Kanadische Firma soll verschlüsselte Smartphones für Kriminelle ausgeliefert haben

Das FBI hat den Geschäftsführer eines Anbieters von abgesicherten Smartphones verhaftet. Sein Unternehmen soll BlackBerry-Geräte für Kriminelle, Gangs und Drogenkartelle bereitgestellt haben.

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Blackberry Classic

(Bild: dpa, Andrew Gombert/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.

Die US-Bundespolizei FBI soll einen kanadischen Unternehmer festgenommen haben, der verdächtigt wird, abgesicherte BlackBerry-Smartphones wissentlich an Mitglieder von Banden und Drogenkartellen ausgeliefert zu haben. Das berichtet das Online-Magazin Motherboard.

Eine am Donnerstag bei einem kalifornischen Gericht eingereichte Klage soll zur Verhaftung des Inhabers von Phantom Secure, Vincent Ramos, geführt haben. Die Anklageschrift lautet auf Beihilfe zu organisiertem Verbrechen und Drogenhandel und legt dar, dass die Firma explizit zur Unterstützung krimineller Taten gegründet worden sei. Phantom Secure bietet modifizierte Android- und BlackBerry-Smartphones (Kamera, Mikrofon und GPS-Empfänger sind deaktiviert) sowie einen PGP-verschlüsselten Nachrichtendienst an.

Kanadische Ermittler sollen der Firma auf die Spur gekommen sein, indem sie selbst deren modifizierte Smartphones kauften und als Drogenhändler auftraten. Auf eine Anfrage, ob das Senden von Nachrichten mit einem Inhalt wie "Ecstasy nach Montreal schicken" ("sending MDMA to Montreal") sicher sei, soll das Unternehmen geantwortet haben, dies sei "völlig in Ordnung" ("totally fine").

Zu den Kunden von Phantom Secure sollen das mexikanische Sinaloa-Drogenkartell und die Motorrad- und Rockergruppe Hell's Angels gehören. Das Unternehmen soll 20.000 Smartphones verkauft haben, etwa die Hälfte davon in Australien, und von dem kriminellen Kundenkreis und dessen Aktivitäten gewusst haben. Ramos soll außerdem verdeckten Ermittlern bei einem Treffen in Las Vegas 2017 gesagt haben, seine Smartphones seien speziell für das Drogengeschäft gedacht.

In Europa zielte eine Razzia 2016 auf einen niederländischen BlackBerry-Vertreiber, der ebenfalls spezielle, verschlüsselnde Smartphones massenhaft an Kriminelle ausgegeben haben soll.

Verschlüsselte Versionen von Smartphones sind ein eigenes Geschäftsmodell und richten sich üblicherweise an wichtige Unternehmer und hochrangige Politiker, deren Kommunikation besondere Vertraulichkeit genießt – allerdings nicht immer mit dem beabsichtigten Ergebnis. (tiw)