ICANN-Treffen in Rom: "Fliegende" und mobile Domains

ICANNs Chef Paul Twomey erwartet eine zweistellige Zahl von Bewerbungen um die neuen Top Level Domains.

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Von
  • Monika Ermert

Beim Treffen der Internet Corporation for Assigned Numbers (ICANN) in Rom verhielten sich die Bewerber für die nächste Runde neuer Adresszonen im Netz noch ruhig. Doch mit dem Näherrücken des Bewerbungsschlusses wagen sich die "Neuen" langsam aus der Deckung. Gestern outete sich ein Konsortium von neun Mobilcarriern und Mobilgeräte-Herstellern, die gemeinsam eine "mobile TLD" starten wollen. Zu diesen hat sich als zehnter Partner inzwischen auch T-Mobile gesellt. ICANNs Chef Paul Twomey erwartet eine zweistellige Zahl von Bewerbungen um die neuen Top Level Domains.

Die MobilTLD soll die natürliche Heimat für Inhalte sein, die speziell für mobile Endgeräte gemacht wurden. Endnutzer, die das Glück haben, Ihren Namen auf der zweiten Ebene zu ergattern, können ihr Mobiltelefon für die Abwicklung zertifizierter E-Mails nutzen. Es gebe für Multimedia-Handsets wenig angepasste Inhalte, sagt Ritva Siren, Nokia Projektmanager für die mTLD-Initiative. Die Registrierenden sollen mit Richtlinien für entsprechende Contentformate versorgt werden. "Inwieweit man das aber wirklich konsequent durchsetzen kann, weiß ich nicht", räumt Siren ein. Unternehmen, die Interesse an einer Reihe attraktiver Second Level Domains haben, sollen aber klar festgelegt werden. Als Beispiel nannte das Konsortium bislang nur .maps.mtld. Unternehmen und Enduser können abgesehen von diesen Spezialseiten ebenfalls direkt unter .mtld registrieren. Bevor das Handy mit eigenem Domainnamen ein echter Server wird, muss allerdings die Speicherkapazität der Geräte und an den Anbieternetzen gearbeitet werden, so Siren.

Neue Ideen präsentierte in Rom der aero-Vorsitzende Andrew Charlton. Um .aero, die Domain des Luftfahrtverbandes SITA, war es bisher ähnlich still wie um .coop oder .museum. In einem Pilotprojekt mit dem Flughafen in Genf hat die Registry aber nun die Möglichkeiten der Spezialdomain erprobt. Laut Charlton geht es um die Ablösung des alten Telexverkehrs zwischen Flughafen und Fluglinien über den gesamten Flugverkehr durch eine DNS-Lösung. Ein Webportal für Enduser erlaubt Statusabfragen zu Flügen von und nach Genf; es gibt auch eine Variante fürs Mobiltelefon.

Im nächsten Schritt soll jeder Flug eine eigene Domain für die Zeit zwischen Start und Landung erhalten. "Wenn die Tür der Maschine nach dem letzten Gast geschlossen ist, erlischt die Domain wieder und wird am nächsten Tag wieder aktiv", so Charlton. Damit der Flughafen Genf in die Phase zwei starten kann, musste .aero allerdings lange darüber verhandeln, wer das Recht hat, die Abkürzungen von Flughäfen und Fluggesellschaften zu verwenden. Charlton hofft, dass man in Zukunft auch die nicht registrierten Abkürzungen kostenlos in die Rootzone eintragen kann und nicht warten muss, bis die letzte Fluglinie ihren Namen registriert hat. Ohne ein Nutzungsrecht der Kürzel funktioniert das System nicht. (Monika Ermert) / (anw)