 0
2 IBM Deutschland 0
5 BMW Group 0
26 Volkswagen 0
Quelle: Trendence
Die Absteiger
Rang Unternehmen Nennung
18 Max-Planck -9
22 ESA European Space Agency -9
21 Lufthansa Systems Group -6
27 Infineon Technologies -4
10 SuSE Linux -3
20 Cisco Systems -3
24 Hewlett-Packard -3
4 Fraunhofer-Gesellschaft -1
7 DaimlerChrysler -1
15 Sun Microsystems -1
19 AMD Saxony -1
Quelle: Trendence

Vergleicht man die Plätze der Firmen des obersten Quartals der Rangliste mit denen des Vorjahres, lassen sich Aufsteiger und Platzhalter (oben) sowie Absteiger ausmachen. Die Telekom und Accenture konnten besonders stark punkten.

Wunscharbeitgeber IT
Rang Unternehmen %
1 Siemens 19,1
2 IBM Deutschland 17,4
3 SAP 12,4
4 Fraunhofer-Gesellschaft 11,8
5 BMW Group 11,0
6 Microsoft Deutschland 8,3
7 DaimlerChrysler 7,3
8 Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik 5,8
8 Bundesnachrichtendienst 5,8
10 SuSE Linux 5,7
10 AUDI 5,7
12 Porsche 5,5
12 EADS 5,5
14 Robert Bosch 5,2
15 Deutsche Telekom 4,8
15 Sun Microsystems 4,8
15 Apple Computer 4,8
18 Max-Planck 4,6
19 AMD Saxony LLC & Co. KG 4,4
20 Cisco Systems 4,3
21 Lufthansa Systems Group 4,2
22 sd&m , software design & management 3,9
22 ESA European Space Agency 3,9
24 Hewlett-Packard 3,7
25 Accenture 3,3
26 Volkswagen 3,1
27 Infineon Technologies 3,0
27 ProSiebenSat.1 Media 3,0
29 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. 2,9
30 Oracle Deutschland 2,8
31 McKinsey & Company 2,6
32 Sony Deutschland 2,5
33 WEB.DE 2,4
34 ARD 2,3
35 Bertelsmann 2,2
36 BCG (The Boston Consulting Group) 2,0
36 Deutsche Bank 2,0
38 Philips 1,9
38 IKEA IT Germany 1,9
40 Nokia 1,8
40 CDV Software Entertainment 1,8
42 ZDF 1,7
42 Silicon Graphics 1,7
42 O2 Germany 1,7
45 BASF IT Services 1,6
46 Software 1,5
47 Deutsche Bahn 1,3
47 DATEV eG 1,3
49 Arcor & Co. KG 1,2
49 Bayer 1,2
49 Allianz Group 1,2
52 3SOFT 1,1
52 Axel Springer Verlag 1,1
52 Yahoo! Deutschland 1,1
52 IDS Scheer 1,1
52 Roche Diagnostics 1,1
57 Deutsche Post World Net 1,0
57 Deutsche Börse 1,0
57 AVM 1,0
57 Statistisches Bundesamt 1,0
61 Motorola 0,9
61 Ericsson 0,9
61 Roland Berger Strategy Consultants 0,9
64 Carl Zeiss 0,8
64 Adam Opel 0,8
64 Vodafone 0,8
64 DHL 0,8
68 RWE Systems 0,7
68 PricewaterhouseCoopers 0,7
68 Commerzbank 0,7
68 Agilent Technologies Deutschland 0,7
72 ABB 0,6
72 Aventis Pharma Deutschland 0,6
74 Lucent Technologies Network Systems 0,5
74 I-D Media 0,5
74 gedas deutschland 0,5
74 Otto 0,5
74 E-Plus Mobilfunk 0,5
74 Ford Werke 0,5
74 General Electric Company 0,5
74 ZF Friedrichshafen 0,5
82 Dresdner Bank 0,4
82 Schering Aktiengesellschaft 0,4
82 Boehringer Ingelheim Pharma & Co. KG 0,4
82 CSC Ploenzke 0,4
82 Alcatel Deutschland 0,4
87 UBS 0,3
87 Capgemini 0,3
87 MCI WorldCom Deutschland 0,3
87 Intershop Communications 0,3
87 Cambridge Technology Partners Deutschland 0,3
87 Materna Information & Communications 0,3
87 BearingPoint 0,3
87 Postbank Systems 0,3
95 Nortel Networks 0,2
95 Giesecke & Devrient 0,2
95 EDS Operations Services 0,2
95 msg systems 0,2
95 Mummert Consulting 0,2
95 GfK 0,2
101 Semikron International 0,1
101 MobilCom 0,1
101 Münchener Rückversicherung 0,1
101 Trumpf 0,1
101 Atos Origin 0,1
Quelle: Trendence

Aus drei Runden besteht der Bundeswettbewerb Informatik, der sich alljährlich an Jugendliche bis zum 21. Lebensjahr wendet. Wer sich noch in der Ausbildung an einer deutschen Schule befindet, kann im Verlauf eines Jahres über drei Runden eine Marketing-Idee für MP3-Player testen, Messergebnisse durch Formeln darstellen oder die Sicherheit einer Verschlüsselungsmethode prüfen.

In der ersten Runde ist Gruppenarbeit zugelassen und erwünscht. An der zweiten Runde dürfen jene teilnehmen, die allein oder zusammen mit anderen wenigstens drei Aufgaben weitgehend richtig gelöst haben. Hier ist dann selbstständige Einzelarbeit gefordert. Die Bewertung erfolgt durch eine relative Platzierung der Arbeiten.

Die dreißig bundesweit Besten werden zur dritten Runde, einem Kolloquium, eingeladen. Hier führt jeder ein Gespräch mit je einem Informatiker aus Schule und Hochschule und analysiert und bearbeitet im Team zwei Informatik-Probleme.

Neben Urkunden, die alle Teilnehmer erhalten, werden Geldpreise (derzeit für Bundessieger 750 Euro, für Preisträger 500 Euro, für die Gewinner weiterer Sonderpreise 240 Euro) und Sachpreise ausgelobt. Die Bundessieger nimmt in der Regel ohne besonderes Aufnahmeverfahren die Studienstiftung des deutschen Volkes auf. Außerdem vergibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung derzeit einen Sonderpreis, mit dem ein mehrwöchiger Aufenthalt an einer Hochschule oder einer Sommerschule im Ausland verbunden ist. Anmeldeformalitäten, Aufgaben und weitere Informationen stehen bei www.bwinf.de. (André Häusler) (fm)