Grand Challenge -- das Autorennen ohne Fahrer

Zwei Millionen US-Dollar winken dem Gewinner der diesjährigen Grand Challenge, einem Autorennen in den USA, bei dem Fahrzeuge eine Distanz von 175 Meilen innerhalb von zehn Stunden zurücklegen müssen -- ohne Fahrer.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Zwei Millionen US-Dollar winken dem Gewinner der diesjährigen Grand Challenge, einem Autorennen in den USA, bei dem Fahrzeuge eine Distanz von 175 Meilen innerhalb von zehn Stunden zurücklegen müssen. Klingt nach locker verdientem Geld, wäre da nicht ein kleines Problem: Die Autos müssen die Strecke völlig autonom, sprich ohne Fahrer zurücklegen. Wie so etwas enden kann, zeigt das Ergebnis der ersten Veranstaltung im März 2004, als das beste Fahrzeug lediglich rund zwölf Kilometer weit kam. Ins Leben gerufen hat den Wettbewerb die Forschungseinrichtung DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) des US-Verteidigungsministeriums, die mit dem hochdotierten Wüstenrennen der Roboter-Autos Anreize für die Entwicklung von autonomen Fahrzeug-Technologien schaffen will.

Für die 2005 DARPA Grand Challenge haben sich insgesamt 195 Teams aus der ganzen Welt angemeldet, von denen nach diversen Vorausscheidungen zwanzig am 8. Oktober das Finale bestreiten werden. Die Rennstrecke führt durch die Mojave-Wüste im Südwesten der USA mit natürlichen und künstlichen Hindernissen, allerdings wird der genaue Streckenverlauf erst zwei Stunden vor Beginn des Rennens bekannt gegeben. Was ich nicht weiß, das macht mich heiß -- so könnte man in Anlehnung an ein gängiges Sprichwort die Anstrengungen umschreiben, mit denen die Teams schon jetzt ihr Hightech-Equipment testen, das am Tag X zu Ruhm und Ehre führen soll: Lasergestütze Kamerasysteme, Radarsensoren, Satellitennavigation, 64-bittige Itanium-2- und Dual-Xeon-CPUs, raffinierte Computerprogramme, die ein komplexes System aus Antrieb, Bremsen und Lenkung steuern sollen. Lediglich Fernsteuerungen, Telemetrie und Funkkontakt zum Fahrzeug sind verboten.

Nahezu täglich flattern inzwischen Erfolgsmeldungen von vermeintlichen oder Möchtegern-Favoriten ins Haus. So hatte der Volkswagen-Konzern jüngst verkündet, seine in Zusammenarbeit mit der Stanford-Universität entwickelten und "Stanley" sowie "Stanlette" getauften Roboter-Touaregs würden sich selbst von mehreren Hindernissen oder bewegten Objekten, die kurz hintereinander auftauchen, nicht aus der Fassung bringen lassen. Im Vorjahr hatte sich herausgestellt, dass Fahrzeugen so genannte Tumbleweeds Probleme bei der Navigation über die Rennstrecke bereiten. Die rollenden, aber durchaus harmlosen Büsche werden vom Wüstenwind verweht und von den Computersystemen als Hindernisse interpretiert, die es zu umfahren gilt. Mit dem Ergebnis, dass manch ein Fahrzeug nach dem Ausweichmanöver in wirklichen Problemen steckte.

Insgesamt bietet Europas größter Automobilkonzern gemeinsam mit der US-Elite-Uni ein 40-köpfiges Expertenteam für das DARPA-Rennen auf, zwei Risikokapitalgesellschaften aus dem Silicon Valley sind ebenfalls mit an Bord. Auch das "Team Red" des Robotik-Professors William (Red) Whittaker von der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh kann sich über Unterstützung aus der Wirtschaft nicht beklagen, konnte man doch unter anderem den Chip-Hersteller Intel, den Flugzeugbauer Boeing sowie Caterpillar als Sponsoren gewinnen. In diesem Jahr bringen die Reds mit "Sandstorm" und "H1ghlander" gleich zwei umgebaute Militärgeländewagen vom Typ Hummer an den Start. Der "Sandstorm" hatte beim ersten Rennen die schon erwähnten zwölf Kilometer (7,3 Meilen) zurückgelegt, dann aber einen Begrenzungszaun durchbrochen, ein Hindernis gerammt und Feuer gefangen. Diesmal soll es bedeutend weiter gehen. Auf dem 1,5 Meilen langen BeaveRun MotorSports Complex schaffte Sandstorm zuletzt 200 Meilen am Stück und das bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 28 Meilen pro Stunde. (pmz)