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React-Team drängt Entwickler zum Einsatz von Fullstack-Frameworks

Nils Hartmann
Bosco,Verticale,(vertical,Forest),In,Milan,City,,Italy

(Bild: Piyawat Nandeenopparit/Shutterstock.com)

Das React-Team überrascht beim Veröffentlichen der überarbeiten Dokumentation zur JavaScript-Bibliothek mit dem Aufruf "Go full-stack with a framework".

Die von der React-Community lange erwartete Veröffentlichung der überarbeiteten Dokumentation zur JavaScript-Bibliothek hat überraschend hohe Wellen geschlagen, wie sie sonst nur bei Releases mit neuen Funktionen zu beobachten sind. Anlass zu Irritationen gibt die vom React-Team mit Nachdruck an Entwicklerinnen und Entwickler gerichtete "Empfehlung", beim Programmieren von React-Anwendungen künftig auf Fullstack-Frameworks wie Next.js oder Remix zu bauen.

Im Vorfeld des zehnjährigen Jubiläums von React bügelt die aktualisierte Dokumentation im Wesentlichen einige bekannte Schwächen aus und rückt unter anderem endlich die Hooks-API in den Vordergrund. Für Aufsehen sorgt vor allem aber ein unverhohlen auf der neuen Homepage react.dev [1] prangender Aufruf des React-Entwicklungsteams: "Wählt ein Full-Stack-Framework. Um eine komplette App mit React zu erstellen, empfehlen wir ein Full-Stack-React-Framework wie Next.js oder Remix".

Während die Resonanz auf die überarbeitete Dokumentation überwiegend positiv ausfällt, hinterlässt die Ankündigung, vollständige React-Anwendungen künftig bevorzugt mit Fullstack-Frameworks wie Next.js oder Remix zu bauen, bei einigen React-Entwicklerinnen und -Entwicklern zumindest Irritationen. Manche interpretieren die Empfehlung für Remix oder Next.js als nichts Geringeres als die Neuausrichtung von React.

Eine ausschlaggebende Rolle spielt dabei sicherlich auch, dass in der Vergangenheit bereits mehrere Entwickler aus dem React-Team von Meta zum Next.js-Anbieter Vercel gewechselt haben – darunter Andrew Clark, der schon im vergangenen Jahr kommentierte: "For Next.js users, I think of this as the 'real' React 18 release [2]". Sein Kollege Sebastian Markbåge, ein React-Team-Mitglied der ersten Stunde, das mittlerweile für Next.js arbeitet, sah sich auf Twitter aber offenbar genötigt, klarzustellen, dass Vercel keinen Fork von React plane [3].

Hinweise auf die neue Zielrichtung von React liefern unterdessen die Neuerungen im Kapitel "Start a New React Project" der Dokumentation – sowie die überraschende Tatsache, dass Verweise auf "Create React App" nahezu komplett entfernt wurden, obwohl es noch immer in vielen Projekten verwendet wird. Bislang wurden viele React-Anwendungen nämlich als Single-Page-Anwendungen (SPA) gebaut, die vollständig im Browser laufen. Den dafür erforderlichen Toolstack samt Build- und Bundler-Tool liefert vorkonfiguriert das "Create React App"-Projekt. Wie es mit dem Projekt nun weitergeht, ist offen [4].

Heise-Konferenz: enterJS 2023

Am 21. und 22. Juni 2023 richten die Veranstalter dpunkt.verlag, heise Developer und iX die Enterprise-JavaScript-Konferenz enterJS in Darmstadt aus. In über 35 Vorträgen [5] kommen JavaScript- und TypeScript-Sprachneuerungen, neue und etablierte Tools und Frameworks – darunter React, SvelteKit und Astro – sowie Barrierefreiheit und Softwarearchitektur zur Sprache.

Ganztägige Workshops [6] stehen sowohl vor Ort als auch online bereit.

Auszug aus dem Programm:

Das React-Team zielt darauf ab, Anwendungen und Komponenten stärker auf den Server zu verlagern und dort zu rendern. Während bei herkömmlichen Single-Page-Anwendungen ein einfacher Webserver genügt, der den JavaScript-Code für den Browser ausliefert, setzt der Fullstack-Ansatz neben einem geeigneten Framework einen kompletten JavaScript-Server im Betrieb voraus, der die gesamte (Fullstack-)React-Anwendung ausführt.

Serverseitiges beziehungsweise beidseitiges Rendern von Anwendungen verspricht eine bessere Performance. Kritiker bemängeln die Performance bei traditionellen SPAs schon lange und sehen sie darin begründet, dass der Browser beim Aufrufen einer SPA zunächst deren JavaScript-Code laden und ausführen muss, bevor die Anwendung sicht- und ausführbar ist. Bei statischen oder serverseitig gerenderten Anwendungen tritt dieser Effekt nicht auf, da der Browser fertiges HTML-Markup vom Server bezieht.

Mittel- bis langfristig wird der Fullstack-Ansatz daher zumindest für einen Teil der Webapplikationen eine wichtige Rolle spielen und öffnet React auch für eher statische Applikationen, für die sich die bisherigen SPA-Ansätze nicht eigneten.

Vor fast genau zehn Jahren, am 29. Mai 2013, erblickte das React-Projekt unter anderem mit dem Claim "Rethinking Best Practices" das Licht der Welt. Nun scheint das Entwicklungsteam hinter der Bibliothek die eigenen Best Practices neu zu überdenken und das Projekt für das nächste Jahrzehnt neu aufzustellen. Mehr zu den Hintergründen und der Motivation des React-Teams für die nun verkündete neue Ausrichtung fasst der Artikel "React Goes Fullstack: Der Beginn einer neuen Ära? [11]" zusammen.

(map [12])


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https://www.heise.de/-8191409

Links in diesem Artikel:
[1] https://react.dev
[2] https://twitter.com/acdlite/status/1549853625673023488?s=20
[3] https://twitter.com/sebmarkbage/status/1635431922397507584?s=20
[4] https://github.com/reactjs/react.dev/pull/5487#issuecomment-1409720741
[5] https://enterjs.de/programm.php
[6] https://enterjs.de/programm.php#pgpart3
[7] https://enterjs.de/veranstaltung-20102-0-react-2023--beginn-einer-neuen-aera.html
[8] https://enterjs.de/veranstaltung-20256-0-tomorrow.js-2023.js-was-wird-das-naechste-grosse-framework.html
[9] https://enterjs.de/veranstaltung-20235-0-react-apps-mit-next.js-bauen.html
[10] https://enterjs.de/veranstaltung-20233-0-react-beyond-the-basics.html
[11] https://www.heise.de/hintergrund/React-Goes-Fullstack-Der-Beginn-einer-neuen-Aera-8178553.html
[12] mailto:map@ix.de