Jerry Sanders' Vision zum Abschied: AMD die Nummer eins

Auf der diesjährigen Aktionärsversammlung verabschiedete sich der 66-Jährige AMD-Chef Walter Jerry Sanders III von seiner CEO-Position mit Kampfeslust.

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Von
  • Andreas Stiller

Auf der diesjährigen Aktionärsversammlung verabschiedete sich der 66-Jährige AMD-Chef Walter Jerry Sanders III von seiner CEO-Position mit Kampfeslust: "Bis Ende des Jahrzehnts wollen wir Nummer eins sein und zwar sowohl bei den Flash-Bausteinen als auch bei den Mikroprozessoren". Bis zur Marktführerschaft bei den Prozessoren ist allerdings noch ein weiter Weg. Zwar konnte AMD im vergangenen Quartal 8 Millionen Prozessoren (und damit insgesamt rund 200 Millionen seit Bestehen der Firma) auf den Markt bringen, Intel aber verkauft immer noch gut das Vierfache. Doch dank des "besten Entwicklerteams auf Erden" und der "besten Fab in der Geschichte der Halbleiterindustrie" und mit Hilfe des mit Vorschusslorbeeren geradezu überschütteten 64-Bit-Hammer-Prozessors, soll der Weg zu dem ehrgeizigen Ziel für Sanders' Nachfolger, Hector Ruiz, geebnet werden.

Und mit Freude las Sanders die Grußbotschaft des wohl bedeutendsten Software-Entwicklers bei Microsoft, Dave Cutler, vor: "I' m really excited about this Chip." Wie schon anfangs der Woche vermutet, überbrachte Microsoft als Abschiedsgeschenk offiziell die Zusicherung, neben Intels Itanium auch AMDs 64-bittige Architektur (x86-64) zu unterstützen. Sowohl die 64-bittige Entwicklerversionen von Windows XP als auch .NET-Server laufen bereits auf dem ersten Prototyp-System von AMD. Davon konnten sich die Aktionäre auf einem Demo-Serversystem (Melody 2P) mit zwei Opteron-Prozessoren (Sledgehammer) überzeugen, das unter dem 64-bittigen Windows Advanced Server mit 64-Bit-Versionen vom Terminal Server und Internet Explorer, zusammen mit den 32-Bit-Versionen von Powerpoint und Word betrieben wurde. Als Client kam ein Clawhammer-System (Solo 2) unter normalem, 32-bittigem Windows XP zum Einsatz.

Sanders bestätigte auch auf Anfrage, dass Intel im Rahmen des im Mai 2001 geschlossenen Patentaustauschabkommens das Recht habe, AMDs x86-64-Befehle in die nächste Prozessorgeneration mit aufzunehmen. Er ermutigte Intel sogar, das zu tun. Es gibt inzwischen viele Hinweise, dass Intel unter dem Codenamen Yamhill die dafür nötige Hardware-Erweiterung auch schon fertig entwickelt hat.

Fast auf den Tag genau 33 Jahre lang hat Sanders die Geschicke von AMD gelenkt: Am 1. Mai 1969 wurde die Firma von Sanders zusammen mit sieben Kollegen gegründet. Eigentlich wollte Sanders ja Hollywood-Star werden, doch Schnittverletzungen, die er in Auseinandersetzungen zwischen den Chicagoer Straßen-Gangs erlitten hatte, haben die Schauspieler-Karriere vereitelt. Als Arbeitskollege der Intel-Gründer Noyce und Moore und des "ersten Angestellten" Andrew Grove, die alle bei Fairchild tätig waren, soll er sauer gewesen sein, dass die Intelianer ihn nicht mit in das Boot geholt hatten. Da hat er sich wohl Rache geschworen, die jetzt, mehr als 30 Jahre später, so langsam Wirkung zeigt. (as/c't) / (jk)