Nextcloud Hub 5: KI-Tools laufen jetzt lokal für mehr Transparenz

Das Kollaborations-Tool Nextcloud verschreibt sich ethischer KI und holt die Modelle von der Cloud auf den eigenen Server. Auch sonst legt das Projekt nach.

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(Bild: Nextcloud)

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Nextcloud hat Version 5 seiner quelloffenen Kollaborations-Tool-Sammlung Hub veröffentlicht. Darin verschreibt sich der Anbieter vor allem dem Konzept der On-Premises-KI: Die erforderlichen Prozesse laufen für einige Machine-Learning-Tools künftig auf Wunsch auf dem eigenen Server und nicht mehr in der Cloud. Damit will das Unternehmen auch staatlichen Akteuren ein Angebot machen, mit dem sie KI-Tools in einer eigenen, vertrauenswürdigen Umgebung betreiben können.

Zu den teilweise neuen KI-Funktionen, die in Nextcloud ab sofort lokal auf dem eigenen Server ausgeführt werden, zählen unter anderem intelligente Mailboxen, Gesichts- und Objekterkennung in der Photos-Anwendung, eine Bildgenerierung mittels der Grafik-KI Stable Diffusion und Übersetzungen mit Nextcloud Translate. Auch alle anderen KI-Funktionen, die Nextcloud bereits mit Update 4.0 eingeführt hatte, bleiben aber im Tool und können optional verwendet werden. An On-Premises-Umsetzungen dafür arbeite man bereits und erwarte, auch diese Dienste über "Updates im Laufe des Jahres" bereitstellen zu können.

Mit seinem "Nextcloud Ethische-KI Initiative" getauften Framework bewertet der Anbieter diese Werkzeuge künftig aber neu. Ethische KI stuft das Unternehmen laut Firmengründer Frank Karlitschek nach drei Kriterien ein: der Open-Source-Verfügbarkeit des Modell-Trainings und des eingesetzten Modells, der kostenlosen Verfügbarkeit des ML-Modells und der freien Verfügbarkeit der Trainingsdaten, um Biases ausschließen zu können. Auf Basis dieser Kriterien vergibt Nextcloud mit seinem Framework ab sofort ein Ampel-System. Tools, die auf Modellen beruhen, die alle drei Kriterien erfüllen, bekommen das metaphorische grüne Licht zum Einsatz. Admins können darauf basierend Entscheidungen für oder gegen den Einsatz einzelner Plugin-Angebote im eigenen Unternehmen treffen.

Wer möchte, dem bietet Nextcloud ab sofort auch Integrationen von DeepL, ChatGPT, Dall-E, sowie der KI-Erkennungssoftware GPTZero. Auch diese Dienste sind optional, die Entscheidung verbleibt beim Admin.

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Neben diesen Änderungen im KI-Bereich liefert Version 5 auch in anderen Teilen des Hub Neuerungen. Beim Design gibt es eine Reihe neuer Hintergrund-Bilder, die Anwenderinnen und Anwender nicht vom Inhalt ablenken sollen. Bereits seit dem letzten Update passt Hub außerdem das Farbschema der bestimmenden Farben des Hintergrundes an – das funktioniert künftig auch mit selbst hochgeladenen Dateien. Die Kontakt-App hat der Anbieter zudem so überarbeitet, dass alle Information zu Einzelpersonen ab sofort in einer einzelnen Spalte dargestellt werden.

In Nextcloud Files können Admins User-Gruppen, den Circles, künftig geteilte Gruppenordner zuweisen, die anschließend in der Seitenliste erscheinen. Der Nextcloud-Desktop-Client sperrt zudem Dateien, an denen mehrere Mitglieder mitwirken, sobald eine Person sie in einem anderen Programm bearbeitet. Das soll Versionskonflikte verhindern. Neu sind obendrein Workflows, die künftig automatisiert basierend auf Tags für einzelne Dokumente ausgeführt werden. Damit lassen sich künftig auch Policy-Änderungen automatisiert umsetzen und etwa Zugriffsrechte zuweisen oder Dateien mit bestimmten Tags in ein PDF konvertieren.

Vorschau auf den Talk Desktop-Client auf dem Mac. Version 5 des Hub liefert eine Beta.

(Bild: Nextcloud)

Das Meeting-Werkzeug Nextcloud Talk erhält des Weiteren die Option, aus bestehenden Konferenzen Breakout-Räume zu erzeugen. Version 5 bringt ferner erstmals eine Beta für einen Talk Desktop-Client auf allen großen Betriebssystemen – Windows, Mac und Linux.

Alle weiteren Neuerungen, unter anderem zusätzliche Integrationen für Microsoft-Exchange und -Outlook, beschreibt der ausführliche Blogpost des Anbieters. Wer Hub 5 ausprobieren möchte, findet die neue Version des Tool-Pakets ebenfalls auf der Webseite des Projekts. Als freie Software steht der ownCloud-Fork Nextcloud unter der AGPLv3-Lizenz. Firmen können es entweder selbst betreiben oder über eine Enterprise-Lizenz eine vorkonfigurierte Version inklusive Support beziehen.

(jvo)