Kontaktloses Bezahlen mit Girocard: PIN erst ab 50 Euro nötig
Kunden in Deutschland müssen ab sofort in den ersten Läden erst ab 50 Euro die PIN eingeben, wenn sie kontaktlos mit Girocard zahlen.
Die ersten Girocardbesitzer in Deutschland können nun an der Supermarktkasse Beträge bis zu 50 Euro kontaktlos quasi im Vorbeigehen bezahlen. Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) verdoppelte das Limit für die Kartenzahlung ohne PIN-Eingabe im Handel von 25 auf 50 Euro pro Nutzung. Die Kreditwirtschaft hatte den Schritt angekündigt [1], um das berührungslose Bezahlen als "hygienische Bezahlmethode" in der aktuellen Situation zu unterstützen.
Erste Kunden können bei Händlern in Hamburg, Kassel, Frankfurt und München zum erhöhten Limit bezahlen, wie die DK mitteilte, anschließend werde flächendeckend umgestellt. "Es ist davon auszugehen, dass zahlreiche weitere Händler schon aufgrund des hohen Interesses an dieser Lösung in den nächsten Wochen und Monaten umstellen werden."
75 Millionen kontaktlose Girocards
"Kontaktlos" bedeutet, dass der Kunde seine Kreditkarte oder Girocard nicht in ein Gerät einschieben muss. Die Daten werden über Nahfunk verschlüsselt mit dem Terminal an der Kasse ausgetauscht, wenn die Karte vor das Lesegerät gehalten wird. Bei geringen Beträgen ist nicht einmal die Eingabe der Geheimnummer (PIN) nötig.
Nach Angaben der Kreditwirtschaft sind inzwischen 75 Millionen der gut 100 Millionen Girocards in Deutschland mit der Kontaktlosfunktion ausgestattet. Viele Geschäfte ermutigen Kunden angesichts der Coronavirus-Pandemie, auf diese Weise zu bezahlen, um eine potenzielle Übertragung zu vermeiden. Auch Kreditkartenanbieter wie Mastercard hatten das Limit für das kontaktlose Bezahlen vor Kurzem heraufgesetzt.
Ansteckendes Bargeld?
Manche Beobachter erwarten wegen der in Coronazeiten zunehmenden Nachfrage nach kontaktlosem Zahlen, dass sich auch die sprichwörtliche Liebe der Deutschen zum Bargeld nachhaltig lockert. Einen Nachweis, dass sich Menschen tatsächlich über Geldscheine und Münzen mit Covid-19 angesteckt haben, gibt es aber bislang nicht.
Forscher in Deutschland schätzen das Risiko eher als gering ein. "Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen", sagte dazu etwa der Virologe Christian Drosten in einem NDR-Podcast. Verbände wie die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik empfehlen dennoch den Bargeldverzicht, weil so der persönliche Kontakt beim Überreichen der Geldscheine entfällt.
Im Vergleich zu häufig berührten Geräten wie Kreditkartenterminals oder PIN-Eingabe-Tasten sei das Risiko zumindest bei Geldscheinen sogar geringer, argumentieren wiederum Ökonomen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die in einem Arbeitspapier kürzlich die Forschungslage gesichtet haben [2]. Und die Eingabe an solchen Terminals wird auch bei kontaktlosen Girozahlungen mit höherem Limit wieder nötig, sobald man fünf Transaktionen getätigt hat oder mit seinen gesammelten Transaktionen über 150 Euro kommt. Wer an der Ladenkasse Zahlungen ohne Berührung will, muss wohl auf Verfahren mit dem Smartphone umsteigen, bei denen auch die Verifikation direkt am Mobilgerät erfolgt. (mit Material der dpa) / (axk [3])
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[2] https://www.finextra.com/finextra-downloads/newsdocs/bisbull03.pdf
[3] mailto:axk@heise.de
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