Fachkräftemangel mal anders: KI-Ängste könnten Firmen ihre Mitarbeiter kosten

Viele Angestellte befürchten einen Jobverlust aufgrund der zunehmenden KI-Automatisierung. Unternehmen müssen handeln – auch, um ihre Mitarbeiter zu halten.

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(Bild: iX)

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Von
  • Harald Weiss
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Welche Auswirkungen generative KI auf den Arbeitsmarkt haben wird, ist noch völlig unklar – doch viele Arbeitnehmer befürchten, dadurch ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Eine Gartner-Umfrage unter 3500 Angestellten ergab, dass nur knapp die Hälfte (41 Prozent) glaubt, dass ihre Tätigkeit vor dem Ersatz durch Roboter sicher sei, 14 Prozent sind sogar der Meinung, dass Roboter oder KI-Automatisierung sie schon bald ersetzen werden.

Die Sorgen sind nicht unbegründet: Gartner-Analyst Daryl Plummer meinte auf dem jüngsten Gartner-Symposium, dass bereits in vier Jahren mehr intelligente Roboter am Fließband, im Einzelhandel und in der Logistik anzutreffen seien, als Menschen. Er erklärt seine Einschätzung damit, dass die meisten dieser Unternehmen nicht genügend Mitarbeiter finden. Folglich müssten Roboter diese Lücken schließen.

Auch andere Bereiche sind betroffen. Eine weitere Gartner-Umfrage vom Dezember 2022 ergab, dass 96 Prozent der Befragten im Supply-Chain-Bereich bereits KI-basierte Automatisierung entweder nutzen oder fest einplanen; 35 Prozent haben schon solche Assistenten eingesetzt, wobei sich 61 Prozent in der Pilotphase befinden. "Der Einsatz von Robotern bedeutet nicht automatisch, dass dafür Mitarbeiter entlassen werden müssen, es werden nur die unbesetzten Stellen gefüllt", erklärte Plummer weiter. Er empfiehlt den Firmen- und IT-Chefs mithilfe von Workshops und Seminaren die KI-Ängste bei den Mitarbeitern abzubauen. "Die Gefahr besteht, dass sich die Mitarbeiter aus Angst vor einem Ersatz durch einen Roboter schnellstmöglich nach einem anderen – vermeintlich sicheren – Job umsehen, was zu einem massiven Verlust an qualifizierten Fachkräften führen könnte", lautet seine Warnung.

Doch generative KI könne auch positive Auswirkungen auf die Mitarbeiter haben. "Unternehmen können ihren Talentpool erweitern, indem sie den Einsatz digitaler Charisma-Filterassistenten integrieren", glaubt Plummer. Dabei handelt es um individuelle KI-basierte Trainings- und Wissensassistenten, die die Leistung einer Person deutlich steigern sollen. "Bis 2026 werden 30 Prozent der Arbeitnehmer digitale Charisma-Filter nutzen, um bisher unerreichbare Fortschritte in ihrer Karriere zu erzielen", lautet seine Prognose.

Abseits der Diskussionen rund um den Arbeitsmarkt kommt KI im Hintergrund schon seit geraumer Zeit im Bereich der Betriebssicherheit der Endgeräte zum Einsatz – vor allem, um die Ausfallzeiten zu minimieren und gleichzeitig die beste Leistung aus den Systemen herauszuholen. Hierfür bedarf es einer Systemoptimierung, die nicht mehr reaktiv sein darf, sondern proaktive Maßnahmen auf der Basis von KI-Entscheidungen vornimmt. Beispielsweise lassen sich mit KI die Systemeinstellungen und Konfigurationen automatisch anpassen.

Ferner können KI-gestützte Systeme schon jetzt potenzielle Engpässe in der Infrastruktur, wie Hardwareausfälle oder Netzwerküberlastungen vorhersehen und somit Stillstandszeiten auf ein Minimum reduzieren. Die dafür erforderlichen Daten werden von vielen Sensoren in den überwachten Geräten ohne große Latenz bereitgestellt und in Echtzeit vorverarbeitet und analysiert.

"KI ist im Endgeräte-Management nicht mehr wegzudenken. In Zukunft werden KI/ML-Technologien auf verschiedenen Endgeräten eingesetzt, um die Endbenutzer in ihren jeweiligen Aufgaben verstärkt zu unterstützen, sodass sie die bestmöglichen Ergebnisse erzielen", hieß es auf dem Symposium. Hierzu gehört das Bestreben nach einer immer besseren User-Experience, die hier Employee Experience (EX) heißt. "EX beeinflusst in hohem Maße die Zufriedenheit der hybrid arbeitenden Mitarbeiter, deshalb sind flexible und menschenzentrierte User-Interfaces zu implementieren, sodass vor allem für hochtalentierte Mitarbeiter ein attraktives Arbeitsumfeld entsteht", heißt es in einem Gartner-Report.

Die Forrester-Analysten sehen das ähnlich. "Investitionen in die digitale Mitarbeitererfahrung bedeuten eine deutlich bessere Mitarbeiterzufriedenheit", schreiben sie in ihrem Untersuchungsbericht. 47 Prozent der darin befragten IT-Entscheider geben an, dass sie bereits eine "höhere Mitarbeiterproduktivität durch eine moderne EX feststellen konnten."

Ein weiterer wichtiger Teil der EX ist der Bedienungskomfort bei den Apps, die zur Bewältigung aller Arbeiten notwendig sind. Hier herrscht zumeist ein Wildwuchs für die Kommunikation, die Projektverwaltung und nicht zuletzt die Administration. Gartner sieht hier als Lösung die sogenannten Super-Apps, wobei es sich um mobile Apps handelt, die Nutzern eine Reihe von Kernfunktionen bietet und durch das Hinzufügen von Miniapps verstärkt und weiter ausgebaut werden können. Beispielsweise hat Wipro für seine Mitarbeiter die Super-App myWipro entwickelt, die eine integrierte Plattform darstellt, in der die verschiedenen Apps für alle User-relevanten Geschäftstransaktionen, die Auftragsverwaltung, verschiedenen Produktivitätstools, Reisekostenabrechnung sowie alle Kommunikationskanäle eingebunden sind.

(fo)