Gruner + Jahr formiert Wirtschaftstitel neu

Europas größter Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr zieht im Zuge von Sparmaßnahmen seine Wirtschaftstitel komplett in Hamburg zusammen; auch die Online-Redaktionen von Capital, Impulse, Börse Online und Financial Times Deutschland werden zusammengelegt.

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  • dpa

Europas größter Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr zieht im Zuge von Sparmaßnahmen seine Wirtschaftstitel komplett in Hamburg zusammen und schließt den Standort Köln und das Wirtschaftssegment in München. Die dort publizierten Wirtschaftsmagazine Capital und Impulse (Köln) sowie Börse Online (München) sollen mit der Financial Times Deutschland (FTD) von März 2009 an von einer G+J-Redaktion Wirtschaft herausgegeben werden, die am Verlagssitz in Hamburg angesiedelt werde. Der neuen Redaktion gehören rund 250 Vollzeit-Mitarbeiter an; auf alle Wirtschaftsmedien bezogen fallen laut G+J unter dem Strich rund 60 Stellen weg.

"Wir werden mit dem Betriebsrat Sozialplanverhandlungen aufnehmen", sagte das für das Zeitschriftengeschäft in Deutschland zuständige Vorstandsmitglied Bernd Buchholz der dpa. 50 Stellen werden von der neuen Wirtschaftsmedien GmbH neu ausgeschrieben, auf diese Arbeitsplätze können sich Kollegen aus Köln und München bewerben. "Die Maßnahme stellt für viele Mitarbeiter einen harten Schnitt dar. Er ist aber unausweichlich, um allen Titeln des G+J-Wirtschaftsportfolios Ausbau- und Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen", berichtete die G+J-Verlagsgeschäftsführerin Wirtschaftsmedien, Ingrid M. Haas.

Vorstandsmitglied Buchholz begründete den "schmerzlichen Schritt" mit "nötigen Einsparungen" im Zuge des Strukturwandels im Segment der Wirtschaftspresse sowie der Konjunkturkrise, die Anzeigenverluste mit sich bringt. "Wirtschaftsmedien sind deutlich stärker von der Krise tangiert, weil Banken, Fondsgesellschaften und Finanzdienstleister ihr Werbevolumen deutlich reduzieren", berichtete Buchholz. "Wir haben einen rückläufigen Anzeigenmarkt und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht." Auch nach dem Platzen der Internetblase Anfang des Jahrzehnts waren Wirtschaftstitel der Verlage wegen deutlich gestutzter Werbeetats ins Trudeln geraten.

Die neue G+J-Redaktion – geführt von einem Chefredakteurskollegium mit dem FTD-Chefredakteur Steffen Klusmann an der Spitze – wird auch das im Februar 2000 erstmals erschienene Wirtschaftsblatt FTD herausgeben. "Die Schaffung der Redaktion Wirtschaft ist der einzige Weg, die nötigen Einsparungen durch die Nutzung gemeinsamer Ressourcen zu erzielen und zugleich die Identität und Qualität der Blätter zu wahren", erklärte Buchholz. "Die Journalisten arbeiten künftig für alle Titel, wobei die Identität der einzelnen Marken gewahrt bleiben wird." Die FTD verkauft mehr als 100.000 Exemplare (2. Quartal 2008: 100.919), sie schreibt aber bisher noch keine schwarzen Zahlen, wie Buchholz bestätigte.

In Frankfurt sind die beiden Ressorts Finanzen-News und Geldanlage angesiedelt, das Ressort Politik agiert von Berlin aus. Die Korrespondentenbüros der drei Magazine werden geschlossen. Ihre Verlagsabteilungen waren schon im Sommer 2008 nach Hamburg umgezogen. Die Chefredakteure Ursula Weidenfeld (Impulse), Stefanie Burgmaier (Börse Online) und der noch zu bestimmende Nachfolger von Klaus Schweinsberg (Capital) behalten die inhaltliche Verantwortung für ihre Marken, bekräftigte G+J. Schweinsberg scheidet Anfang 2009 bei G+J aus, seine Entscheidung soll jedoch nicht in Zusammenhang mit der aktuellen Umstrukturierung stehen.

Die Online-Redaktionen der vier Titel werden zusammengelegt. Einen Ausschlag für die nun vorgenommene Neuorganisation hat die aus Sicht von Buchholz führende Rolle des Online-Auftritts der FTD gegeben. Das minuten- und tagesaktuelle Nachrichtengeschäft sei zukunftsfähig, sagte Buchholz. Wirtschaftstitel ohne starke Internetpräsenz seien nicht mehr denkbar. (dpa) / (jk)