Internet Society zeichnet venezolanische Organisation EsLaRed aus

Erstmals bekommt eine Organisation und nicht eine herausragende Persönlichkeit den Jonathan B. Postel Service Award. Er wird seit zehn Jahren für Verdienste um den Ausbau des Internets vergeben.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Society hat zum ersten Mal eine Organisation und nicht eine herausragende Persönlichkeit mit dem Jonathan B. Postel Service Award ausgezeichnet. Die "Fundación Escuela Latinoamericana de Redes" (EsLaRed) arbeitet seit 1992 an der Einführung von Internetlösungen in Venezuela, ganz Lateinamerika, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent. Der EsLaRed-Präsident Ermanno Pietrosemoli nahm beim 73. Treffen der Internet Engineering Task Force (IETF) in Minneapolis den Preis aus der Hand von ISOC-Präsidentin Lynn St. Amour entgegen. Mit der Ehrung einer Organisation habe die Internet Society den zehnten Todestag von Jon Postel würdigen wollen, sagte St. Amour. Bislang wurden namhafte Persönlichkeiten ausgewählt, die sich um das Internet verdient gemacht hatten. Der Award wird seit 1999 vergeben, er ging damals zuerst posthum an den "Netzübervater" Jon Postel.

EsLaRed startete 1991/1992 mit der Anbindung der eigenen Universität in Merida, Venezuela. Pietrosemoli sagte in seiner Dankesrede in Minneapolis: "Internet ist für Entwicklungsländer von noch viel größerem Wert als für die Industrieländer, die über viele Informationsquellen verfügen." An seiner Universität habe es vor der Einführung des Internets weder aktuelle Lehrbücher, noch aktuelle Fachzeitschriften gegeben. "Zeitschriften waren in der Regel mehrere Jahre alt, bevor sie an die Universität kamen." Mit dem Netz änderte sich das schlagartig, so Pietrosemoli, der ein Freisemester nutzte, um gemeinsam mit drei Kollegen EsLaRed zu starten.

Die Ausrichtung auf ganz Lateinamerika anstatt nur auf Venezuela sollte auch dafür sorgen, leichter Mittel einzuwerben. Die Organisation der Lateinamerikanischen Staaten gehörte zu den ersten Geldgebern. 1995 widmete sich EsLaRed mit dem gewonnenen Wissen erstmals dem Aufbau vergleichbarer kostengünstiger Netze in Afrika und dem Training dort. EsLaRed unterstützte damals Studierende in Nigeria bei der Einführung des Internets. Genauso wie in Merida wurde dabei auf Paket Radio für die Errichtung eines Netzes gesetzt. Das neueste Projekt führt Pietrosemoli nach Malawi.

Die 20.000 Dollar Preisgeld möchte Pietrosemoli für eine etwas bessere Ausstattung von EsLaRed aufwenden, bis heute arbeitet das Projekt mit Freiwilligen. Pietrosemoli ist mittlerweile pensioniert und der einzige Vollzeitmitarbeiter von EsLaRed. EsLaRed ist mit zahlreichen Partnern vernetzt, darunter dem International Centre für Theoretical Physik in Triest, mit der Association for Progressive Communications (APC) und dem Network Research Startup Center (NRSC) der Universität von Oregon.

Pietrosemoli verwies gegenüber heise online auch auf das Projekt WirelessU.org und das Buch zur preiswerten Vernetzung in den Entwicklungsländern per drahtlosem Netz. Der Weltgipfel der Informationsgesellschaft habe in den vergangenen Jahren vor allem für mehr Bewusstsein bei den Regierungschefs gesorgt, allerdings habe sich an den knappen Kassen für Ausbildung und Unterstützung nichts geändert. (Monika Ermert) / (anw)