Google auf Sparkurs

Auch Google, Internet-Suchmaschinenprimus und Marktführer bei Internet-Werbung, ist von der Wirtschaftskrise eingeholt worden: Einzelne Online-Projekte werden gestoppt, mit den Finanzmitteln wird sparsamer umgegangen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Auch Google, Internet-Suchmaschinenprimus und Marktführer bei Internet-Werbung, ist von der Wirtschaftskrise eingeholt worden. Der Konzern, bei dem in den vergangenen Jahren das Geld recht locker saß, greift zu Sparmaßnahmen. Google will mehrere Online-Projekte stoppen und seine Mittel zurückhaltender einsetzen, sagte Google-Chef Eric Schmidt dem Wall Street Journal.

Zuletzt hatte Google bereits den Dienst SearchMash eingestellt, in dem mit der Anzeige von Suchergebnissen experimentiert werden konnte. In diesem Monat solle auch die erst im Sommer gestartete virtuelle Welt Lively geschlossen werden. Die Kapazitäten würden verstärkt auf Kernbereiche konzentriert: Werbung im Internet und auf Mobiltelefonen sowie die online verfügbare Software für Unternehmen. Man werde auch einem Software-Entwickler nicht mehr ein Team von 20 Leuten zur Verfügung stellen, damit er ein neues Projekt entwickeln kann, sagte Schmidt; wenn der Aufschwung komme, dann werde man "seine brillante Vision finanzieren" können. Zuvor hatte es bereits geheißen, Google wolle die Stellen von Leiharbeitern streichen. Google überdenkt auch die Praxis, einige seiner Webangebote anzeigenfrei zu offerieren.

Google erwirtschaftet sein Geld bisher vor allem mit Klicks der Nutzer auf Suchanzeigen im Umfeld von Internet-Suchergebnissen. In der allgemeinen Konjunkturkrise drohen auch diese Einnahmen zu sinken. In den vergangenen Quartal hielt sich Google aber trotz zum Teil skeptischer Prognosen von Branchenexperten noch ganz gut. Bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das dritte Quartal meinte Google-Chef Eric Schmidt: "Wir sind uns des schwachen Zustands der Weltwirtschaft bewusst." Alle befänden sich derzeit auf einem "unbekannten Gelände", doch werde Google weiterhin am Ausbau der Such- und Werbefunktionen arbeiten sowie in Wachstumsfelder der Zukunft investieren, beispielsweise in den Mobilbereich. Google werde ein wachsames Auge auf seine Kosten haben, hieß es dazu Anfang Oktober.

Einige Analysten hatten aber bereits mehrfach bezweifelt, dass das bislang exorbitante Wachstum von Google so ungebremst weitergehen kann. Andere aber gehen davon aus, dass sich Googles Dominanz auf dem Such- und Werbemarkt in Krisenzeiten als sehr wertvoll erweisen könne und eher der Rest des Online-Werbemarkts zu leiden habe. Allerdings haben neue Geschäftsbereiche, die über die Online-Werbung hinaus Geld in die Kassen spülen sollten, nicht die erhofften Einnahmen gebracht: Checkout, Googles Bezahlservice, und der Vorstoß ins Geschäft mit TV-Anzeigen, haben laut dem Wall Street Journal keine signifikanten Umsätze generiert; die Online-Anzeigen sorgen immer noch für 97 Prozent des Google-Umsatzes.

Und in der Finanzkrise sind auch die Google-Aktien kein alleinstehender Fels in der Brandung, der sich vom Verfall der Aktienmärkte unbeeindruckt zeigt: Von ihrem Rekordstand bei über 741 US-Dollar im November 2007 sind sie mittlerweile auf gut 275 US-Dollar zum Börsenschluss in den USA am Dienstag gefallen; zwischenzeitlich lagen sie schon bei gut 212 US-Dollar. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis von Google, das Verhältnis von aktuellem Aktienkurzs zu Jahresreingewinn pro Aktie, liegt bei Google allerdings immer noch bei 15,45; IT-Firmen wie IBM (9,4), Microsoft (10,19) oder auch große Mischkonzerne wie General Electric (8,15) liegen weit darunter. (jk)