HP-"Machine": Erst mal etwas einfacher

"The Machine", ein revolutionärer Rechner, den HP mit Memristoren und komplett neuartigem Betriebssystem seit Jahren auf dem Reißbrett hat, scheint auf absehbare Zeit nicht realisierbar. Nun beschreibt der Konzern das Projektziel wesentlich bescheidener.

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HP-"Machine": Erst mal etwas einfacher

(Bild: HP)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Memristoren (PDF) sind passive Bauelemente, die sich in Computern an Stelle von Transistoren zum Speichern und Verarbeiten von Daten einsetzen lassen.

Als HP in seinen Labs die ersten Memristoren produzieren und erproben konnte, münzte der Konzern diese Errungenschaft prompt zum Keim eines revolutionären Supercomputers um. "The Machine", wie der Rechner von den HP-Visionären getauft wurde, sollte auch unter einem ganz neuen, unversellen Betriebssystem laufen, das ihn nebenbei als Ersatz für ganze Computer-Grids in der Cloud qualifizieren sollte. In einem einzigen 19-Zoll-Rack sollten sich bis zu 160 PByte Speicher mit Zugriffzeiten von 250 Nanosekunden unterbringen lassen und dabei einen Bruchteil der elektrischen Leistung herkömmlicher Systeme benötigen.

Zuerst für einen Markteintritt im Jahr 2013, später für 2015 angekündigt, scheint die "Machine" nun aber doch nicht so schnell aus den Startblöcken zu kommen: In einem Interview mit der New York Times räumte HPs Entwicklungschef Martin Fink ein, heute habe man keine Idee, zu welchem Zeitpunkt man Memristoren in relevanten Stückzahlen herstellen könne.

Andererseits will man das potenziell milliardenschwere Geschäft mit der revolutionären Computerklasse nicht abschreiben: HP plant, 500 Millionen US-Dollar in das Projekt zu stecken. Dessen erste Ergebnisse dürften allerdings im Vergleich zu den ursprünglichen Konzepten deutlich bodenständiger ausfallen. "Wir haben das viel zu eng mit dem Memristor assoziiert", meint Fink, "Heute tun wir alles Erdenkliche, um das Konzept mit bestehender Technik am Leben zu halten." Das aktuelle Entwicklungsziel ist eine speichergetriebene Rechnerarchitektur ("memory-driven computer architecture").

Im kommenden Jahr will HP laut Fink nun eine erste Version der "Machine" herausbringen – mit konventionellem DRAM als Speicher und mit dem Fokus mehr auf der Speicherkapazität von 320 Terabyte als auf Energieeinsparungen. Als Betriebssystem soll Linux zum Einsatz kommen, weil man damit Software-Entwickler anlocken könne, die später auch die nächste Version der "Machine" mit Phasenwechselspeicher oder PCM (Phase-Change Memory) unterstützen sollen. Erst für die Generation danach sind endlich Memristoren vorgesehen, doch von konkreten Jahreszahlen ist heute keine Rede mehr. (hps)