Juno stellt Weichen für künftige Eclipse-Entwicklung

Die den 72 Juno-Projekten zugrunde liegende Version 4.2 der Eclipse-IDE ist nun die Referenzplattform für die zukünftige Eclipse-Entwicklung, die bislang dafür stehenden 3.x-Releases verharren fortan im Wartungsmodus.

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Von
  • Alexander Neumann

Mit Eclipse Juno hat die Eclipse Foundation bereits zum neunten Mal ein jährliches Sammel-Release unterschiedlicher Eclipse-Projekte veröffentlicht. An den 72 beteiligten Projekten – das sind 10 mehr als voriges Jahr – haben den Angaben der Open-Source-Organisation zufolge 445 Committer mitgewirkt, die 12 für bestimmte Einsatzszenarien abgestimmte Distributionen der Eclipse-Entwicklungsumgebung erarbeitet haben. Zusammengerechnet kommen so geschätzte 55 Millionen Codezeilen zusammen.

Innerhalb einer Großveröffentlichung wie Eclipse Juno haben die beteiligten Projekte nicht nur darauf zu achten, dass das eigene Projekt fehlerfrei funktioniert, die Beteiligten müssen auch dafür sorgen, dass die Entwicklungen im Zusammenspiel mit den anderen Projekten funktionieren.

Eclipse Juno ist das bislang größte Simultan-Release der Eclipse-Community.

(Bild: Holger Voormann )

Neue Distributionen sind die von der Eclipse Automotive Industry Working Group (IWG) erstellte IDE für Programmierer aus der Automobilindustrie und das Paket für Entwickler mobiler Apps. Die anderen richten sich an Java-, Enterprise-Java-, C/C++-Entwickler oder sind für bestimmte Einsatzszenarien konfektionierte Pakete wie "Eclipse for RCP an RAP Developers", "Eclipse Modeling Tools", "Eclipse for Parallel Application Developers", "Eclipse IDE for Java and Report Developers", "Eclipse for Scout Developers" und "Eclipse for Testers". Außerdem gibt es noch die sogenannte "Classic"-Variante. Im Vergleich zum Vorjahr fehlt die Distribution für JavaScript-Entwickler, die offenbar aufgrund begrenzter Zeit des Chefentwicklers nicht mehr angemessen vorangetrieben werden konnte.

Ein zentraler Aspekt von Juno ist, dass der erstmals vor drei Jahren veröffentlichte neuere Release-Strang Eclipse 4.x nun die Referenzplattform für die weitere Eclipse-Entwicklung darstellt. Dieses Mal haben die Entwickler jedoch noch neben dem nun veröffentlichten Eclipse 4.2 auch die Version 3.8 veröffentlicht. Darüber hinaus befindet sich die Entwicklung für Eclipse 3.x nun im Wartungsmodus, zu erwarten sind für Eclipse 3.8 wohl höchstens noch zwei Service-Releases. Für mit Eclipse 3.x entwickelte Eclipse-Plug-ins und Eclipse-RCP-Anwendungen gibt es in Eclipse 4.2 eine Kompatibilitätsschicht, damit diese unter der neuen Plattform funktionieren.

Als Höhepunkte unter den involvierten Projekten stellt die Eclipse Foundation unter anderem die an der TU Darmstadt entstandene Technik Eclipse Code Recommenders heraus, die eine "intelligente" Code-Vervollständigung (Schlagwort "IDE 2.0") für Eclipse bieten will und Vorschläge für einen Kontext anhand der Erfahrungen anderer Anwender unterbreitet. Relativ neu ist außerdem das Koneki-Projekt, das unter anderem eine IDE für die vor allem in der Computerspieleindustrie eingesetzte Programmiersprache Lua bereitstellen will. Diese wird im Rahmen der Eclipse M2M Industry Working Group entwickelt. In solchen IWGs sieht die Open-Source-Organisation einen wichtigen Schritt, Eclipse in industriespezifische Märkte wie der M2M- oder Automobilindustrie zu bringen.

Der Java-Anwendungsserver Virgo enthält nun den Nano-Kernel, mit dem sich sehr kleine Webanwendungen auf Basis der OSGi-Spezifikation entwickeln lassen sollen. OSGi ist ein Industriestandard zur Modularisierung von Java-Anwendungen und -Services. Die bei Eclipse entwickelte OSGi-Implementierung Equinox basiert nun übrigens auf Version 5.0 der Spezifikation.

Mit dem Xtext-Projekt zur Entwicklung externer textueller domänenspezifischer Sprachen lassen sich nun auch für die Java Virtual Machine (JVM) erstellte DSLs debuggen. Zudem haben die Entwickler an einer besseren Integration mit den Eclipse Java Development Tools (JDT) gearbeitet. JDT unterstützt nun Java 7 direkt. Eclipse Indigo erschien voriges Jahr vor der Verabschiedung der neuen Java-Version und unterstützte diese erst im Nachgang über ein Plug-in.

Seit geraumer Zeit nimmt das Thema Application Lifecycle Management (ALM) eine gewichtige Rolle in der Eclipse-Community ein. Es geht hier im Eclipse-Kontext vor allem um die Unterstützung der Entwickler über den gesamten Lebenszyklus einer Anwendung hinweg. Eine zentrale Position hat hierfür die sich in Eclipse einbettende Task-Verwaltung Mylyn, die mit Intent ein Framework einführt, das für eine bessere Integration zwischen Dokumentation und den Softwareartefakten sorgen soll.

Eine lesenswerte, aber natürlich subjektive Top 10 der Juno-Neuerungen hat der Eclipse-Entwickler Ian Bull verfasst. Zu erwarten ist, dass viele der Neuerungen auch ein Thema der nächsten EclipseCon Europe sein werden, für die man sich bis zum 31. Juli noch mit einem Vortrag bewerben kann. (ane)