Handy-Telefonate möglicherweise bald im Flugzeug erlaubt

Eine als Collectively Mobile Heterogeneous Network bezeichnete Technik soll in zwei bis drei Jahren das Telefonieren mit Handys in Flugzeugen ermöglichen.

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Von
  • Oliver Lau

Seit langen wird vermutet, dass eingeschaltete Mobiltelefone die technischen Einrichtungen in Flugzeugen stören können. Auf vergleichbare Risiken hatte man bereits im Jahre 1999 beim Institut für Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) hingewiesen. Sogar der Schleudergang einer Waschmaschine soll durch ein Handy in Gang gesetzt worden sein.

Eine Studie der Behörde für zivile Luftfahrt in Großbritannien (CAA) bestätigt nun diese Vermutung. In einer Versuchsreihe wurde festgestellt, dass verschiedene Navigationsinstrumente unbrauchbar und die Empfindlichkeit der Empfänger für die Signale des Instrumentenlandesystems (ILS) herabgesetzt wurden. Außerdem waren Störgeräusche in den Bordsprechanlagen zu vernehmen. Deshalb hält man bei der CAA an dem dringenden Rat fest, sämtliche Handys während des Fluges ausgeschaltet zu lassen, auch wenn die Anzahl der auf Handyeinflüsse zurückzuführenden Störfälle im Vergleich zur Anzahl erfolgreich absolvierter Flüge verschwindend gering ist. Zwischen 1996 und 2002 wurden der CAA insgesamt nur 35 Fälle bekannt, in denen die Ursache der Störung im Handyfunkverkehr lag.

Auch eine Studie der NASA aus dem Jahre 2001 führt für insgesamt 85 der 89 in den Jahren 1986 bis 1999 gemeldeten Anomalien mitgeführte elektronische Geräte (Personal Electronic Devices, PED) als Ursache der Störungen an. 40 der Störfälle wurden dabei als weniger schwerwiegend, 39 als kritisch eingestuft. Als kritisch werden alle Anomalien bezeichnet, die die Flugsicherheit empfindlich beeinträchtigen können. Auch die Studie der NASA zeigt, dass die Navigationsinstrumente am häufigsten Opfer der elektromagnetischen Störsignale waren. Weit abgeschlagen folgten Probleme mit den Kommunikationseinrichtungen und dem Autopiloten.

Doch es soll bald Abhilfe für kommunikationswütige Passagiere geben. Beim Projekt Wireless Cabin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeitet man daran, den Fluggästen die Kommunikation per GSM, UMTS, Bluetooth und WLAN zu ermöglichen. Auch der Betrieb von Laptops soll in zwei bis drei Jahren problemlos möglich sein. Die Signale der PEDs sollen dafür in einem Service Integrator genannten Gerät zusammengeführt werden. Der Service Integrator wiederum kommuniziert stellvertretend für die PEDs per Satellit mit Bodenstationen. Die Collectively Mobile Heterogeneous Network (CMHN) genannte Neuerung soll zu einem noch nicht genannten Termin in einem Langstreckenflugzeug des Typs Airbus A340 vorgeführt werden. (ola)