KI-Forschungsbericht: China meilenweit voraus

Der "Artificial Intelligence Index Report 2023" betrachtet KI-Entwicklungen anhand weltweit erhobener Daten. China zieht dabei an allen anderen Ländern vorbei.

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Missing Link: KI - die Künstlichen Idioten des digitalen Kapitalismus

(Bild: whiteMocca / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Stolze 386 Seiten füllten Wissenschaftler der US-amerikanischen Stanford University mit ihrem jüngsten KI-Jahresbericht. Unter den zehn besten KI-Forschungseinrichtungen landen darin neun aus China, auf Platz zehn folgt das US-amerikanische Massachusetts Institute of Technology. Die Autoren werteten für das Ranking die Zahl der KI-relevanten Publikationen zwischen 2010 und 2021 aus. Allerdings verlieren die Hochschulen bei der Entwicklung an Bedeutung: 2022 wurden laut AI Index Report 35 bedeutende Modelle für maschinelles Lernen veröffentlicht – 32 von Unternehmen und nur 3 von Forschungseinrichtungen.

Unter den Top 10 der KI-Forschungseinrichtungen befinden sich laut AI Index Report neun chinesische Hochschulen.

(Bild: Stanford Institute for Human-Centered Artificial Intelligence (HAI))

2022 gingen die privaten Investitionen in KI zum ersten Mal seit 2013 zurück. Weltweit beliefen sie sich auf 91,1 Milliarden US-Dollar, immerhin ein Rückgang von 26,7 Prozent gegenüber 2021. Betrachtet man die zurückliegenden zehn Jahre, so zeigt sich ein deutlicher Aufwärtstrend: 2022 lagen die privaten Investitionen in KI 18-mal so hoch wie im Jahr 2013.

Politiker befassen sich laut AI Index Report häufiger mit dem Thema, das ergab eine Analyse der Protokolle von Parlamentsdebatten in 81 Ländern. Darin stieg die Zahl der Erwähnungen von KI bei globalen Gesetzgebungsverfahren zwischen 2016 und 2022 um den Faktor 6,5.

Wie sehr die Bevölkerung KI begrüßt, hängt stark davon ab, in welchem Land man fragt. Der Report zitiert dazu eine IPSOS-Umfrage aus dem Jahr 2022. Demnach stimmten 78 Prozent der Befragten in China der Aussage zu, dass KI-Produkte und -Dienstleistungen mehr Vor- als Nachteile haben. In keinem der untersuchten Länder lag die Zustimmung höher. Die niedrigste Bewertung fanden die Forscher in den USA: Lediglich 35 Prozent der befragten US-Amerikaner stimmten der genannten Aussage zu.

Der Missbrauch von KI steigt rapide an. Die gemeinnützige AIAAIC-Datenbank dokumentiert derartige Fälle und diente den Forschern in Stanford als Datengrundlage. Laut Bericht hat sich die Zahl der KI-Vorfälle und -Kontroversen seit 2012 um das 26-fache erhöht.

Zu den Auswirkungen der KI auf die Umwelt referiert der Bericht Arbeiten der Kanadierin Sasha Luccioni, die zeigte, dass etwa der Trainingslauf des größten offenen KI-Sprachmodells "Bloom" 25-mal so viel Kohlendioxidausstoß verursacht wie ein einzelner Reisender auf einer Flugreise von New York nach San Francisco.

Aufgrund der großen Fortschritte, die KI-Modelle in jüngster Zeit machen, werden bisherige Benchmarks künftig unbrauchbar sein, um weitere Steigerungen abzubilden. Der Bericht befasst sich daher auch mit neuen, umfassenderen Benchmarking-Suiten wie Googles "BIG-bench" und dem in Stanford entwickelten "Holistic Evaluation of Language Models" (HELM).

Zum sechsten Mal haben die Wissenschaftler aus Stanford ihren AI Index Report vorgelegt. Sie verfolgen damit nach eigener Aussage den Anspruch, "die weltweit glaubwürdigste und umfassendste Quelle für Daten zu und Einblicke in KI" zu sein. Sowohl der komplette Bericht als auch die verwendeten Daten stehen kostenlos zum Download zur Verfügung.

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(dwi)