Kritik an Internet-Auftritten von Olympia-Bewerberstädten

"Keine der Seiten strahlt die Bereitschaft aus, Sportlerinnen und Gäste willkommen zu heißen und aufzunehmen", meint der Bielefelder Gestaltungswissenschaftler Gerd Fleischmann.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 153 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Als leblos und bürokratisch hat der Bielefelder Gestaltungswissenschaftler Gerd Fleischmann die Internet-Auftritte der fünf deutschen Bewerberstädte für die Olympischen Spiele 2012 kritisiert. "Keine der Seiten strahlt die Bereitschaft aus, Sportlerinnen und Gäste willkommen zu heißen und aufzunehmen. Alle sehen wie öffentliche Verwaltung aus", sagte Fleischmann in einem Gespräch.

Lediglich das Hamburger Web-Portal würde dem Betrachter entgegen kommen. Doch auch hier mangele es an Kreativität. Der Slogan "Feuer und Flamme" sei dem Titel einer vor einigen Jahren in der Oberhausener Industrie-Ruine "Gasometer" gezeigten Ausstellung entnommen und das aus dem Flammen-Motiv "entwickelte dünne grafische Blech in Rot und Blau ist hilflos", meinte Fleischmann.

Mit den Konkurrenten der Hansestadt ging der Design-Professor noch härter ins Gericht: "Düsseldorf mit blutleeren und eckigen farbigen Elementarformen, Frankfurt mit einem armseligen Strichmännchen, Leipzig mit einer Bodenübung in Ziffern und Stuttgart mit einem Bänderspiel, das ich schwarz-weiß genug auf Fotos der Frauenschaft der Nationalsozialisten gesehen habe."

Die von Fleischmann als lieblos und langweilig gescholtenen optischen Konzepte sind nach seiner Meinung ein Spiegelbild der Einstellung der Verantwortlichen zu den Olympischen Spielen. "Freiwillig würde ich mir die Seiten kein zweites Mal ansehen. Olympia ist für sie zu einem Geschäft ohne Liebe verkommen, Standortfaktor, Regionalentwicklung", meinte er. Die Werte, für die das größte Sportfest der Welt stehe, fehlten gänzlich. "Ich suche in allen Bewerbungen neben der Kraft die Schönheit, die Gescheitheit und die Nähe zu den Göttern. Den Geist, aus dem die Spiele geboren wurden." (dpa) / (anw)