KI-Update kompakt: AI Act, faules GPT-4, autonome Kampfflugzeuge, Taylor Swift

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Die Diskussionen um den EU AI Act, dem Gesetz zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz in der EU, gehen weiter, während sich die Mitgliedsstaaten auf eine Abstimmung über den 900-seitigen Entwurf vorbereiten. Kritik kommt aus verschiedenen Richtungen, einschließlich der Forderung Deutschlands und Frankreichs nach weniger strengen Regelungen für General Purpose AI Basismodelle (GPAI). Der aktuelle Entwurf sieht vor, dass Ausgaben von ChatGPT und ähnlichen Systemen gekennzeichnet werden müssen – etwa mit einer Art Wasserzeichen. Eine Ausnahme besteht allerdings, wenn die Kennzeichnung zu teuer oder unmöglich ist. GPAI-Anbieter müssen zudem umfangreiche Dokumentationspflichten erfüllen.

Die Überwachung der KI-Regulierung obliegt der EU-Kommission und nicht den Mitgliedsstaaten, was insbesondere Frankreich, Heimat des KI-Startups Mistral AI, als Problem anzusehen scheint. Der deutsche Bundesverband KI kritisiert zudem die unzureichende Definition von KI, die allerdings der OECD-Definition entspricht, was internationale Gespräche erleichtern soll. Die zahlreichen Ausnahmen in der Gesetzgebung, lassen außerdem Befürchtungen aufkommen, dass es immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten kommen wird.

Trotz Uneinigkeiten hoffen die Beteiligten auf eine Unterzeichnung des AI Act durch alle Mitgliedsstaaten. Ein Scheitern würde eine längere Verzögerung bei der Schaffung einer KI-Verordnung bedeuten, die Unternehmen und der Industrie die dringend benötigte Sicherheit und Orientierung bieten könnte.

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US-Präsident Joe Biden will vergleichbare KI-Regularien wie die Europäische Union per Dekret einführen. Zwei neue Dekrete sollen bereits verabschiedete Dekrete ergänzen. Das erste Dekret betrifft die Anwendung des Defense Production Act auf KI. KI-Firmen, die nun unter das Gesetz fallen, sollen die Regierung informieren müssen, wenn sie leistungsfähige KI-Modelle trainieren. Bisher galten solche Regeln nur für Modelle, die die nationale Sicherheit betreffen.

Das zweite Dekret betrifft Cloud-Anbieter, die Infrastruktur für KI-Training bereitstellen. Sie sollen verpflichtet werden, zu überprüfen, ob ausländische Kunden KI trainieren. Das richtet sich wahrscheinlich vor allem gegen China und dessen Bestrebungen im KI-Bereich. Die genaue Ausgestaltung der Regelungen steht noch aus. Allerdings gibt es bereits Widerstand aus der Branche und der Opposition im US-Parlament, die unter anderem behaupten, dass der US-Präsident dies nicht per Dekret regulieren darf.

OpenAI hat eine neue Version von GPT-4 Turbo namens GPT-4-0125-preview vorgestellt, die weniger "Faulheit" zeigen soll, indem sie seltener Aufgaben frühzeitig abbricht. Zusätzlich wurden neue Embedding-Modelle eingeführt, die Beziehungen zwischen Inhalten erfassen und für Clustering oder Retrieval verwendet werden können.

Zudem gibt es neue Features für API-Nutzer. Die können sich jetzt sicher sein, dass ihre Daten nicht in das Training der Modelle einfließen, da das zur Standardeinstellung wird. Eine neue Moderations-API erkennt "schädlichen Text" und unterstützt beim Erstellen eigener KI-Systeme. Sie ist kostenlos verfügbar. API-Nutzer bekommen erweiterte Möglichkeiten, ihre API-Keys zu verwalten und einen Überblick über die Nutzung zu erhalten.

GPT-3.5-turbo-0125, eine kostengünstigere Variante, wurde ebenfalls veröffentlicht und behebt Probleme bei nicht englischsprachigen Function-Calls. Kunden werden automatisch auf die neue Version umgestellt.

OpenAI arbeitet an einem neuen Beta-Feature für ChatGPT, das es Nutzern ermöglicht, mit mehreren GPTs gleichzeitig im selben Chatfenster zu interagieren. Durch "@"-Erwähnungen können verschiedene GPTs aufgerufen und deren Antworten und Fähigkeiten miteinander verknüpft werden. Diese erweiterten Fähigkeiten gehen über das native GPT-4-Modell hinaus, indem zusätzliche Informationen oder externe Plug-ins genutzt werden.

