Grundig strebt Insolvenz in Eigenverwaltung an

Ein Insolvenz-Spezialist wird neuer Vorstandschef.

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Von
  • Torge Löding

Der Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer Eberhard Braun ist neuer Vorstandssprecher beim Nürnberger Elektronikkonzern Grundig AG. Das beschloss der Aufsichtsrat am gestrigen Dienstag auf seiner außerordentlichen Krisensitzung. Sie war einberufen worden, nachdem der türkische Beko-Konzern überraschend von seinem Plan Abstand genommen hatte, die deutsche Traditionsfirma zu übernehmen.

Eberhard Braun ist seit 1987 Wirtschaftsprüfer, war in den vergangenen Jahren aber vor allem als Insolvenzverwalter tätig -- unter anderem beim Flugzeugbauer Fairchild Dornier und beim Tiefbohrunternehmen Flowtex. Er löst den bisherigen Vorstandschef Hans-Peter Kohlhammer ab, der zuvor erfolglos mit Beko und davor dem taiwanischen Konzern Sampo über eine Übernahme verhandelt hatte.

Das so verstärkte Führungsteam gibt sich nicht geschlagen: "Die Notwendigkeit, einen finanzkräftigen Investor zu finden, stellt sich nach wie vor. An diesem Ziel hält der Aufsichtsrat fest", heißt es in einer Mitteilung. Gleichzeitig geben Vorstand und Aufsichtsrat die Marschrichtung zu einer möglichen Insolvenz in Eigenverantwortung vor. "Der Vorstand wird das Ziel, den technologischen Kern des Unternehmens und seiner wichtigen Tochtergesellschaften zu erhalten, weiterverfolgen, um unter Einbindung von Investoren eine markt- und wettbewerbsfähige Struktur zu schaffen, was auch ein Ordnungsverfahren nicht ausschließt", heißt es in der Mitteilung. Eine Insolvenz in Eigenverantwortung bedeutet, dass der Vorstand vom Amtsgericht einen Insolvenzverwalter zur Seite gestellt bekommt, die wichtigsten Entscheidungen aber immer noch selbst treffen kann. (tol)