KI-Update kompakt: Future of Humanity Institute , GPT-4, Phi 3, TikTok

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Das Future of Humanity Institute (FHI) der Universität Oxford ist eine der weltweit führenden Denkfabriken zu Themen wie Existenzrisiken und der Zukunft Künstlicher Intelligenz. Jetzt stellt es nach fast 20 Jahren seine Arbeit ein.

Das 2005 von Professor Nick Bostrom gegründete Institut brachte Forscher aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um technologische Entwicklungen zu antizipieren, die die menschliche Existenz fundamental verändern könnten. Eines der Hauptforschungsgebiete waren globale katastrophale Risiken und Existenzrisiken, also Bedrohungen, die zum Aussterben der Menschheit führen könnten. Viele heute verbreitete Konzepte wie der „Vulnerable World“-Hypothese gehen auf Arbeiten des FHI zurück. Auch Biosicherheit und Pandemievorsorge waren ein Schwerpunkt.

Einen besonderen Fokus legte das Institut früh auf die Zukunft der Künstlichen Intelligenz. Bostroms Buch „Superintelligence“ aus dem Jahr 2014 löste eine weltweite Debatte über die Risiken fortgeschrittener KI aus. In der Folge baute das FHI ein KI-Governance-Programm auf, das sich mit Regulierungsfragen beschäftigte. Trotz Erfolgen und Beratung von Politik und UN war das Institut zunehmend mit Blockaden beim Fundraising und Einstellungen konfrontiert. Am 16. April 2024 wurde das FHI offiziell geschlossen.

Laut dem langjährigen FHI-Forscher Anders Sandberg hätte man mehr in die Hochschulpolitik und die sozialen Beziehungen investieren müssen, um eine dauerhafte und stabile Beziehung zur Fakultät aufzubauen. Das Erbe des Instituts lebe jedoch in den vielen Forschern und Organisationen weiter, die es inspiriert habe. Entscheidend sei, sich auf die wirklich wichtigen Fragen der Menschheit zu konzentrieren – und Antworten zu finden, die einen Unterschied machen.

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Eine aktuelle Untersuchung der Universität Cambridge zeigt, dass das Sprachmodell GPT-4 nicht spezialisierte Mediziner hinsichtlich Diagnose und Beratung bei Augenproblemen deutlich übertrifft. Die Wissenschaftler sehen großes Potenzial für den Einsatz derartiger KI-Modelle zur Unterstützung in der Augenheilkunde.

Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Sprachmodelle und Ärzte unterschiedlicher Erfahrungsstufen mit 87 Patientenszenarien konfrontiert. GPT-4 erzielte signifikant bessere Ergebnisse als unerfahrene Assistenzärzte und schnitt vergleichbar mit Fachärzten in Weiterbildung sowie erfahrenen Augenärzten ab. Lediglich besonders versierte Spezialisten übertrafen das Sprachmodell.

Die Forscher betonen, dass KI-Systeme das medizinische Personal nicht ersetzen, aber gewinnbringend in klinische Abläufe integriert werden können. Insbesondere bei der Triage von Patienten und in unterversorgten Regionen sehen sie großen Nutzen. Die Verantwortung verbleibt jedoch bei den behandelnden Ärzten und die Patienten entscheiden individuell über den KI-Einsatz.

Um die Modelle weiterzuentwickeln, bedarf es umfangreicher klinischer Daten. Die Studie erschien im Fachjournal PLOS Digital Health. Die Universität Cambridge berichtet, dass seit der Veröffentlichung noch leistungsfähigere KI-Modelle entwickelt wurden.

Microsoft Research hat ein neues Sprachmodell namens Phi 3 vorgestellt, das trotz seiner geringen Größe beachtliche Leistungen erbringen soll. Die beiden leistungsstärkeren Varianten mit 7 bzw. 14 Milliarden Parametern erreichen in Tests vergleichbare oder bessere Ergebnisse als GPT-3.5 und Metas Llama 3. Die kompakteste Version benötigt lediglich 3,8 Milliarden Parameter und lässt sich sogar auf Smartphones ausführen.

