"Ick bin een Berlina": Wenn Roboter Dialekt sprechen

Soziale Roboter sollen kompetent und vertrauenswürdig wirken. Ist die Sprache ein Schlüssel dazu?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Innovative,Ai,Robot,Tutor,Helping,A,Teenage,Boy,With,Homework,

(Bild: Stock-Asso/ Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Deutsche und schweizerische Forscher haben untersucht, inwieweit das Sprechen von Dialekt Roboter vertrauenswürdiger und kompetenter macht. Um es vorwegzunehmen: Das Ergebnis der Forschungen fällt gemischt aus. Fest steht aber, dass Roboter, die einen vertrauten Dialekt sprechen, eher gemocht werden.

Soziale Roboter, die mit Menschen zusammenleben, sollten im Alltag möglichst natürlich, vertrauenswürdig und kompetent herüberkommen. Da bietet es sich an, dass das auch in der Sprache zum Ausdruck kommt. Eine menschenähnliche Sprechstimme eines Roboters ist dazu Voraussetzung. Der kann in Standardsprache sprechen, wie etwa Hochdeutsch oder in einem Dialekt, wie etwa Berlinerisch. Forscher der Universität Potsdam sowie der Schweizer School of Business der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) haben in der Studie "'Ick bin een Berlina': dialect proficiency impacts a robot’s trustworthiness and competence evaluation", die in Frontiers in Robotics and AI erschienen ist, untersucht, welchen Einfluss das Sprechen eines Dialektes auf die Akzeptanz eines solchen Roboters hat.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Forschenden führten dazu eine Befragung unter insgesamt 120 Probanden aus Berlin und Brandenburg durch, denen Videos mit einem Roboter gezeigt wurde. Das Video zeigt einen humanoiden NAO-Roboter, der auf einem Tisch steht und ein Gemälde beschreibt. Der Roboter spricht mit einer männlichen Stimme entweder in Hochdeutsch oder in einem Berliner Dialekt. Die Studienteilnehmer sollten dann einen Fragebogen ausfüllen, der zusätzlich demografische Angeben über die befragte Person enthielt, darunter Geschlecht, Alter, Wohndauer in Berlin, Sprachkenntnisse und der Häufigkeit der Nutzung des Berliner Dialektes. Dabei wurde automatisch erfasst, mit welchem Gerät die Probanden die Videos anschauten, etwa mit einem Smartphone, Tablet oder einem Computer.

Aus der Befragung ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz. Je höher die wahrgenommene Kompetenz ausfiel, desto höher wurde die Vertrauenswürdigkeit bewertet. Die meisten Probanden bevorzugten einen Roboter, der Hochdeutsch spricht. Befragte, die mit dem Berliner Dialekt besser vertraut waren, bevorzugten dagegen den Dialekt sprechenden Roboter.

"Wenn man einen Dialekt gut beherrscht, vertraut man eher einem Roboter, der auf dieselbe Weise spricht", sagt Katharina Kühne, Hauptautorin der Studie. "Es scheint, dass die Menschen dem Roboter mehr vertrauen, weil sie eine Ähnlichkeit sehen."

Auswirkungen auf das Ergebnis hatte auch das Gerät, mit denen die Befragten die Robotervideos ansahen. So gaben Probanden, die mit einem Smartphone oder Tablet schauten, dem hochdeutsch sprechenden Roboter weniger positive Bewertungen. Die Wissenschaftler nehmen an, dass es durch die kleineren Displays zu einer stärkeren Ablenkung und höheren kognitiven Belastung kam, sodass das Vertrauenssignal des Hochdeutschen weniger stark auf die Teilnehmer wirkte.

Einen eindeutigen Beweis dafür, dass sich Menschen, die vor einer Herausforderung stehen, besser fühlen, wenn sie mit sozialen Robotern, die einen vertrauten Dialekt sprechen, interagieren, konnten die Wissenschaftler nicht finden.

Die Wissenschaftler wollen ihre Forschungen nun ausweiten und Studien in realen Situationen durchführen.

(olb)