Das Ziel von OpenAI ist, ChatGPT zu einem personalisierten, universellen Assistenten zu entwickeln. In einem kürzlich veröffentlichten Podcast mit Microsoft-Gründer Bill Gates betonte OpenAI-CEO Sam Altman die Bedeutung von "Anpassungsfähigkeit und Personalisierung" im Entwicklungsplan des Unternehmens.

Unser kommender KI-DeepDive am Freitag dreht sich ebenfalls um GPTs.

Die US-Luftwaffe hat fünf Unternehmen, darunter Boeing, Lockheed Martin, Northrop Grumman, General Atomics und das KI-Start-up Anduril, für ihr Collaborative Combat Aircraft (CCA) Programm ausgewählt. Ziel des Programms ist die Entwicklung von mindestens 1.000 autonomen "Loyal Wingman"-Drohnen innerhalb der nächsten fünf Jahre, die mit modernen Kampfflugzeugen kooperieren sollen. Die Drohnen werden für elektronische Kampfführung, Kommunikation und als Waffenplattformen eingesetzt, um die Kampfkraft zu geringeren Kosten als bemannte Flugzeuge zu erhöhen.

Anduril, gegründet 2017 von Palmer Luckey, unterscheidet sich von etablierten Rüstungsunternehmen durch seinen Fokus auf KI und kleinere Drohnen. Luckey verkaufte 2014 sein Virtual-Reality-Unternehmen Oculus an Facebook, heute Meta. Trotz Budgetproblemen und Entwicklungsverzögerungen verfolgt die US-Luftwaffe eine klare Vision: Im Konzept der "bezahlbaren Masse" sollen Drohnen eine zentrale Rolle einnehmen und für den Erfolg in zukünftigen Konflikten entscheidend sein, insbesondere gegen potenzielle Gegner wie China.

Seit Beginn der Regulierung von KI-Modellen vor sechs Monaten hat China mehr als 40 Sprachmodelle für den öffentlichen Gebrauch genehmigt. Seit August 2023 sind chinesische Tech-Unternehmen verpflichtet, eine Genehmigung für die Nutzung ihrer großen Sprachmodelle einzuholen. Zu den ersten genehmigten KI-Modellen gehörten die von Baidu, Alibaba und ByteDance. Kürzlich wurden auch Modelle von Xiaomi, 4Paradigm und 01.AI zugelassen.

China verfügt über strenge Regeln und eigene Datensätze für das KI-Training. Dennoch hat ein kürzlich durchgeführtes Experiment gezeigt, dass selbst genehmigte Sprachmodelle über Tabuthemen wie das Tian'anmen-Massaker sprechen können. Es wird erwartet, dass die Kommunistische Partei ihre Regeln strikt durchsetzen und chinesische Anbieter ihre Modelle weiter einschränken werden. Um von diesen Modellen unabhängig zu sein, entwickelt Taiwan ein eigenes Sprachmodell namens Taide.

Sexuell explizite KI-generierte Bilder von Taylor Swift sind letzte Woche auf Plattformen wie 4chan und in einer Telegram-Gruppe aufgetaucht und über den Kurznachrichtendienst X viral gegangen, so 404 Media. Die Bilder wurden anscheinend mit KI-Tools erstellt, einschließlich eines kostenlosen Text-zu-Bild-Generierungstools von Microsoft. CEO Satya Nadella erklärte in einem Fernsehinterview, dass Microsoft die Verantwortung habe, Leitplanken um die Technologie zu errichten und sichereren Content zu fördern. Er betonte jedoch, dass gesellschaftliche Einigung auf Normen erforderlich sei.

X hat mittlerweile eingeräumt, die Suchergebnisse für Taylor Swift vorübergehend eingeschränkt zu haben, allerdings erst, nachdem die gefälschten Bilder millionenfach angesehen und tausendfach weitergeleitet wurden. Deepfakes betreffen vor allem Frauen und Mädchen und führen oft zu erniedrigenden und traumatischen Erfahrungen. Experten raten Betroffenen, Anzeige zu erstatten, um die Verbreitung des Materials zu stoppen und das Bewusstsein für dieses Unrecht zu fördern.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

(igr)