Konzertstimmung im Kinosaal: 3D-Übertragung erfolgreich

In rund 90 Kinos feierten die Besucher beim weltweit ersten in 3D übertragenen Konzert die Fantastischen Vier. Bildqualität und räumlicher Eindruck konnten größtenteils überzeugen, nur zwischendurch verdeutlichten kleine Fehlerchen, wie technisch anspruchsvoll diese Premiere war.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 130 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Wie die Kinozuschauer trug auch Rapper Michi Beck zeitweise eine 3D-Brille auf der Bühne. Bei ihm war es allerdings nur eine olle Pappbrille, im Kino kam modernere Technik zum Einsatz.

(Bild: heise online)

Über 30.000 Besucher haben laut den Veranstaltern am gestrigen Dienstagabend ein live und in 3D übertragenes Konzert der Fantastischen Vier in rund 90 Kinos gesehen. Wir waren im „The Light“-Kino in Halle an der Saale dabei. Dass das Konzert nicht in voller HD-Auflösung übertragen wurde (die Bilder fürs links und rechte Auge waren in ein 1080i-Signal gequetscht), fiel auf der Kinoleinwand nicht auf. Und auch der räumliche Eindruck konnte zumeist beeindrucken – mit aufwendig nachbearbeiteten 3D-Konzert-Videos wie "U2 3D" durfte man die Live-Übertragung aber nicht vergleichen: Zwischendurch waren immer wieder kleine Fehlerchen wie Unschärfen und Ruckler zu beobachten.

Allgemein überzeugte die visuelle Qualität aber mehr als bei den in 3D übertragenen Spielen der Fußball-WM. Besonders bei ruhigen Sequenzen wie beim Song „Krieger“ spielte die 3D-Technik ihre Stärken voll aus – hier experimentierten die Macher mit Überblendungen, was erstaunlicherweise auch in 3D funktionierte. Schnelle Bewegungen wirkten allerdings häufig ruckelig. Dennoch: Es stellte sich, besonders bei den Steadycam-Aufnahmen, häufig das Gefühl ein, mit den Musikern zusammen auf der Bühne zu stehen.

Für die Konzertübertragung, die im Rahmen einer unter anderem von der Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten 3D-Konferenz in Halle über die Bühne ging, wurde ein immenser Aufwand betrieben – wesentlich mehr, als für eine Übertragung in 2D nötig gewesen wäre. Mehr als 100 Mitarbeiter waren vor Ort in die technische Umsetzung involviert, dabei sind die Musiker sowie die Bühnenarbeiter noch gar nicht mitgerechnet. Die Technik (Kameras, 3D-Rigs, Übertragungstechnik, Satellitenuplink) wurde größtenteils von den Herstellern kostenfrei zur Verfügung gestellt; natürlich nicht (nur) aus purer Begeisterung für das Projekt; schließlich wollen sich die Unternehmenfür das lukrative 3D-Geschäft empfehlen. Andreas Läsker, Manager der Fantastischen Vier, brachte es auf den Punkt: Unter normalen Umständen sei so eine 3D-Übertragung derzeit schlicht nicht finanzierbar.

Die Kosten für 3D-Technik aber werden in naher Zukunft sinken, irgendwann lassen sich 3D-Übertragungen von großen Events wie Konzerten womöglich auch wirtschaftlich realisieren. Laut Aussage der Macher lag die Auslastung in den meisten der teilnehmenden Kinos bei über 90 Prozent, obwohl die Ticketpreise mit teilweise um 20 Euro deutlich höher lagen als bei konventionellen 3D-Filmen. Skeptiker, die im Vorfeld bezweifelten, dass die typische Konzertatmosphäre auch in Kinosälen aufkommt, wurden zumindest in Halle eines Besseren belehrt: Hier hielt es die Besucher nicht in den Kinosesseln – sie feierten begeistert die räumlichen Rapper. (jkj)