Klage von Verlagen: Internet Archive begrenzt umstrittenes E-Book-Angebot wieder

In der Corona-Krise hatte das Internet Archive seine umstrittene Open Library weiter geöffnet. Nun ist etwas früher Schluss als geplant.

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Nach Klage von Verlagen: Internet Archive schließt umstrittene E-Book-Bibliothek

(Bild: Proxima Studio/Shutterstock.com)

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Nach der Klage mehrerer US-Verlage will das Internet Archive seine umstrittene "Notfall-Bibliothek" für Buchscans früher als geplant schließen und hofft, so dem potenziell teuren Rechtsstreit noch aus dem Weg gehen zu können. Das teilte Brewster Kahle, der Chef des Projekts, in einem Blogeintrag mit und verteidigte es dabei erneut. Durch die Klage sieht er auch ein schon deutlich älteres Verleihangebot für Buchscans gefährdet, das er nun retten will. Gleichzeitig appelliert er an die Leser des Eintrags, gemeinsam ein digitales System zu bauen, "das funktioniert".

Ende März hatte das Internet Archive seine umstrittene Open Library mit ihren rund 1,5 Millionen Werken geöffnet, die Scans der Bücher konnten seitdem nicht mehr nur von jeweils einer Person ausgeliehen werden. Das war die vorher angewandte Praxis, die auf einer Rechtsinterpretation namens "Controlled Digital Lending" (CDL) beruhte und von Rechteinhabern bereits heftig angegriffen worden war. Aus eingescannten Büchern erstellte E-Books können laut CDL genau einmal verliehen werden, die Zustimmung der Rechteinhaber sei dafür nicht nötig und auch keine Bezahlung.

Nachdem das Internet Archive diese Begrenzung aufgehoben hatte, hatte der US-Autorenverband Authors Guild erklärt, die Pandemie würde als Vorwand genutzt, um das Urheberrecht weiter auszureizen. Das Internet Archive hatte die Öffnung mit der Schließung von Bibliotheken und anderen Einschränkungen in der Corona-Krise begründet, die Lerner von Lernmaterialien trennen würden. Vergangene Woche hatten die US-Verlage Hachette Book Group, Harpercollins, John Wiley & Sons und Penguin Random House dann Klage gegen die sogenannten National Emergency Library eingereicht.

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Mit der Schließung dieser sogenannten Notfall-Bibliothek zum 16. statt zum 30. Juni will das Internet Archive nun wohl verhindern, dass es zu dem möglicherweise sehr teuren Rechtsstreit kommt. Würden die Großverlage ihre Klage fallen lassen, hieße das aber, dass sie die Open Library in ihrer ursprünglichen Form – ein Scan = ein E-Book zum Ausleihen ohne Kompensation an den Rechteinhaber – akzeptieren würden. Das dürfte kaum passieren und es ist nicht sicher, dass sich das Internet Archive mit seiner Rechtsauslegung vor Gericht durchsetzt. Sollte es einen Rechtsstreit aber verlieren, könnte das richtig teuer werden.

(mho)