Internet spielt bei Kinderpornografie entscheidende Rolle

Inzwischen werden auch Musiktauschbörsen im Internet zur Verbreitung der grauenhaften Bilder und Filme genutzt, sagt der für die Bekämpfung von Kinderpornografie in Nordrhein-Westfalen zuständige Oberstaatsanwalt Uwe Neumann.

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  • dpa

Bei den Ermittlungen gegen Kinderpornografie spielt das Internet die entscheidende Rolle. 94 Prozent der Strafverfahren in Nordrhein-Westfalen hätten sich zuletzt auf Straftaten im Internet bezogen, berichtete der für die Bekämpfung von Kinderpornografie in NRW zuständige Oberstaatsanwalt Uwe Neumann von der Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf. Im Jahr 2001 seien 3600 Verfahren anhängig gewesen.

Inzwischen würden auch Musiktauschbörsen im Internet zur Verbreitung der grauenhaften Bilder und Filme genutzt. Die Aufklärungsquote sei sehr hoch, sagte Neumann. Für die Täter breche oft schon bei Bekanntwerden des Verdachts die bürgerliche Existenz zusammen. Der Experte warnte davor, dass Pädophile sich in Internet-Chatforen für Kinder als Gleichaltrige ausgeben und so Kontakt zu ihren Opfern suchen. Forscher der US-Universität New Hampshire hätten herausgefunden, dass jedes fünfte im Internet surfende Kind in den USA bereits zu sexuellen Handlungen aufgefordert worden sei. In Deutschland gebe es dazu aber noch keine Zahlen.

Es gebe zudem einen Trend zu immer brutaleren Darstellungen: So seien "Vergewaltigungen von Kleinkindern bis hinunter ins Säuglingsalter" zu sehen. Je perverser die Handlung, desto teurer seien in der Regel die angebotenen Aufnahmen davon.

Neumann wies darauf hin, dass seit April schärfere Gesetze gegen Kinderpornografie gelten. So sei inzwischen bereits der Versuch strafbar, sich verbotenes Material im Internet zu beschaffen. Auch gebe es schärfere Vorschriften bei Nacktbildern von Kindern. So hätten Täter immer wieder behauptet, bei ihren Aufnahmen handele es sich um rechtlich zulässige FKK-Bilder. Inzwischen sei aber auch eine Nacktaufnahme strafbar, die das Kind in einer unnatürlichen, geschlechtsbetonten Pose zeige.

Durch die höheren Datenkapazitäten der Computer und den schnelleren Datentransfer im Internet seien auch die Mengen entdeckter Kinderpornografie angestiegen. So hätten die Ermittler im vergangenen September bei einer internationalen Aktion in Deutschland 1400 Wohnungen durchsucht. "Dabei wurden 47.000 Datenträger und 25.000 Videos mit belastendem Material sichergestellt", sagte Neumann.

Der Hinweis kam damals aus den USA. Die dortigen Kollegen hätten einer Firma nachweisen können, dass sie 300 kinderpornografische Internetseiten bereitgestellt und mit deren Verbreitung rund 5,5 Millionen US-Dollar (4,7 Millionen Euro) erwirtschaftet hatte. Der Geschäftsführer sei inzwischen zu einer Haftstrafe von 1335 Jahren verurteilt worden. (dpa) / (anw)