Karlsruhe will an Computerspiele-Event festhalten

Der Erste Bürgermeister Harald Denecken (SPD) sagte heute zu einer geforderten Absage der Veranstaltung am 5. Juni, das ganze sei ein bisschen "zu hoch gehängt".

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  • dpa

Trotz heftiger Kritik will die Stadt Karlsruhe an dem Computer-Event mit Spielen wie Counter-Strike festhalten. Auf einer Informationsveranstaltung im Landesmedienzentrum meinte der Erste Bürgermeister Harald Denecken (SPD) heute zu einer geforderten Absage der Veranstaltung am 5. Juni, das ganze sei ein bisschen "zu hoch gehängt". Für ein Verbot gebe es keine gesetzliche Handhabe. Er gehe davon aus, dass das Event mit rund 1500 Teilnehmern wie geplant stattfindet. Die Karlsruher CDU hatte am Vortag ihrem Oberbürgermeister Heinz Fenrich (CDU) die Gefolgschaft bei diesem Thema gekündigt. Notfalls will sie mit einer Sondersitzung des Gemeinderats die Absage erreichen.

Die Stadt setzt auf "Aufklärung". Die Diskussion habe deutlich gemacht, dass "erhebliche Informationsdefizite" bestünden. Zugleich verwies Denecken darauf, dass bei dem öffentlichen Event in der Schwarzwaldhalle die Jugendschutzbestimmungen eingehalten würden. Damit das ganze nicht zum Wahlkampfthema wird, ist erst nach der Europa- und Kommunalwahl (7. Juni) – und damit auch nach dem Event – eine öffentliche Podiumsdiskussion geplant.

Über die Frage, ob eine Stadt wenige Monate nach dem Amoklauf von Winnenden einem solchen Computer-Event ein Forum bieten soll, ist in Karlsruhe ein heftiger Streit entbrannt. "Killerspiele" fanden sich auch auf dem PC des Amokläufers. Die Landeshauptstadt Stuttgart, wo das Ereignis wenige Wochen nach dem Blutbad von Winnenden und Wendlingen mit 16 Toten ursprünglich hätte stattfinden sollen, hatte es deshalb abgesagt. Daraufhin waren die Veranstalter nach Karlsruhe ausgewichen.

Veranstalter Ralf Reichert von Turtle Entertainment betonte in Karlsruhe, er habe "ehrliches Mitgefühl" mit den Betroffenen von Winnenden. Die kritisierten Computerspiele gehörten aber zur Jugendkultur; Counter-Strike verglich er mit "Räuber und Gendarm". Ein Intel Friday Night Game sei ein "Treffen für Leute mit einem gemeinsamen Hobby". Seit 2002 habe es mehr als 130 Veranstaltungen dieser Art in Deutschland gegeben, vor allem in den Großstädten. Seit einem Jahr gebe es auch internationale Events – von Peking über Los Angeles bis Dubai.

Arne Busse von der Bundeszentrale für politische Bildung verwies auf die Eltern-LAN, bei der Eltern und Lehrer einen Einblick erhalten sollen. "Wir begreifen die Veranstaltung nicht als Werbeveranstaltung für Computerspiele", reagierte Busse auf Kritik, wonach die Bundeszentrale nur als "Feigenblatt" vom Veranstalter dazugeladen sei. (dpa) / (anw)