Haftstrafe für Schmiergeldzahlungen an Infineon-Manager

Im Prozess um Schmiergeldzahlungen an Infineon-Manager wurde der Vermittler Udo Schneider heute zu vier Jahren Haft verurteilt. Den ehemaligen Infineon-Chef Schumacher belastete der Verurteilte erneut schwer.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Im Schmiergeld-Skandal bei Infineon hat es die erste Verurteilung gegeben. Das Landgericht München verurteilte den Sponsoring-Vermittler Udo Schneider am heutigen Montag wegen Bestechung und Untreue zu vier Jahren Haft. Schneider hatte hohe Schmiergeld-Zahlungen an frühere Infineon-Topmanager eingeräumt und dabei auch Ex-Vorstand Ulrich Schumacher schwer belastet. Schneider sagte vor dem Münchner Landgericht aus, er habe dem Motorsportfan und Hobbyrennfahrer Schumacher dessen private Kosten von 25.000 Euro bei einem 24-Stunden-Rennen in Spa bar als Schmiergeld zugesteckt.

Insgesamt will Schneider Schumacher mehrere hunderttausend Euro gegeben haben. Damit wird es langsam eng für Schumacher, der einer der renommiertesten deutschen Manager war, als er im Frühjahr 2000 Infineon an die Börse brachte. Der Richter Wolf-Stefan Wiegand sagte in seiner Urteilsbegründung schon einmal drohend: Der Bestochene sei "per se der Verwerflichere als der Bestecher". Schumacher dagegen beteuert weiter, er habe kein Geld angenommen. Er kündigte an, am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft ausführlich Stellung zu nehmen.

Der frühere Infineon-Vorstand Andreas von Zitzewitz hat die Annahme von Schmiergeldern bereits eingeräumt. Schumacher habe nicht gewusst, dass er auch Zitzewitz geschmiert habe, sagte Schneider. "Ich bin mir hundert Prozent sicher, wenn der Schumacher gewusst hätte, dass ich dem Zitzewitz auch Geld gebe, hätte es Ärger gebeben." Schumacher habe gerne alles für sich selbst gehabt.

Dass sich Schumacher gerne als Sonnenkönig gerierte, räumen auch Freunde des Managers ein. "Schumacher hat sich nie verstellt", sagt einer von ihnen. Es sei doch allen bei Infineon klar gewesen, dass sich Schumacher in einer Grauzone bewegte. Ähnlich argumentierte kürzlich das Landgericht München in einer Zivilauseinandersetzung zwischen Infineon und Schumacher. Es sei doch schon länger bekannt gewesen, dass es Vorwürfe gebe, Schumacher verquicke private und geschäftliche Interessen, erklärte das Gericht. So habe eine Sekretärin frühzeitig in einer E-Mail geschrieben, Schumacher lege gerne mal einen Geschäftstermin in die Urlaubszeit. Auf diesem Weg könne er sich dann den Flug in den Urlaub vom Unternehmen zahlen lassen.

Dass Schumacher aber Bargeld angenommen hat, wollen viele in seinem Umfeld bis heute nicht glauben. Dieser habe doch genug Geld gehabt, sagt einer von ihnen. Bei Zitzewitz soll das Geld dagegen schon einmal knapp gewesen sein. Hinzu kommt, so Schneider am Montag vor Gericht: "Zitzewitz ist extrem sparsam. Er ist ein Schwabe."

Dabei hatten Zitzewitz und Schumacher mit dem Motorsport ein extrem teures Hobby. Nachdem ihnen Schneider erstmals die Teilnahme an einem Rennen ermöglicht hatte, hatten beide Blut geleckt. "Sie waren sehr stolz, wie schnell sie waren", sagte Schneider. Der Ehrgeiz, schneller als der Vorstandskollege zu sein, habe die beiden angetrieben. Dabei sei es immer wieder zu Streit gekommen. Mal ging es darum, wer zuerst ans Steuer durfte, mal darum, wer für einen Schaden am Auto verantwortlich ist. Beiden aber sei gemein gewesen, dass sie sich das Geld für das teure Hobby von Schneider ohne größere Skrupel zustecken ließen.

So sind in den Jahren viele Männerfreundschaften zerbrochen. Auch Schumacher und Schneider waren eng befreundet. Davon ist nichts mehr übrig geblieben. Schumacher habe ihm angesichts seiner finanziellen Probleme ein Privatdarlehen gegeben, für das aber seine Lebensgefährtin habe haften müssen, sagte Schneider unter Tränen. Zudem habe Schumacher angeboten, ihm eine Wohnung abzukaufen, als er im Gefängnis steckte, sagte Schneider. Allerdings habe Schumacher nur einen ausgesprochen niedrigen Preis zahlen wollen. Zudem habe er als Bedingung gestellt, dass Schneider vor Gericht nicht auspacke. "Ich möchte mit dem Mann nichts mehr zu tun haben." (Axel Höpner, dpa) / (vbr)