Intel verstärkt Präsenz in Lateinamerika

Angesichts Unterbrechungen der Wertschöpfungsketten durch Pandemie und Ukraine-Krieg setzt Intel stärker auf Lateinamerika, vor allem Mexiko und Brasilien.

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Intel-Firmenlogo an Grundstückseinfahrt

(Bild: Alexander Tolstykh/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Lateinamerikanische Länder, insbesondere Mexiko und Brasilien, "können zu Technik-Supermächten werden". Das meint Greg Ernst, Intels neuer Direktor für Nord- und Südamerika, der in der Region wachsende Chancen sieht. "Unsere Vision bei Intel ist, dass Lateinamerika und seine Länder zu Supermächten im Techniksektor werden können."

Der Intel-Vertreter hob in einem Interview mit der spanischen Nachrichtenagentur EFE die in der Region lebenden Arbeitskräfte, die Nutzung Sozialer Medien, die Affinität lateinamerikanischener "Millennials" für Technik, sowie das "phänomenale Wachstum der Technik in der digitalen Transformation in Mexiko und Brasilien" hervor. Neben multinationalen Konzernen gäbe es "eine Explosion lokaler Unternehmen", die sich der Software- und Cloud-Entwicklung widmen.

"Jedes große Unternehmen braucht globale Diversifizierung", stellt Ernst mit Blick auf Unterbrechungen der Wertschöpfungsketten durch die Coronapandemie und den Krieg in der Ukraine fest. Intel werde deshalb sein Engagement in Nord- und Südamerika verstärken. Der Konzern werde weiter in Mexiko investieren, u.a. in Guadalajara, der zweitgrößten Stadt des Landes, wo Serverprodukte für Großkunden wie Facebook, Google, Microsoft oder Amazon ihre letzte Validierung erhalten. Das Investitionsvolumen nannte Ernst nicht.

Zudem wird der US-Konzern "die Investitionen in Costa Rica fortsetzen", wo das Unternehmen gerade sein 25-jähriges Bestehen gefeiert hat und 2.900 Mitarbeiter in Montage, Vertrieb, Informationstechnik, Wertschöpfungsketten und Personalwesen beschäftigt. Costa Rica sei "ein großartiger Talentpool für uns, und bietet Dienstleistungen für Intel auf der ganzen Welt", so Ernst.

Bei seinem Besuch in Guadalajara traf Ernst am Dienstag mit der mexikanischen Wirtschaftsministerin Tatiana Clouthier zusammen. Ihr gegenüber erklärte er, wie wichtig es sei, "die Technik-Ausbildung in großem Maßstab auszuweiten und die Halbleiterproduktion auf dem amerikanischen Kontinent auszubauen".

Gerade die Automobilindustrie ist wichtiger Kunde von Halbleitern, und Mexiko ist heute einer der wichtigsten Standorte der Automobilherstellung. Ein bedeutender Teil der US-Autoproduktion ist nach Mexiko ausgelagert; auch für deutsche Autobauer wie VW, Audi oder Daimler ist Mexiko zu einem bedeutenden Produktionsstandort geworden. Zuletzt gab es Streit zwischen Mexiko und den USA um steuerliche Anreize für in den USA gefertigte Elektrofahrzeuge. Denn auch Elektroautobauer schauen verstärkt nach Mexiko. Unter anderem will der deutsche Hersteller Next.e.Go Mobile eine Mikrofabrik in Mexiko errichten.

Angesicht des weltweiten Chipmangels sprach Ernst von "gemeinsamen Ambitionen" des Unternehmens und des mexikanischen Wirtschaftsministeriums, machte jedoch keine konkreten Ankündigungen. Intels Ziel ist laut EFE, 30 Prozent seiner weltweiten Halbleiterproduktion in Nord- und Südamerika anzusiedeln, wobei Mexiko eine wichtige Rolle spielen soll. "Sie (Clouthier) ist der Ansicht, dass die Ansiedlung von Halbleitern in Mexiko und ihre Entwicklung, nicht nur ihre Herstellung, von entscheidender Bedeutung für das Land sind, und das tun wir auch", so Ernst. "Wir werden im April konkrete Plänen ankündigen."

(akn)