Kommunizieren von einem Nervensystem zum anderen

Der britische Kybernetikprofessor Warwick will über implantierte Chips neuronale Impulse übertragen.

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Von
  • Florian Rötzer

1998 hatte Kevin Warwick, ein britischer und sehr publicitybewusster Professor der Kybernetik, sich für ein paar Tage einen Chip implantieren lassen. Für diesen September kündigt er mit Cyborg 2.0 eine Fortsetzung an. Dann sollen ihm und seiner Frau Chips in den linken Arm eingepflanzt werden, die mit Nerven verbunden werden und angeblich in der Lage sein sollen, neben Bewegungsimpulsen auch Empfindungen wie Schmerzen abzunehmen und zu versenden: "Ich habe das langfristige Ziel, Mitteilungen zwischen Menschen allein durch Gedanken zu senden", kommentierte der Forscher sein Vorhaben, der von sich sagt, dass er auf keine Weise nur ein Mensch bleiben wolle.

Die etwa bei ihm während der Bewegung eines Fingers abgenommenen Nervenimpulse werden an einen Computer gesendet und dort weiter in den Arm seiner Frau, wo sie über Elektroden wieder die Nerven stimulieren sollen. Warwick hofft, dass die relevanten Signale für eine Bewegung nicht nur abgenommen, sondern auch an den jeweils Anderen gesendet und dort reproduziert werden können. Ob die neuronalen Erregungsmuster des einen Menschen genau die Impulse beim Anderen auslösen, die notwendig sind, um die Bewegung zu reproduzieren, ist natürlich prinzipiell eine interessante Frage. Würde das gelingen, dann wäre dies in der Tat eine Gedankenübertragung – oder auch eine Fernsteuerung. Ähnlich wie Bewegungsimpulse könne man womöglich, wie Warwick meint, auch eine Empfindung wie Schmerz, der ein "sehr klar abgehobenes elektronisches Signal im Nervensystem" sei, aufzeichnen und in einem anderen Menschen wieder abspielen. Daher nennt er den Chip auch telepathisch.

Ankündigen lässt sich vieles. Für die Öffentlichkeit jedenfalls kokettiert Irena Warwick damit, dass das Anzapfen der neuronalen Impulse im Arm irgendwie eine sehr intime Sache sei. Sie wolle nicht, dass ihr Ehemann "mit einer anderen Frau vernetzt" ist. Warwick selbst hat dazu auch eine praktische Idee: die neuronalen Aufzeichnungen ließen sich natürlich speichern und zu späterer Gelegenheit wieder abspielen, um dieselben Wirkungen zu erzeugen. Das wäre vielleicht im Fall von Schmerz für Folterer verlockend, andererseits, so Warwick, könne man so ja auch möglicherweise Schmerzen blockieren.

Mehr in Telepolis: Der telepathische Chip des britischen Professors. (fr)