Gesetzeswidrige Nutzung von WhatsApp & Co.: US-Börsenaufsicht verlangt Einblick

Wenn Angestellte in der US-Finanzindustrie geschäftlich über WhatsApp & Co. kommunizieren, ist das gesetzeswidrig. Nun verlangt die SEC direkte Einsicht.

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Hand an Smartphone mit WhatsApp offen

(Bild: Yohanes Herman Nggebu/Shutterstock.com)

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Die US-Börsenaufsicht weitet ihre Untersuchung zur Nutzung von Messengern wie WhatsApp und Signal für geschäftliche Kommunikation aus. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und erklärt, dass die SEC (Securities and Exchange Commission) von mehr als einem dutzend Finanzfirmen die Herausgabe tausender Nachrichten verlangt, die über Messenger verschickt wurden.

Anders als bei früheren Prüfungen vertraue die Aufsichtsbehörde dabei nicht mehr auf die Vorprüfung der Firmen selbst. Stattdessen hätten Manager und Managerinnen jetzt ihre privaten Smartphones an ihre Firmen geben müssen. Die würden dort kopiert und durchgesehen, Nachrichten mit geschäftlichem Inhalt gingen dann an die Börsenaufsicht.

Die deutlich intensivere Untersuchung trifft große Investmentfirmen wie die Carlyle Group und Apollo Global, aber auch mehrere Hedgefonds wie Citadel, schreibt Reuters unter Berufung auf eingeweihte Personen. Bei den bislang untersuchten Banken und Finanzfirmen mussten die betroffenen Firmen zwar ebenfalls die privaten Nachrichten hochrangiger Angestellter prüfen, aber der SEC lediglich mitteilen, in wie vielen es davon um Geschäftliches ging. Die SEC habe lediglich eine Stichprobe selbst geprüft. Jetzt, da die Börsenaufsicht alle relevanten Nachrichten aus Messengern hat, sei es sehr wahrscheinlich, dass die Verstöße gegen Auflagen findet, zitiert Reuters eine Expertin.

Ausgeweitet werden damit Ermittlungen, die bereits seit Längerem laufen und schon zu Strafzahlungen in Milliardenhöhe geführt haben. Wenn Angestellte Nachrichten mit Bezug zu ihrer Arbeit über WhatsApp, Signal & Co. verschicken, verstoßen sie damit gegen Vorgaben zur Aufbewahrung von geschäftlicher Kommunikation. Die Vorhaltung interner und externer Kommunikation ist von eminenter Bedeutung, weil sie Grundlage für spätere behördliche Untersuchungen sein kann. Diese Unterlagen nicht vorzuhalten, gleicht aus Sicht der US-Behörden der Verschleierung eigenen Fehlverhaltens. Außerdem erlaubt das US-Zivilverfahrensrecht im Falle von Gerichtsprozessen den Verfahrensparteien gegenseitige Einsicht in interne Unterlagen, darunter auch Kommunikationsaufzeichnungen.

Wenn Finanzinstitute zulassen, dass Angestellte über das Ausweichen auf WhatsApp & Co. die automatische Speicherung vermeiden, stößt das US-Behörden deshalb sauer auf. Zuletzt hatten Anfang August mehrere Banken und Finanzfirmen zusammen 555 Millionen US-Dollar Strafe bezahlen müssen.

Insgesamt summieren die Strafzahlungen damit inzwischen auf 2,5 Milliarden US-Dollar. In mindestens einem Fall wurden die verhängten Strafen an die jeweiligen Angestellten weitergeben, einige mussten mehr als eine Million US-Dollar zahlen. Die jetzt bekannt gewordene Ausweitung der Ermittlungen legt nahe, dass man bei der SEC davon ausgeht, noch mehr Fehlverhalten finden zu können.

(mho)