IETF spürt Krisenstimmung der Wirtschaft

Die Internet Engineering Task Force, Standardisierunggremium für alle das Internet betreffenden Protokolle, plant wegen Visaproblemen auch weniger Treffen in den USA.

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Von
  • Monika Ermert

IT-Unternehmen sind in der Wirtschaftskrise geiziger bei Reisekosten für internationale Meetings. Aber auch nahe liegende Konferenzorte garantieren nicht, dass Unternehmen ihre Entwickler zu Treffen der Internet Engineering Task Force (IETF) schicken. So schlimm wie aktuell sei es noch nie zuvor gewesen, sagte ein Vertreter von EMC beim 74. Treffen der Organisation, die sich um die Standardisierung aller Protokolle kümmert, die das Internet betreffen. Mehrere IETF-Teilnehmer berichteten auf dem Meeting in San Francisco über Autoren von Standard-Dokumenten, die nicht erschienen seien. Allerdings sorgte auch die strenge Visumspolitik der USA für Ausfälle. Bis zum Freitag tagen rund 1157 Entwickler aus 49 Ländern.

Der scheidende Chef des IETF Administrative Oversight Committee (IAOC), Jonne Soininen, kündigte an, dass man im Interesse der IETF-Teilnehmer, die nicht aus den USA kommen, künftig weniger Treffen in den USA machen wolle. Da sich die Klagen wegen nicht oder nicht rechtzeitig erteilter Visa häuften, wird die IETF-Spitze ein für kommendes Jahr in Atlanta geplantes Treffen nach Kanada oder Asien verlegen. Soininen berichtete dem IETF-Plenum, dass man sich wegen der Visa-Probleme auch schon an das US-Außenministerium gewandt habe. Dort hieß es lediglich, dass man da nicht weiterhelfen könne.

Besorgt zeigten sich angesichts solcher Aussagen Entwickler aus den USA, die mit 50 Prozent der Teilnehmer die größte Gruppe bei der IETF stellen. Sie warnten davor, dass gerade angesichts der Wirtschaftskrise viele US-Unternehmen entscheiden könnten, ihre Experten nicht zur IETF zu schicken.

Die IETF ist auf gute Teilnehmerzahlen angewiesen, da die Teilnahmegebühren rund 50 Prozent der Einnahmen im Budget von 4,3 Millionen Dollar ausmachen. Soininen sagte, auf Empfehlung des Treuhänderrates der Internet Society habe man darauf verzichtet, die Teilnahmegebühren zu erhöhen. Man fürchte, dass es dadurch zu einem Rückgang bei der Teilnahme komme. Werde die Wirtschaftskrise aber schlimmer, müsse man eventuell nachjustieren. (Monika Ermert) / (jk)