Inder offenbar billiger als Unis

Geldknappheit zwingt die Berliner Unis trotz des bundesweiten Mangels an IT-Experten zum Numerus Clausus für Informatik.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Geldknappheit zwingt die Berliner Unis trotz des bundesweiten Mangels an IT-Experten zum Numerus Clausus für Informatik. Nach Meldung der deutschen Financial Times ist der gleiche Schritt im nächsten Jahr bei weiteren Unis wie Darmstadt und Dortmund zu erwarten.

Die Zahl der Informatik-Studienanfänger hat im letzten Wintersemester bundesweit um 30 Prozent auf 14.000 zugenommen. Bei unverändert knapper Finanzierung sehen sich jetzt einige Hochschulen außer Stande, allen Interessenten ein erfolgversprechendes Studium zu ermöglichen. In Berlin wird vermutlich bald jeder zweite Anwärter auf einen Studienplatz abgewiesen.

Statt ihre Lehrveranstaltungen stillschweigend immer weiter zu überfüllen und damit längere Ausbildungszeiten und mehr Studienabbrecher in Kauf zu nehmen, gehen die Berliner Hochschulen an die Öffentlichkeit. Die Dekanin des Fachbereichs Informatik an der Freien Universität, Prof. Elfriede Fehr, spannt sich gar selbst vor den Karren. In einem öffentlichen Spendenaufruf wünscht sie sich zu ihrem 50. Geburtstag Geld für eine Verbesserung der Informatikausbildung. In der Begründung erläutert Prof. Fehr, dass die Universitäten nach heftigen Sparrunden nicht mehr in der Lage seien, "die notwendigen, zusätzlichen Mittel für die Informatik woanders abzuzweigen." Sie beschreibt den angekündigten Numerus Clausus als notwendig, "weil unser Personal nicht ausreicht, um alle Studienbewerber aufzunehmen und angemessen zu betreuen."

Das von Bundeskanzler Schröder verkündete 100-Millionen-DM-Programm für die Informatiker-Ausbildung verspreche kaum Abhilfe. Verteilt auf die vorgesehenen fünf Jahre und zur Hälfte von den Bundesländern durch Umverteilung der sowieso knappen Hochschulmittel finanziert "kommt bei den einzelnen Fakultäten kaum etwas an", meint Prof. Fehr.

In Anbetracht der umstrittenen Greencard-Offensive wirken diese Äußerungen wie der Offenbarungseid einer versagenden Bildungspolitik. Aktuelle Forderungen, die Hochschulen sollten ihre Mittel intern im Interesse der Informatik-Ausbildung umschichten, stehen im krassen Widerspruch zu Sparmaßnahmen der letzten Jahre, etwa der Beschränkung der Informatik-Ausbildung auf einige Hochschul-Schwerpunkte. Die Folgen werden sich kurzfristig nicht vermeiden lassen. Wie Prof. Fehr gegenüber c't erklärte, sind geänderte Strukturpläne in Berlin nicht vor dem Jahr 2003 umzusetzen. (hps)