Laut Microsoft ist der spezielle Trainingsdatensatz aus gefilterten Web- und synthetischen Daten der Schlüssel zur Leistungsfähigkeit von Phi 3. Der Konzern räumt jedoch ein, dass das Modell im Vergleich zu größeren Systemen über weniger Faktenwissen verfügt und bisher nur die englische Sprache beherrscht.

Als Anbieter von Windows, Office und Suchmaschinen strebt Microsoft nach kostengünstigen KI-Modellen, um generative KI als skalierbares Geschäftsmodell zu etablieren. Mit der Phi-Serie sollen qualitativ hochwertige und zugleich effiziente KI-Systeme ermöglicht werden.

TikTok möchte den Creatoren auf seiner Plattform bald ermöglichen, selbst zu KI-Avataren zu werden, die beispielsweise Werbetexte vorlesen können. Dieses Vorhaben ist Teil einer breiteren Tendenz, bei der soziale Netzwerke die Arbeit von Influencern durch Künstliche Intelligenz erleichtern wollen.

Bereits seit Jahren existieren virtuelle Influencer wie Lil Miquela, die als Werbeträger fungieren. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI-Avataren stellt sich jedoch die Frage nach deren Alleinstellungsmerkmal und Authentizität.

Neben TikTok plant auch Meta den verstärkten Einsatz von KI, um etwa Kommentare und Nachrichten zu beantworten oder Themen aufzuspüren.

Es gilt abzuwarten, ob KI-Avatare den persönlichen Stil echter Creatoren überzeugend imitieren können und welche Folgen ein Bekanntwerden des KI-Einsatzes für die Glaubwürdigkeit der Accounts hätte.

Das Institut für Transfusionsmedizin am Uniklinikum Essen setzt Deep Learning ein, um dem drohenden Mangel an Spenderblut entgegenzuwirken. Die Modelle gewichten Faktoren wie Patientenalter, Grunderkrankungen und Medikation, um den Bedarf an Blutprodukten vorherzusagen. Besonders Patienten aus Hämatoonkologie und Thoraxchirurgie benötigen viele Thrombozytenkonzentrate.

Durch bessere Vernetzung der Krankenhäuser lässt sich in Echtzeit auf Änderungen des Bestands reagieren. Das Projekt ReMDi:Blut soll zudem Daten zu Patienten, Blutprodukten und Unverträglichkeiten zusammenführen, um Nebenwirkungen zu reduzieren.

Der am Institut entwickelte AutoPiLoT-Monitor 2.0 verwaltet die Blutbestände, prognostiziert den Verbrauch und warnt vor ablaufenden Konserven. Integriert ins Krankenhausinformationssystem greift er auf Patientendaten zu und entlastet laut Institutsdirektor Horn die Mitarbeiter erheblich. Ein verantwortungsvoller, zielgerichteter Einsatz von Blutprodukten sei angesichts sinkender Spenderzahlen essenziell.

Apple verfolgt einen eigenen Weg bei der Entwicklung großer Sprachmodelle (LLMs). Der iPhone-Hersteller will generative KI-Funktionen noch in diesem Jahr auf seinen Geräten einführen, die vollständig lokal und ohne Cloudanbindung funktionieren, berichtet Bloombergs Apple-Reporter Mark Gurman.

Die direkte Verarbeitung auf dem Gerät verspricht schnellere Antwortzeiten und besseren Datenschutz als bei der Konkurrenz. Allerdings könnten Apples erste KI-Funktionen zunächst weniger leistungsfähig sein als die cloudbasierten Lösungen von Google, OpenAI und Microsoft.

Mit der Integration von generativer KI in iOS 18 möchte Apple den Anschluss an andere KI-Assistenten halten. Details zu den Plänen werden auf der Entwicklerkonferenz WWDC im Juni erwartet. Die jüngste Übernahme des kanadischen KI-Startups DarwinAI könnte Apples Bemühungen beschleunigen, KI-Systeme effizienter zu machen.

Offen bleibt, wie sich die Entscheidung für lokale KI auf mögliche Partnerschaften mit Google und OpenAI auswirkt. Apple soll bereits über die Integration deren Cloud-Dienste verhandeln, um Funktionen abzubilden, die mit eigener KI nicht möglich sind.

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Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

(igr)