Kandidatenkür für die Wahl der Internet-Verwaltung gestartet

Das Nominierungskomitee der ICANN, das die Kandidaten für die Online-Wahl der Internet-Verwaltung aussuchen soll, hat Richtlinien für deren Kür beschlossen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Vor kurzem erst hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die Komitees eingerichtet, die die Online-Wahl für die neue Internet-Verwaltung vorbereiten sollen. Inzwischen hat das Nominierungskomitee, das die Kandidaten aussuchen soll, erste Richtlinien für deren Kür beschlossen.

Zum einen wird das Komitee selbst Kandidaten vorschlagen. Auswahlkriterien sind nach Angaben der ICANN unter anderem "Verständnis der Internet-Architektur und -Geschichte", "Erfahrungen mit der Internet-Architektur" und "besondere Kenntnisse mit dem System der Domain-Namen und IP-Adressen". Solche eher auf der technischen Ebene angesiedelten Eignungskriterien werden laut Nominierungskomitee ergänzt etwa durch "Reputation als integre und hart arbeitende Persönlichkeit" oder "verfügbare Zeit, Energie und Interesse". Besonders diese Kriterien weisen, mit relativ harmlosen Begriffen, allerdings schon auf ein Problem hin, vor dem die Kandidaten stehen, sollten sie wirklich ins ICANN-Direktorium gewählt werden: Aus Kreisen der ICANN war schon zu hören, man müsse als ICANN-Direktor wohl mindestens drei bis vier Monate von seinem Arbeitgeber freigestellt werden. Auch die Kosten, die ein Direktoriumsmitglied aus eigener Tasche aufzubringen hat, dürften ein erkleckliches Sümmchen ergeben, auch wenn die ICANN wohl die eigentlichen Reisekosten übernehmen will.

Wer auch immer vom Nominierungskomitee in die Kandidatenliste aufgenommen werden soll, für den muss es jedenfalls nach Aussagen der ICANN breite Unterstützung unter den ICANN-Mitgliedern geben – wobei unklar bleibt, wie das Komitee dies feststellen will. Die bislang recht undurchsichtigen Pläne zur Kandidatennominierung schürten jedenfalls einige Unzufriedenheit. Das Nominierungskomitee hat daher beschlossen, dass sowohl von außen Kandidatenvorschläge eingereicht werden als auch einzelne Personen sich selbst vorschlagen können. Die entsprechenden Kriterien und Voraussetzungen gab das Komitee auf seiner Webseite bekannt. Dort wird auch die E-Mail-Adresse angegeben, unter der man sowohl Vorschläge einreichen als auch Kommentare zum bisherigen Verfahren abgeben kann. Für die Selbstnominierung hat die ICANN darüber hinaus eine eigene Seite eingerichtet. Auch hier sind diverse Kriterien zu erfüllen. Unter anderem muss ein Kandidat Unterstützung durch mindestens 10 Prozent aller ICANN-Mitglieder aus seiner geographischen Region vorweisen können; außerdem müssen diese Unterstützer aus mindestens zwei verschiedenen Ländern kommen. Dafür soll jeder Selbstnominierte auf den ICANN-Servern eine eigene Seite bekommen, auf der dann Interessierte ihre Unterstützung für ihn kundtun können.

Bislang ist vorgesehen, dass zuerst das Nominierungskomitee seine Kandidatenliste erstellt. Anschließend, aller Voraussicht nach vom 20. Juli bis zum 20. August, soll die Phase beginnen, während der sich Internet-Nutzer selbst als Kandidaten vorschlagen können. Darauf folgt die "Wahlkampagne" (20. August bis 20. September), und schlussendlich, vom 20. September bis zum 1. Oktober, die Online-Wahl der fünf Direktoriumsmitglieder, die nach den bisherigen Festlegungen die Internet-Surfer vertreten sollen. Demokratie oder nicht? Die Beschränkung auf fünf Direktoren, die von den Surfern selbst gewählt werden können, und die teilweise undurchsichtigen Kriterien und hohen Hürden, um überhaupt auf die Kandidatenliste zu kommen, stoßen schon auf heftige Kritik. Der weitere Prozess dürfte auch davon abhängen, wie weit sich die Internet-Nutzer tatsächlich selbst einmischen.

Mehr zur ICANN und der Online-Wahl des Direktoriums auf der ICANN-Sonderseite "I can" online wählen! von [ heise online]. (jk)