Gerüchte um Medien-Elefantenhochzeiten bringen Wall Street in Wallung

Der potenzielle Kombinationen sorgen derzeit für Aufregung: Microsoft und Yahoo führen angeblich Fusionsgespräche, Thomson Financial will vermutlich Reuters übernehmen und Medienzar Rupert Murdoch würde gerne Dow Jones schlucken.

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Von
  • Peter Bauer
  • dpa

Drei bahnbrechende potenzielle Kombinationen von internationalen Großkonzernen sorgen im globalen Medien- und Internetgeschäft sowie an der Wall Street für Aufregung. Nach unbestätigten Medienberichten führten der US-Softwarekonzern Microsoft und der Internetportal-Betreiber Yahoo Fusionsgespräche, der kanadische Finanzdaten-Dienstleister Thomson Financial will nach Berichten die Nachrichtenagentur Reuters übernehmen und Medienzar Rupert Murdoch würde gerne den Medienkonzern Dow Jones schlucken.

Die Aktien des US-amerikanischen Internet-Riesen Yahoo schossen am Freitag um 9,94 Prozent auf 30,98 Dollar in die Höhe. Grund waren unbestätigte US-Medienberichte, nach denen Microsoft 50 Milliarden Dollar (37 Milliarden Euro) für Yahoo hinblättern wolle. Damit wollten Yahoo und Microsoft im Internet dem Suchmaschinen- und Onlineanzeigen- Branchenführer Google härtere Konkurrenz machen. Das Wall Street Journal berichtete gestern, die Fusionsgespräche seien abgebrochen worden, doch halte dies die beiden Unternehmen nicht davon ab, eine andere Kooperationsform zu wählen.

Die Aktien des traditionsreichen britischen Nachrichten- und Finanzinformations-Konzerns Reuters Group legten am Freitag in New York massiv um 26,88 Prozent auf 74,76 Dollar zu und waren damit insgesamt 15,7 Milliarden Dollar wert. Das einschlägige kanadische Unternehmen Thomson Financial soll nach unbestätigten Berichten eine Übernahmeofferte für Reuters abgegeben haben.

Reuters und Thomson sind die weltweite Nummer zwei und drei bei Daten und Finanzinformationen für Banken und Investmentbanken sowie anderen Finanzdienstleistern. Thomson will nach diesen Berichten mit einem Reuters-Kauf dem globalen Branchenführer Bloomberg in diesem lukrativen Informationsgeschäft stärkere Konkurrenz machen.

Medienzar Rupert Murdoch würde gerne das Wall Street Journal durch den Kauf des amerikanischen Medienkonzerns Dow Jones & Co. für 5 Milliarden Dollar schlucken. Murdoch ist aber bisher bei der Bancroft-Familie abgeblitzt, die eine Stimmrechts-Mehrheit bei Dow Jones hat. Murdoch hat jedoch jahrzehntelang mit zahlreichen Übernahmen in Australien, Asien, Großbritannien, Italien und den USA immer wieder bewiesen, dass er einen langen Atem hat und oft trotz harten Widerstands bei seinem Akquisitionen zum Zuge kommt.

Murdoch will in den USA dem dominierenden Wirtschaftsfernsehsender CNBC mit einem neuen Kabelfernsehsender Konkurrenz machen. Er würde hierfür durch den Kauf von Dow Jones mit den Hauptpublikationen Wall Street Journal und der angesehenen Börsenwochenzeitung Barron's Schützenhilfe erhalten. Hinzu kommt das lukrative Online-Geschäft des Wall Street Journal, dessen Bezug über das Internet jährlich bis zu 99 Dollar kostet. Die mit Abstand wichtigste US-amerikanische Wirtschaftszeitung hat mehr als 900.000 zahlende Online-Abonnenten. Die Aktien von Dow Jones waren vergangene Woche nach dem Murdoch-Vorstoß rasant gestiegen und notierten zum Wochenschluss mit 55,80 US-Dollar nicht sehr weit unter dem von Murdoch offerierten Preis von 60 Dollar je Aktie. (Peter Bauer, dpa) / (anw)