Hewlett-Packard übernimmt Palm

Der PDA-Pionier, der in letzter Zeit mit seinem Smartphone-System WebOS viel Lob einheimste, aber im Markt immer stärker unter Druck kam und in die Krise schlitterte, soll HPs Mobilgeräte-Sparte neuen Schwung verleihen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Lange schon wurde spekuliert, ob der angeschlagene Smartphone-Hersteller Palm noch lange selbstständig sein kann. Nun beendet Hewlett-Packard alle Spekulationen: Der IT-Konzern, der in letzter Zeit nicht besonders erfolgreich mit seinen Windows-Smartphones war, übernimmt Palm für 1,2 Milliarden US-Dollar. Im offiziellen Palm-Blog heißt das leicht flapsig: "Falls Sie es noch nicht gehört haben, wir haben gerade einen Zusammenschluss mit einem kleinen Laden unten an der Straße namens HP verkündet." In der offiziellen Mitteilung der beiden Firmen formulieren die Beteiligten etwas nüchterner, dass man eine Vereinbarung geschlossen habe, nach der HP Palm kaufen werde.

Zwar wurde Palm für das Smartphone-System WebOS sehr gelobt, die Verkäufe der WebOS-Smartphones Pre und Pixi liefen aber lange nicht so, wie die Firma das gehofft hatte. Und mit den vorherigen Smartphones und PDAs mit PalmOS konnte Palm schon lange keinen Blumentopf mehr gewinnen. Zuletzt hieß es, Palm habe bereits Finanzexperten damit beauftragt, einen Verkauf an eine andere Firma auszuloten. Palm-Chef Jon Rubinstein, der als ehemaliger Apple-Manager und "Vater des iPod" den PDA-Pionier wieder auf Kurs bringen sollte, hatte zwar betont, Palm könne langfristig auch als eigenständiges Unternehmen überleben. Aber auch er wollte einen Verkauf nicht ausschließen.

Nun wird klar, dass schon zu dem Zeitpunkt, als Rubinstein noch davon redete, Palm könne es auch ohne Käufer schaffen, die Weichen weitgehend gestellt waren: Die Verwaltungsräte von Hewlett-Packard und Palm haben dem Geschäft bereits zugestimmt, teilten die Konzerne mit. Pro Aktie sollen die Anleger 5,70 Dollar erhalten. Geschlossen hatte das Papier bei 4,63 Dollar.

HP ist tatsächlich vor allem an dem Smartphone-System WebOS interessiert: "Palms innovatives Betriebssystem ist die ideale Plattform, um HPs mobile Strategie auszuweiten", sagte der HP-Verantwortliche Todd Bradley – der übrigens vor seinem Job bei HP der Chef von Palm war. Bradley kündigte auch eine ganze Reihe von Geräten an. Und Rubinstein meinte, Hewlett-Packards lange Tradition einer Kultur der Innovation und seine globalen Ressourcen machten den Konzern zu einem perfekten Partner, um das Wachstum von WebOS schnell zu beschleunigen.

Mit WebOS bekommt HP jedenfalls ein Smartphone-System, das im Unterschied zu den gegenwärtigen Windows-Mobile-Versionen, die auf HPs iPAQs laufen, mit dem iPhone und Googles Android mithalten kann. Wie erfolgreich der Windows-Mobile-Nachfolger Windows Phone 7 wird, muss sich dagegen noch erweisen. Andere Konkurrenten von HP bei Mobilgeräten setzten in letzter Zeit vor allem auf Android. Mit der Übernahme von Palm könnte HP zu einem ernsthaften Mitspieler im boomenden Smartphone-Markt werden - und hat für seine Mobilsparte nun zwei Optionen, Windows Mobile/Windows Phone sowie WebOS. (jk)